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Zehn Tipps für den Start auf Instagram

Wissenschaftskommunikation auf Instagram?
Aber klar! Zehn Tipps liefern nützliches Basisiswissen und reichlich Inspiration für den Start eines Wissenschaftsaccounts.


Die Social-Media-Plattform Instagram hat sich innerhalb von zwölf Jahren von einem Portal für Urlaubs-, Tier-, und Food-Fotografie zu einem multimedialen Netzwerk des Austausches entwickelt. Viele Menschen nutzen Instagram als Nachrichtenportal, Tageszeitungen und Journalist*innen sind vertreten, Forschungseinrichtungen verfügen zunehmend über einen hauseigenen Kanal. Für Forschende bietet sich ein Instagram-Profil als niedrigschwelliger #Wisskomm-Blog an. Es lohnt sich also, auf der zweitgrößten Social-Media-Plattform weltweit präsent zu sein. Darum hier zehn nützliche Tipps für einen gelingenden Start auf Instagram: 1

Übersicht über die wichtigsten Funktionen der Instagram-App. Links ist zu sehen, wie das eigenene Profil aufgebaut ist. Rechts das Home Feed, auch Timeline genannt, gezeigt. Hier erscheinen Beiträge von Nutzer*innen, denen man selbst folgt. Grafik: Lena Schwenker
  1. Welche Formate bietet die Plattform?
    Klassischerweise können auf Instagram Bilder gepostet werden. Karussell-Posts ermöglichen mittlerweile sogar das Hochladen einer ganzen Galerie an Bildern mit bis zu zehn einzelnen Elementen. Auch Animationen und kurze Videos können in einer Galerie mit Bildern kombiniert werden. Per Wischbewegung kann der oder die Leser*in dann zwischen den einzelnen Elementen navigieren. So können Bilder aus dem Forschungsalltag schnell und anschaulich geteilt werden. Infografiken oder Text-Kacheln bieten sich ebenso für einen Instagram-Post an, zum Beispiel um die wichtigsten Ergebnisse der neuesten Publikation zusammenzufassen. Selfies sind zwar nach wie vor beliebte Inhalte, aber auch Beiträge ohne das eigene Gesicht erhalten große Aufmerksamkeit. Der Kanal @doktorwissenschaft des Chemikers Tom Boetticher zeigt, dass ein Wissenschaftsprofil auch ohne Selfies eine Reichweite von über 80.000 Follower*innen erzielen kann. Wer extrem wenig Zeit hat und schon alle Ressourcen in einen Twitter-Thread gesteckt hat, kann auch Screenshots davon wiederverwenden.

