Foto: Heiner Müller-Elsner

Im Profil: Heiner Müller-Elsner

Wissenschaft sichtbar machen – Der Fotograf Heiner Müller-Elsner fängt für Magazine wie GEO und den Spiegel Wissenschaftler*innen und ihre Forschung ein. Wie sich die Welt der Wissenschaft vor seiner Kameralinse gewandelt hat, verrät er im Interview.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – wie war ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Am Anfang meiner Karrierelaufbahn hatte ich viel Glück, weil ich für Fotografen aus dem technisch-wissenschaftlichen Bereich gearbeitet habe. Meine Assistenz für diese Fotografen war mein Sprungbrett. So habe ich viele Auftraggeber kennengelernt, wie die Redaktion von GEO. Anschließend kamen weitere Redaktionen wie der Spiegel dazu.

Was sind die größten Herausforderungen in ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Die größten Herausforderungen haben sich ein bisschen relativiert. Als ich vor über 30 Jahren anfing, war es oft so, dass wissenschaftliche Institute oder Forschende sich nicht gerne in die Karten gucken ließen. Da war alles hoch geheim. Das hat sich ziemlich gewandelt. Ich glaube, Wissenschaftler*innen sind sehr viel kommunikativer geworden. Sie haben erkannt, dass sie Sponsoren ansprechen oder Förderer gewinnen können, wenn sie in den Medien über ihre Forschung sprechen. Insofern ist die Arbeit ein bisschen leichter geworden. Was nach wie vor schwierig ist, ist die direkte Kommunikation mit Wissenschaftler*innen über ihr Thema. Das ist eine echte Herausforderung für mich. Vor einem Auftrag bitte ich sie, mir ihr Thema wie einem Dreijährigen zu erklären. Das geht etwa 20-30 Sekunden lang gut, aber dann springen viele wieder in ihren Fachjargon. Meine Aufgabe ist dann zu verstehen: Wo kann ich das Bild machen, das genau darstellt, was der oder die Wissenschaftler*in versucht mir zu erklären? Ich finde faszinierend, was Forschende sich ausdenken können, welche Gedankengänge sie haben und wie sie schaffen, dass etwas Funktionierendes dabei herauskommt. Vielleicht nicht immer das Ergebnis, das sich der oder die Wissenschaftler*in wünscht, aber ich finde den Weg dorthin sehr interessant. In meiner ganzen fotografischen und journalistischen Laufbahn habe ich irrsinnig interessante Leute kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte. Es ist und war ein Genuss, mit diesen Leuten zu sprechen. Und das lohnt sich nach wie vor bei jedem Auftrag.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation aus ihrer Perspektive als Fotograf?

Ich träume davon, dass Wissenschaft wieder sichtbarer wird. Der Aufwand für Forschende, um in der Wissenschaft weiter zu kommen, wird immer größer. Apparaturen werden immer monströser, gleichzeitig sieht man aber immer weniger davon, weil viel verbaut ist. Auch die Ergebnisse werden immer weniger sichtbar. Es sind kaum noch mit dem menschlichen Auge begreifbare oder sichtbare Ergebnisse zu erzählen. In dem Bereich, in dem ich mich bewege, zum Beispiel beim Deutschen Elektronen Synchrotron, einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gesellschaft, berichten wir über für das menschliche Auge vollkommen unsichtbare Dinge und riesige Apparaturen. Es wäre mir manchmal lieber, wenn wieder mehr im Reagenzglas passieren würde. Was natürlich illusorisch und blödsinnig ist, aber für mich als Fotograf wäre das besser (lacht).

 

Was können Bilder über Wissenschaft ausdrücken, was Worte nicht können?

Besonders in der Wissenschaft und in der Technik ist es für das Verständnis sehr wichtig, entsprechende Bilder zu zeigen. Mit meinen Bildern versuche ich, die Begeisterung der Wissenschaftler*innen und die Komplexität ihrer Forschung einzufangen. Aber gerade weil die Thematik komplex und schwer sichtbar ist, könnte auch ein noch so guter Fotograf ohne Text von gute*n Autor*innen wenig bewegen. Es ist eine ganz enge Zusammenarbeit, um Themen für Leser*innen oder Betrachter*innen begreifbar zu machen.


Foto: Heiner Müller-Elsner

Heiner Müller-Elsner lebt in Hamburg und ist seit über 30 Jahren als Fotograf tätig. Dabei liegt einer seiner Schwerpunkte auf der fotografischen Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Technik, was er in zahlreichen Aufträgen für Magazine wie GEO, National Geographic, Spiegel, ZEIT sowie in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten umsetzt.