Foto: Melanie Preu / WiD

Webvideo-Hackathon – kreatives Teamwork unter Zeitdruck

Wie kommt man in zwei Tagen von der Wissenschaftskommunikationsidee zum ersten Rohschnitt? Das haben Studierende und junge Forschende beim Videotraining von Fast Forward Science* und dem Luxembourg National Research Fund ausprobiert. Projektmanagerin Marina Wirth erklärt das Format. 

Frau Wirth, was genau kann man sich unter einem Webvideo-Hackathon vorstellen?

Ein Webvideo-Hackathon ist ein Workshop, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schritt für Schritt lernen, wie man ein Video produziert und es dann auch direkt praktisch umsetzen. Es geht bei Hackathons generell darum, gemeinsam eine kreative Lösung für ein Problem zu finden und die Lösung in einer vorgegebenen Zeit dann auch umzusetzen. Wir haben diese Herangehensweise auf das Thema Video übertragen.

Weshalb ist diese Herangehensweise aus Ihrer Sicht spannend?

Marina Wirth ist Projektmanagerin für Fast Forward Science bei Wissenschaft im Dialog. Hier organisiert die studierte Biologin den Webvideo-Wettbewerb für Wissenschaftsvideos auf Youtube. Foto: WiD
Marina Wirth ist Projektmanagerin für Fast Forward Science bei Wissenschaft im Dialog. Hier organisiert die studierte Biologin den Webvideo-Wettbewerb für Wissenschaftsvideos auf Youtube. Foto: WiD

Das Spannende war der ständige Wechsel zwischen der schrittweisen Vermittlung theoretischer Konzepte der Videoproduktion und der sofortigen praktischen Anwendung. Außerdem spielt natürlich die Komponente Zeitdruck eine entscheidende Rolle beim Hackathon. Den hat man normalerweise bei der Produktion von Webvideos nicht. Dieser Zeitdruck kann aber sehr positiv sein, denn er zwingt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, schnell zu handeln und Dinge auch einfach mal auszuprobieren. Dadurch wird die Hemmschwelle, ein perfektes Video zu produzieren, durchbrochen. Denn für Perfektion ist schlicht und einfach keine Zeit. Das haben wir während des Workshops immer wieder betont und es hat letztendlich sehr gut funktioniert. Alle Teilnehmenden hatten am Ende den Rohschnitt ihres Videos fertig.

Fast Forward Science ist ja eigentlich ein Wettbewerb, weshalb also jetzt so ein Workshop-Format?

Das war eine gemeinsame Ideen von uns hier bei Wissenschaft im Dialog (WiD) und dem Luxembourg National Research Fund (FNR), mit dem wir in verschiedenen Bereichen in engem Austausch stehen. FNR hat schon länger nach Wegen gesucht, interessierten Forschenden Webvideos als Format näher zu bringen. Da wir im Rahmen des Wettbewerbs natürlich einiges an Erfahrung gesammelt haben und über Expertise in diesem Bereich verfügen, ist so die Idee zu dem Hackathon entstanden.

Tüfteln am Storyboard - die Teilnehmenden hatten zwei Tage Zeit für Konzept und eine erste Umsetzungsphase. Foto: Melanie Preu / WiD
Tüfteln am Storyboard – die Teilnehmenden hatten zwei Tage Zeit für Konzept und eine erste Umsetzungsphase. Foto: Melanie Preu / WiD

Neben einem Team von WiD waren auch die Youtuber Mai Thi Nguyen-Kim und Klaus Russell-Wells vor Ort. Weshalb habt ihr die beiden in den Hackathon integriert?

Ich glaube, man lernt am besten, wenn man Vorbilder hat beziehungsweise von der Erfahrung anderer profitieren kann. Deshalb wollten wir unbedingt auch aktive Youtuber mit dabei haben – am Liebsten welche, die unseren Wettbewerb schon gewonnen haben. Mai Thi ist eine der erfolgreichsten Wissenschaftsyoutuberinnen überhaupt in Deutschland, weshalb sie natürlich per se schon ein gutes Vorbild und ein gern gesehener Gast ist. Sie hat im Rahmen des Workshops den Eröffnungsvortrag gehalten und sollte vor allem inspirieren und zeigen, wie weit man es mit so etwas bringen kann. Das hat super geklappt. Klaus hingegen ist noch recht neue in der Szene und hat erst letztes Jahr seine ersten Videos produziert. Die haben dann aber gleich zwei Preise in unserem Wettbewerb gewonnen. Im Gegensatz zu Mai war er den gesamten Workshop über da, um den Teilnehmenden praktische Tipps zu geben. Wir wollten, dass diesen Part eher ein Newcomer übernimmt, da er noch näher an den Teilnehmenden dran ist, als Mai, die inzwischen in Vollzeit als Wissenschaftskommunikatorin arbeitet.