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  2. Und wie war das jetzt mit den Videos?
    “Wenn wir uns anschauen, was die Leute auf Instagram teilen, verschiebt sich das mit der Zeit immer mehr zu Videoinhalten“, sagte Instagram Chef Adam Mosseri Ende Juli 2022 auf Twitter. Videos werden auf Instagram „Reels“ genannt und im Format 9:16, also hochkant, ausgespielt. Die App bietet eine Vielzahl von Effekten, Bearbeitungs- und Schnittmöglichkeiten, sodass Videos mit einer Länge von bis zu 90 Sekunden direkt auf der Plattform produziert werden können. Die Qualität gängiger Smartphonekameras reicht für kurze Clips vollkommen aus – somit ist kein zusätzliches Equipment nötig. Reels eignen sich sehr gut, um einen kurzen Einblick in den Wissenschaftsalltag zu geben, eine Methode zu zeigen oder auch kurze knackige Fakten zu erklären. Dabei ist nicht unbedingt viel Aufwand nötig, denn auch Clips von wenigen Sekunden erzielen oft große Reichweiten. Wer nicht selbst vor die Kamera möchte, kann Animationen oder „Diashows“ erstellen und so Inhalte vermitteln oder Interesse erzeugen. Die Verwendung  häufig verwendeter Audiospuren oder Filter kann zusätzlich die Reichweite steigern. Beim Stöbern durch andere Reels verrät ein Click auf die Tonspur, wie häufig diese von anderen Nutzer*innen verwendet wurde. Doch auch ohne trendiges Audio kann ein Reel eine hohe Reichweite erzielen, beispielsweise wenn es einen Nerv der Community trifft und sich Menschen mit dem Inhalt identifizieren können.
  3. Mit welchem Instagram-Format möchte ich starten?
    Welche Formate am besten geeignet sind, hängt unter anderem von Zielgruppe und Kommunikationsziel ab. Soll eine bereits interessierte Öffentlichkeit angesprochen werden, die sich gerne Zeit nimmt, einen längeren Text zu lesen? Dann können Beiträge mit Textkacheln gut funktionieren. Oder soll neues Interesse an Wissenschaft geweckt werden? Dann eignen sich vielleicht kurze, amüsante Reels, die weniger in die Tiefe gehen. Sind Zielgruppe und Kommunikationsziel festgelegt, hilft es, die Plattform aus der Perspektive einer Person zu betrachten, die man erreichen möchte. Oder zu überlegen, welche Art von Content die eigene Aufmerksamkeit in den Bann zieht. Letztendlich sollte bei der Wahl des Formats auch der Spaß im Vordergrund stehen. Es hilft, sich selbst regelmäßig auf der Plattform umzuschauen und zu experimentieren, um herauszufinden, mit welcher Art von Inhalten man sich wohlfühlt.
  4. Wie soll ich denn in wenigen Sekunden oder ausschließlich mit Bildern Wissenschaft erklären?
    Was alle der oben genannten Formate gemeinsam haben: Die Caption, also die Bildunterschrift. Bis zu 2000 Zeichen ermöglichen eine Einordnung oder Erklärung des Inhalts als Mini-Blogbeitrag. Abgesehen von den gängigen Regeln für verständliches Schreiben ist eine knackige Kopfzeile wichtig für die Bildunterschrift. Diese bindet die Aufmerksamkeit der Nutzer*innen und mit etwas Glück lesen sie die komplette Beschreibung durch. Ein Ziel von Reels kann beispielsweise sein, ausschließlich Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit auf die Caption zu lenken, die dann den eigentlichen Inhalt liefert. Ein solches Video kann mit wenig Zeitaufwand erstellt werden. Um die Lesbarkeit der Caption zu erhöhen, sollte der Text in Abschnitte eingeteilt sein. Emojis können hier als optische Anker dienen.

     

