Foto: ZDF/Ben Knabe

Im Profil: Aminata Belli

Bei MAITHINK X hat die Elternzeitvertretung übernommen – Wer sind die Gastmoderator*innen und wie war für sie die Erfahrung eine Wissenschaftssendung zu moderieren? Das erzählen sie uns Im Profil. Heute: Moderatorin und Reporterin Aminata Belli.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie gefragt wurden, ob Sie die Elternzeitvertretung für Mai Thi Nguyen-Kim übernehmen möchten?

Mein erster Gedanke war: Ja, auf jeden Fall! Ich habe mich wahnsinnig gefreut, weil ich die Sendung sehr gerne mag und weil ich auch selber noch nie so eine Art Show gemacht habe.

Für Sie war es die erste Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation. Wie unterschied sich die Moderation der Sendung zu ihrer sonstigen Tätigkeit?

Mir ist aufgefallen, dass ein ziemlich großes Team sehr genau auf die Quellen und Daten schaut. Ich arbeite viel im öffentlich-rechtlichen Bereich. Für meine Arbeit ist es immer Standard, dass Fakten sorgfältig gecheckt werden. Aber bei MAITHINK X wurde es noch intensiver gemacht. Bis kurz vor der Show wird noch mal alles gecheckt. Davon war ich sehr beeindruckt.

Haben Sie das Thema „Arm und diskriminiert“ selbst ausgewählt?

Es gab Vorschläge mit verschiedensten Themen, aber ich wollte unbedingt eine Folge zu Klassismus machen. Auch, weil ich aktuell an einer Doku-Reihe für ZDF-Info arbeite, die „Kiez & Knete unterwegs mit Aminata Belli“, heißt. Da spreche ich mit ganz unterschiedlichen Menschen, mit armutsbetroffenen Leuten, aber auch mit Reichen. Ich habe mich besonders in diesem Jahr sehr viel mit dem Thema beschäftigt. Zudem finde ich, dass darüber noch zu wenig gesprochen wird. Und wenn wir darüber sprechen, dann nicht richtig.

Was meinen Sie mit, es wird „nicht richtig“ darüber gesprochen?

Ich finde, dass man hier und da schon mal hört, dass nicht jede*r die gleichen Chancen hat. Worüber aber nicht viel gesprochen wird, sind die Zahlen dahinter. Viele Menschen wissen nicht, ab wann man armutsbetroffen ist oder dass jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut lebt. Aber auch nicht, ab wann man als reich gilt. Ganz oft ist Armut in Deutschland nicht sichtbar oder wird falsch gesehen. Viele denken, Obdachlose sind arm, aber es gibt viel mehr Menschen die in Armut leben. Am Ende muss man aber zur Erkenntnis kommen, dass wir auch mit dieser einen Sendung nicht alles abdecken können.

Wie unterschied sich die Moderation dieser Sendung zu Ihrer sonstigen Tätigkeit?

Ich behandele in den Formaten, die ich moderiere, oft gesellschaftskritische Themen. Das Thema war für mich also nicht neu. Aber allein in einem Studio vor drei Kameras zu stehen, immer zwischen diesen zu wechseln und dazu noch einen Text vom Prompter abzulesen, also nicht spontan zu reden, das war für mich neu.

Warum finden Sie Wissenschaftskommunikation wichtig?

Wissenschaft ist etwas Handfestes. Und vielleicht sogar das Einzige, was uns auch bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen helfen kann. Es ist wichtig, Menschen zuzuhören, um Zusammenhänge zu verstehen. So wie ich das zum Beispiel in meiner Arbeit mache. Da geht es um Gefühle, Wahrnehmungen und Lebensrealitäten. Wir brauchen aber Wissenschaft, um das zu erklären oder zu belegen. Und auch, um zu zeigen, dass vieles von dem, was ich in Interviews höre, oft nicht nur ein Gefühl ist, sondern dass vieles System hat.

Deshalb finde ich es so wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen und dass es Sendungen wie MAITHINK X gibt, die Wissenschaft zugänglicher machen. Ich habe nach der Sendung viele Nachrichten bekommen – womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Viele haben gesagt: „Toll, dass ihr das verständlich erklärt habt!“ Es liest nicht jede*r eine wissenschaftliche Arbeit oder kauft ein Buch. Es braucht diese niedrigschwellige Wissenschaftskommunikation.

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Aminata Belli ist Moderatorin und Reporterin. Sie moderiert unter anderem „deep & deutlich – eine NDR Talkshow“. Für das interaktive Reportage Format „follow me.reports“ gewann sie den deutschen Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises 2021. Foto: Erik Hartung