Foto: ZDF/Ben Knabe

Im Profil: Salwa Houmsi

Bei MAITHINK X hat die Elternzeitvertretung übernommen – Wer sind die Gastmoderator*innen und wie war für sie die Erfahrung eine Wissenschaftssendung zu moderieren? Das erzählen sie uns Im Profil. Heute: Moderatorin und Journalistin Salwa Houmsi.

Was war Ihr erster Gedanke als Sie gefragt wurden, ob Sie die Elternzeitvertretung für Mai Thi Nguyen-Kim übernehmen möchten?

Ich habe mich sehr gefreut. Zum einen natürlich für Mai, dass sie ein Baby bekommt, aber auch darüber, dass das ZDF NEO und MAITHINK X so ein Projekt überhaupt machen. Es zeigt, dass es möglich ist, dass Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, nicht sofort ihre Karriere beenden müssen und ,weg vom Fenster‘ sein müssen, wenn sie Mütter werden. So wird es gesellschaftlich ja oft impliziert – also Karriere oder Kind. Dass eine TV Show in die Elternzeitvertretung geschickt wird, fand ich demnach sehr erfrischend und empowerend. Da können sich einige Entscheider*innen mal eine Scheibe abschneiden.

Für Sie war es die erste Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation. Wie hat Ihnen die Moderation einer Wissenschaftssendung gefallen?

Es war toll! Ich habe schon oft moderiert, aber eine TV-Show, die vor Publikum aufgezeichnet wird, war eine neue, spannende Erfahrung für mich. Das Thema der Sendung „Wir sind alle Verschwörungstheoretiker“ war für mich hingegen nicht neu. Ich habe mich bereits in einer Dokumentation über Xavier Naidoo mit Verschwörungserzählungen auseinandergesetzt. Spannend war für mich nun, dieses Thema wissenschaftlich zu betrachten und die Denkmuster dahinter zu erklären. Also nochmal einen Schritt weiterzugehen in der Auseinandersetzung mit diesem Thema und wirklich verstehen zu wollen, was in unseren Gehirnen passiert, wenn wir an Verschwörungserzählungen glauben. Im Prinzip sind wir alle dafür anfällig. Diese Denkmuster, nun benennen und einordnen zu können, war für mich sehr bereichernd.

Haben Sie das Thema selbst gewählt?

Es war ein Vorschlag der Redaktion und ich war direkt einverstanden. Mai wollte das Thema schon länger bearbeiten in der Sendung.

Wie liefen die Vorbereitungen für die Sendung ab?

Ich habe mich regelmäßig mit der Redaktion per Videokonferenz getroffen und über den Stand der Recherche ausgetauscht. Und so haben wir abwechselnd daran geschrieben und auch einige Male die Darstellung des Themas komplett verworfen. Am Ende haben wir uns gemeinsam für einen popkulturellen Einstieg entschieden, der auch unser roter Faden wurde. Dieser ganze Prozess ging über ein paar Monate.

Dieser popkulturelle Einstieg der Sendung mit einer Verschwörungserzählung über Justin Biebers Frau wurde also quasi auf Sie zugeschnitten?

Es ist eine Elternzeitvertretung und wie früher, wenn in der Schule der Vertretungslehrer kam, wollte ich der Sendung meinen eigenen Touch geben. Dass es in diesem Fall popkulturelle Referenzen und ein starker Bezug zu TikTok sein musste, wurde dann schnell klar. Nach drei Jahren Pandemie war es mir wichtig frischen und aktuellen Wind in die Aufarbeitung dieser Thematik zu bringen. Xavier Naido Snippets können wir doch alle nicht mehr sehen. Und die implizieren eben auch oft, dass nur komplett abgedriftete Aluhutträger an Verschwörungserzählungen glauben. Auf TikTok zeigt sich, dass solche Erzälungen in der Popkultur aber gerade einen absoluten Hype haben und Mainstream sind.

Wie haben Sie gemeinsam mit der Redaktion entschieden, welche Studien, Bilder oder Methoden am besten geeignet sind, um das Thema „Verschwörungserzählungen“ zu erklären?

Zum Glück gibt es in der Redaktion Wissenschaftsjournalist*innen, die sehr viel Erfahrung haben. Das Skript hatte tausende Entwürfe. Für viele Sachverhalte hatten wir zunächst ein anderes Bild oder eine andere Studie gewählt, um sie zu erklären. Einige haben wir aber wieder verworfen, weil vieles anfangs schlüssig klang – es am Ende aber doch zu kompliziert war. Wie schaffen wir es, dass eine halbe Stunde gesprochener Text in einer Unterhaltungsshow nicht zu trocken, sondern fesselnd ist? Wie schaffen wir es, dass die Leute im besten Fall nicht noch mal zurückspulen müssen? Die Arbeit als Team und die Art und Weise, wie die verschiedenen Bereiche der Redaktion, also Recherche, Wissenschaft, Kreative und ich als Moderatorin, gemeinsam an diesen Fragen getüftelt haben, das fand ich wirklich cool.

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Salwa Houmsi ist Journalistin und Moderatorin. Bis 2019 war sie Host des preisgekrönten Formats „Jäger und Sammler“ von Funk. Für ihren Beitrag zu „Frauen im Pop – Wo ist die Gleichberechtigung“ gewann sie den International Music Journalism Award. Sie ist derzeit unter anderem Moderatorin bei „Aspekte“ und wurde für ihr Format „13 Fragen“ mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Foto: Marco Justus Schöler