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  5. Muss es immer ein aufwändiger Post mit Text sein?
    Stories bieten eine niedrigschwellige und unkomplizierte Möglichkeit, direkte Einblicke in den Forschungsalltag zu geben. Hier können Fotos, Videos oder Text für 24 Stunden geteilt werden. Die Stories sind dabei in Abschnitte von 15 Sekunden unterteilt und können beliebig lang sein. Hier kann man zum Beispiel live von einer Forschungfeld, aus dem Labor oder von einer Konferenz berichten. Oder auch testen, wie viel Wissen bei den Follower*innen vom letzten Post hängen geblieben ist. Denn ein großer Vorteil von Stories sind die Interaktions-Sticker: verschiedene Umfragen und Quiz-Tools ermöglichen in der Story einen direkten Austausch mit der Community. Außerdem können Beiträge und Reels in der Story geteilt werden. Und was passiert nach 24 Stunden? Alle Beiträge werden automatisch in einem persönlichen Archiv gespeichert und können als sogenannte Story-Highlights im Profil verewigt werden.
  6. Wie kann ich auf externe Inhalte verweisen?
    Auch wenn sich Instagram lange dagegen sträubte – seit einiger Zeit ist es allen Nutzer*innen möglich, Links in die Story einzubetten. Auch der Link in Bio ermöglicht es, auf externe Links wie das Impressum, die Institutsseite, weiterführende Literatur, Quellenangaben oder das letzte Zeitungsinterview zu verweisen. Mit Tools von Drittanbietern können ganz einfach mehrere Links unter einer Adresse zusammngefasst werden.
  7. Wie kann ich neue Menschen erreichen?
    Der wohl wichtigste Faktor, um die Reichweite eines Postings zu erhöhen, ist die Interaktionsrate. Liken, kommentieren, teilen oder speichern Nutzer*innen den Beitrag, wird dies vom Algorithmus honoriert und der Beitrag wird einer größeren Gruppe an Nutzer*innen außerhalb ihrer Followerschaft angezeigt. Um die Interaktion zu steigern, hilft es, diese konkret mit einem sogenannten Call to Action einzufordern. Entweder, mit einer Erinnerungs-Folie am Ende des Postings: “Hat Euch der Beitrag gefallen? Schreibt es in die Kommentare!”. Oder mit einem Anstoß zum Meinungsaustausch unter dem Post, am besten mit humorvollen oder intuitiv beantwortbaren Fragen. Schwierige Fragen, die eine lange Antwort benötigen, werden nur selten in Kommentaren beantwortet. Auch die eigene Interaktion mit Inhalten anderer kann sich auf die eigene Sichtbarkeit auswirken. Kommentiert man beispielsweise unter die Posts großer Kanäle, können einen potenzielle Follower*innen sehen. Gleichzeitig unterstützt das die Inhalte des anderen Kanals – es lebe die #Wisskomm-Community!
    Ebenso steigern gegenseitige Markierungen in Stories die Sichtbarkeit. Klassischerweise können Beiträge auch mit Hashtags verschlagwortet werden, um so ein bestimmtes Publikum besser zu erreichen. Dabei sollten Sie recherchieren, welche Hashtags die Zielgruppe verwendet oder verfolgt. Um die Wissenschaftskommunikations-Community auf Instagram zu finden, sind zum Beispiel folgende Hashtags nützlich: #wisskomm, #scicomm, #sciencefluencer, #sciencerely, #wisskommsquad.
  8. Wie bleiben potenzielle Follower*innen auf meinem Profil hängen?
    Hier ist der erste Eindruck entscheidend. Bestenfalls erhalten potenzielle Follower*innen direkt einen Überblick, was sie auf dem Profil erwartet. Die Biografie bietet 150 Zeichen für eine kurze Vorstellung oder Kanalbeschreibung. Hier können wichtige Schlagworte zur eigenen Forschung und die Instagram-Kanäle affiliierter Institutionen erscheinen. Je nach persönlichem Geschmack können hier auch Emojis passend zu den eigenen Kernthemen als optische Anker dienen. Wichtig ist, dass die Bio auf den ersten Blick vermittelt, wer hinter dem Kanal steckt und einen Grund zum Folgen liefert. Über die 150 Zeichen der Kurzbeschreibung hinaus gibt es zusätzliche Felder für Pronomen und Namen. Außerdem kann der Eindruck von Regelmäßigkeit Menschen dazu bewegen, auf den Follow-Button zu klicken. Denn dadurch wissen die Leute, was sie erwartet und folgen eher. Hierbei helfen thematisch wiederkehrende Formate oder Kategorien. Beispielsweise könnte unter der Kategorie “Wissenschaftsalltag” regelmäßig ein Video aus dem Forschungsalltag gepostet werden oder unter der Kategorie “Fun Facts” eine Infokachel mit witzigen Fakten aus dem eigenen Forschungsbereich.
    Zusätzlich können Markenfarben, die in allen Posts aufgegriffen werden, ein ordentliches Gesamtbild und einen Wiedererkennungswert schaffen. Auch Story-Highlights können zum ersten Eindruck beitragen und mit passenden Titelbildern zusätzlich den Gesamteindruck des Profils verbessern. Wichtige Posts können im ansonsten chronologischen Feed an erster Stelle gepinnt werden.
  9. Wer liest denn jetzt eigentlich meine Inhalte?
    Dieser Abschnitt lässt das Wissenschaftler*innenherz höher schlagen: Auch auf Instagram können Daten analysiert werden. Das Instagram Analytics Tool gibt Aufschluss über Wohnort, geschlechtliche Zugehörigkeit und Alter des virtuellen Publikums. Auch Aktivitätszeiten können analysiert werden, um optimale Postingstrategien zu entwickeln. Außerdem gibt es Statistiken zur Entwicklung der Followerzahlen und Interaktionsraten. Hier nicht abschrecken lassen – der letzte Post hat “nur” 50 Leute erreicht? Im Vergleich zu großen Influencer*innen mag das wenig erscheinen. Aber stellt man sich die 50 Menschen als Publikum bei einem Vortrag vor, sind das doch einige. Für den Zugriff auf Analyse-Tools muss der Account als Business Account geführt werden. Wichtig: Ein Business-Instagram-Profil fällt unter die Kategorie “Blog” und unterliegt damit der Impressumspflicht. Einer der weiterführenden Links in der Bio sollte also zu einem Impressum führen.
  10. Wie regelmäßig muss ich posten?
    Regelmäßigkeit ist zwar ein wichtiger Faktor für das Wachstum eines Accounts, kann aber auch zeitaufwendig sein. Eine konstante Followerschaft, die sich wirklich für die Inhalte interessiert, wächst mitunter nur langsam. Dennoch: besser mit weniger Inhalten sichtbar sein, als unsichtbar. Wer nicht da ist, kann auch nicht von einer interessierten Öffentlichkeit, anderen Kommunikator*innen, potenziellen Studienteilnehmer*innen, Kollaborationspartner*innen oder Journalist*innen gefunden werden.