Grafik: Anne Weißschädel

Zeit, Geld, Anerkennung und bessere Zusammenarbeit

Was wünschen Sie sich, um in Zukunft mehr oder besser kommunizieren zu können? Eine Frage mit vielen Antworten. Die Teilnehmenden an unserer Umfrage zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation haben neben allgemeinen Wünschen wie Zeit und Geld auch zahlreiche konkrete Vorschläge geäußert. Teil zwei der Auswertung.

Mehr Reichweite, mehr Interesse der Bevölkerung an wissenschaftlichen Themen und mehr Scientific Literacy – das sind vielleicht die idealistischsten Wünsche für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation. Wie man da hinkommen kann, haben einige Teilnehmende der Umfrage konkretisiert. Insgesamt 145 Personen haben die Frage „Was wünschen Sie sich, um in Zukunft mehr oder besser kommunizieren zu können?“ beantwortet. Die zehn meistgenannten Themen waren:

Schwerpunktdiagram mit den Wünschen, die die Teilnehmenden für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation haben.
Diese Frage wurde insgesamt 145 Mal beantwortet. Grafik: Anne Weißschädel

Die meisten Teilnehmenden haben ihre Wünsche noch konkretisiert. Mehr Zeit sollte beispielsweise für Recherche, Hintergrundgespräche mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, zum Schreiben oder auch für Fortbildungen geschaffen werden. Zusätzliches Geld sollte in langfristige Kommuniaktionsstrukturen, Evaluationsprozesse, crossmediales Arbeiten oder zielgruppengerechtere Ansprache fließen. Doch neben diesen harten Kriterien gibt es auch bei weicheren Faktoren noch Verbesserungsbedarf:

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
Grafik: Anne Weißschädel

Zu den Themen Austausch und Kooperation wünschten sich Teilnehmende beispielsweise „mehr Unterstützung von Forschenden bei Kommunikationsprojekten“, „mehr Mut zur Meinung seitens der Wissenschaftler“, „weniger Skepsis gegenüber der Presse“ und einen „regelmäßigen Austausch mit den Forschenden im eigenen Haus“. Weiter wurde ein „schnellerer Informationsfluss aus der Wissenschaft in die Kommunikation und den Journalismus“ genannt. Auch eine bessere Vernetzung und „mehr Austauschmöglichkeiten mit anderen Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren“ sowie mit Journalistinnen und Journalisten wurden immer wieder als wünschenswert erwähnt. Hier wurden auch ein „besserer Zugang zu Medien wie Tageszeitungen“ und eine „verbesserte Zusammenarbeit mit Wissenschaftssendungen“ genannt. Sehr konkret war die Idee, „ein nationales Online-Magazin zu Forschungsprojekten an ganz unterschiedlichen Institutionen in Deutschland“ zu gründen. Eine Grundvoraussetzung für engere Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen könnte gegenseitiges Vertrauen und Anerkennung sein:

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
Grafik: Anne Weißschädel

Doch was bedeutet konkret „mehr Anerkennung und Vertrauen in die Wissenschaftskommunikation aus dem System Wissenschaft“? Hier wünschen sich Teilnehmende der Umfrage zum Beispiel einen „Kulturwandel im Mindset der Forscher“ aber auch einen höheren Stellenwert von Wissenschaftskommunikation, „ein Umdenken im Wissenschaftsbetrieb“ selbst und „mehr Anerkennung der professionellen Kompetenzen durch alle Akteure, denn Kommunikatoren sind mehr als nur Dienstleister für die Wissenschaft(ler).“ Eine weitere Person wünscht sich mehr „Verständnis von Nichtkommunikationsfachleuten dafür, dass Kommunikation komplex und nicht einfach ein Nebenbeiprodukt ist.“ Ein höherer Stellenwert der Wissenschaftskommunikation könnte wiederum durch „mehr Wissen über gute Wissenschaftskommunikation“ bei allen Gruppen geschaffen werden – ein weiterer Kernpunkt der Wunschliste:

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
Grafik: Anne Weißschädel

Die Wünsche im Bereich Aus- und Weiterbildung betreffen drei große Themenbereiche: Technik, Inhalt und Strategie. Zu den Nennungen gehören technisches Wissen über Social-Media-Werkzeuge, crossmediale Produktionsweisen und digitale Publikations-Plattformen. Inhaltlich gibt es Bedarf an Schulungen dazu, wie „Wissenschaft verständlich kommuniziert werden kann, ohne zu stark zu vereinfachen“. Und auf strategischer Ebene wurden Schulungen zu Kommunikationsstrategien und Zielgruppen genannt.

