Foto: Sascha Ott, CC BY-SA 4.0

Im Profil: Sascha Ott

Als studierter Physiker und Journalist mit einer Leidenschaft für Improvisationstheater und Kabarett, fand Sascha Ott seine eigene Art der Wissenschaftskommunikation. Sein Ansatz: Wissenschaft unterhaltsam, aber kompetent vor Publikum präsentieren.

Wir streichen den Satz „Es hat sich alles so ergeben…“ und wollen wissen, was Sie in Ihre Position gebracht hat.

Meine spezielle Form der Wissenschaftskommunikation habe ich vor gut zehn Jahren entdeckt. Was macht man aus der Studienkombination Physik und Journalistik und einer Leidenschaft für Improvisationstheater und Kabarett? Der Kontakt zu den „Physikanten & Co.“, dem größten Anbieter von Wissenschaftsshows in Deutschland, entstand — wie es halt oft so ist — über eine persönliche Bekanntschaft. Aber mir war sofort klar, dass diese Mischung aus Wissenschaft, Präsentation und Comedy wie für mich gemacht war.

Wissenschaft unterhaltsam, aber kompetent vor Publikum präsentieren. Das war der Ansatz. Nach und nach entwickelten sich daraus die unterschiedlichen Bereiche, in denen ich jetzt im Einsatz bin. Immer häufiger verbinde ich Elemente der Science-Show mit Moderationen von Veranstaltungen mit technisch-wissenschaftlichem Hintergrund. Seit einigen Jahren arbeite ich mit der Agentur „5-Sterne-Redner“ zusammen und halte als „Keynote-Speaker“ Vorträge zu unterschiedlichen Themen der Wissenschaft. Besondere Freude bereitet mir ein Arbeitszweig, den ich vor zwei Jahren mit den „Physikanten“ entwickelt habe: Die „Wissensshows für Grundschulen“ begeistern Kinder im Alter von 6-10 Jahren mit spannenden Experimenten und altersgerechten Erklärungen — Wissenschaftskommunikation, wie sie unmittelbarer kaum sein kann.

Besteht Ihre Arbeit aus dem, was Sie am besten können oder am liebsten tun?

Auf den ersten Blick haben Physik und Journalismus nicht besonders viel gemeinsam, eher im Gegenteil: Der Physiker weiß alles über ein winziges Nichts, der Journalist immer nur ein winziges Nichts über fast alles. Die Gemeinsamkeit liegt weniger auf der inhaltlichen als auf der formalen Ebene: in der Suche nach Strukturen. Und hier sehe ich auch letztlich sowohl meine Talente als auch meine liebste Beschäftigung.

Denn genau wie es in der Physik im Wesentlichen darum geht, Strukturen und Gesetzmäßigkeiten in der beobachtbaren Natur zu finden, versucht auch der Journalist die Masse amorpher Daten und Informationen zu einem schlüssigen, verständlichen und im besten Fall sogar interessanten Medienbeitrag zu strukturieren. Das gilt für die Wissenschaftskommunikation in besonderem Maße. Denn hier erfordern die Gegenstände der Berichterstattung häufig ein besonders großes Maß an Struktur in Form von Übersetzung in eine verständliche Sprache, Bezug zur Alltagswelt und Einordnung der Relevanz. Diese Arbeit mit einer großen Prise Humor zu versehen, ist das, was ich am liebsten tue — und wohl auch am besten kann.

Was ist Ihrer Meinung nach die Kernaufgabe von Wissenschaftskommunikation?

Meiner Erfahrung nach stehen wir in der Wissenschaftskommunikation immer noch ganz stark vor der Herausforderung, in der Öffentlichkeit über Wissenschaft ohne Scheu und trotzdem nicht zwanghaft reißerisch zu sprechen. Moderatoren, die unsere Science-Shows ankündigen, fällt oft nicht mehr ein als die reflexhafte Warnung „Uiii, jetzt wird´s aber gefährlich!“ oder das stupide Bekenntnis „Also ich war in der Schule ja eine Niete in Physik…“ Auf der anderen Seite verbreiten Medien mitunter Heilsversprechen  wie „Zweite Erde?“, „Krebs besiegt?“ etc., die Wissenschaft auf ihren gemächlichen und oft verschlungenen Wegen nicht einlösen kann.

Einen erfreulich unkomplizierten und positiven Ansatz verfolgen in dieser Hinsicht oft junge Eltern. Sie haben verstanden, dass es für ihre Kinder wichtig ist, Wissenschaft und Technik aufgeschlossen zu begegnen. Und sie kennen ihre Kinder gut genug, um zu wissen, dass dies am besten über Begeisterung für die faszinierende Erklärmacht der Wissenschaft bei den einfachen alltäglichen Zusammenhängen geschieht. Wissenschaft ist nicht die Lösung all unserer Probleme aber auch kein Buch mit sieben Siegeln — diese Botschaften muss Wissenschaftskommunikation vermitteln.