Die Wünsche in dieser Kategorie bezogen sich zum Teil auf die Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren, andere aber auch explizit auf Forschende, wie: „Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten wissen, wie wir besser/effektiver mit nicht Akademikerinnen und Akademikern umgehen und uns besser auf unser Publikum einstellen können“. Dafür wünschen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wiederum mehr Unterstützung den Pressestellen. Die wiederum fordern dafür mehr Personal:

Mehr Personal / Planstellen

Der Wunsch nach mehr Personal ist in vielen Antworten direkt mit dem Wunsch nach mehr und auch langfristiger Finanzierung verknüpft. Feste Planstellen für Wissenschaftskommunikation wurden hier mehrfach genannt. Konkret wünschte sich jemand aber auch, dass er oder sie eine „tolle Mitarbeiterin halten kann“.

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
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Ein sehr grundsätzlicher Punkt auf der Wunschliste ist der nach mehr Offenheit, Transparenz und Neutralität. Das gilt zum einen für den Wissensaustausch mit Akademikerinnen und Akademikern außerhalb der Wissenschaftswelt, wie dieser einzelne Wunsch einer Ärztin nach „einfacher Einsicht in Ergebnisse neuester Studien“ zeigt. Zum anderen gilt es für den Dialog des Systems Wissenschaft mit der Gesellschaft: „Wissenschaft sollte ihre gesellschaftliche Verantwortung sehen und wahrnehmen“ wurde hier ebenso gefordert, wie „mehr direkte Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern“ oder auch „mehr Bescheidenheit bei den Wissenschaftsorganisationen“ selbst. Doch für einen echten Dialog braucht es auch die Bereitschaft der Menschen, sich mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen:

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
Grafik: Anne Weißschädel

Hier sind die Zielgruppen gefragt: Die Community wünscht sich zum Beispiel Menschen, „die bereit sind, über ihren eigenen Tellerrand zu blicken und sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu befassen; Menschen, die dafür Zeit und Geld investieren, indem sie Medien abonnieren und zu Info- oder Diskussionsveranstaltungen gehen. Kurz: Offene, mündige Bürger, die sich einbringen.“ Doch es ist auch klar, dass die Empfänger dafür Ressourcen wie Zeit, Bildung, Scientific Literacy und Medienkompetenz brauchen. Hier wird vereinzelt konkret an das Schulsystem appelliert, zum Beispiel äußert jemand den Wunsch nach „guten Lehrmaterialien, unter CC-Lizenz, auf Deutsch und mit guten Abbildungen wissenschaftlicher Prozesse“. Doch all die inhaltlichen Verbesserungen können – wenn es blöd läuft – an den gegebenen technischen Voraussetzungen scheitern, beispielsweise den Algorithmen der großen Social-Media-Plattformen:

Auflistung konkreter Wünsche zum Thema.
Grafik: Anne Weißschädel

Hier wurde mehrfach der Wunsch nach besserem Datenschutz und transparenten Algorithmen der sozialen Netzwerke oder direkt „Alternativen zu Twitter und Facebook“, aber auch nach freiem, schnellen Internet geäußert. Nicht ganz so global waren Wünsche nach besserer technischer Ausstattung, guten Tools zur Visualisierung komplexer Daten, zum digitalen Publizieren und einfacherem technischen Handling für Websites.

Dieser Wunschzettel für die Wissenschaftskommunikation der Zukunft ließe sich noch ewig verlängern. Insgesamt gab es 48 weitere Nennungen. Darunter:

  • Mehr Wissenschaft im Lokalteil und den Medien allgemein
  • Gut ausgebildete Wissenschaftsjournalisten, die Inhalte einfach, aber richtig darstellen
  • Wissenschaftskommunikation in Förderbedingungen einbauen und konkrete (karriererelevante) Anreize für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
  • Mehr Events in mittleren Städten und Engagement zum Beispiel bei Stadtmarketing-Events
  • Mehr Forschung zur Wissenschaftskommunikation
  • Mehr Journalisten, die wissenschaftliche Themen für die Medien kuratieren
  • Mehr Langformen mit Tiefgang

Und ein Plädoyer für Kooperationen mit der Kreativwirtschaft: „Wissenschaft spricht nicht für sich selbst. Nur die Menschen, die sich mit Wissenschaft beschäftigen, können das tun. Eine große Herausforderung der Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter ist die Dissoziation von Wissenschaft und Gesellschaft. Dem müssen wir begegnen und Brücken schlagen. In der Kreativwirtschaft liegt dafür enormes Potenzial. Unsere Vision: Wenn Wissenschaft kommuniziert wird, geschieht das in Kollaboration mit Kreativen, mit Künstlern und Designern.“

Ob es für einige dieser Wünsche schon konkrete Lösungsansätze gibt? Darüber sprechen wir Mitte April in einem Interview mit der Strategieabteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Auch unsere Umfrageteilnehmenden haben hierauf einige Antworten gegeben.