Mai Thi Nguyen-Kim bei ihrer Eröffnungskeynote zum Webvideo-Hackathon. Foto: Melanie Preu / WiD
Mai Thi Nguyen-Kim bei ihrer Eröffnungskeynote zum Webvideo-Hackathon. Foto: Melanie Preu / WiD

Der Wettbewerb Fast Forward Science hat bereits einigen Youtuberinnen und Youtubern zu Karrieren verholfen. Inwiefern sieht sich der Wettbewerb auch als Förderer junger Talente?

Der Wettbewerb ist genau dafür gedacht. Wir wollen sowohl Webvideomacherinnen und -machern als auch jungen Forschenden und Wissenschaftsinteressierten eine Plattform für ihre Videos geben und einen Anreiz, einfach mal selbst ein Video zu machen. Die Jury und wir legen viel Wert darauf, uns insbesondere die Neulinge ganz genau anzuschauen. Wir ermuntern sie auch nach Abschluss des Wettbewerbs dazu, weiter dranzubleiben, wenn wir Potenzial sehen. Marlene Heckl beispielsweise, die im letzten Jahr auf Anhieb gleich den dritten Platz belegt hat, hat das Preisgeld auch dazu genutzt, sich weiter zu professionalisieren. Genau so wünschen wir uns das natürlich.

Weshalb braucht es für den Webvideobereich in der Wissenschaftskommunikation neue Talente?

Zunächst einmal ist das Format Webvideo prädestiniert dafür, sehr komplexe Themen zu kommunizieren, da man viel kreativen Spielraum hat. Vom Talking-Head-Video, bei dem jemand in die Kamera spricht, über ein klassisches Erklärvideo bis hin zur Animation bieten Webvideos quasi unbegrenzte gestalterische Möglichkeiten.

Grundsätzlich ist Youtube – das zeigen ja auch die aktuellen Medienberichte dazu – eine Plattform, die vor allem bei jungen Leuten immer beliebter wird und damit großes Potenzial hat. Eine aktuelle Studie des Rats für Kulturelle Bildung beispielsweise hat gezeigt, dass 86 Prozent der Jugendlichen Youtube nutzen. Das gilt auch für Wissenschafts- und Bildungsthemen. Schließlich geben in derselben Studie ungefähr die Hälfte der Befragten an, Youtube auch für die Schule zu nutzen. Ergebnisse, die auch durch das Wissenschaftsbarometer 2018 gestützt werden. Dort gaben über die Hälfte der Befragten an, Youtube und andere Videoplattformen zur Information über wissenschaftliche Themen zu nutzen.

 

Ein gutes Konzept und genaue Vorstellungen von den Bildern verkürzen die Drehzeit. Foto: Melanie Preu / WiD
Ein gutes Konzept und genaue Vorstellungen von den Bildern verkürzen die Drehzeit. Foto: Melanie Preu / WiD

Als dritte Komponente kommt hinzu, dass Youtube natürlich auch als Soziales Netzwerk und als Dialogplattform großes Potenzial in der Wissenschaftskommunikation hat. Die Community und der direkte Austausch mit dieser sind eine große Chance für die Kommunikation und zeichnen den Kanal aus.

 

Diese Faktoren zeigen, dass Wissenschaft und Youtube gut zusammenpassen und wir mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchen, die sich für Videoformate begeistern.

Und der nächste Nachwuchsstar soll aus Luxemburg kommen? Oder war die Teilnahme am Wettbewerb nicht das Ziel des Hackathons?

Es war kein primäres Ziel, Videos für den Wettbewerb zu produzieren. Aber es ist natürlich ein Anreiz gewesen. Ich glaube auch tatsächlich, dass wir einige Talente für Webvideos begeistern konnten. Es gab da einige ganz tolle Ansätze und erste Versionen, die sicherlich auch eine Chance haben, den Wettbewerb zu gewinnen.

Handliches Equipment macht es möglich, schnell an vielen Orten zu drehen. Foto: Melanie Preu / WiD
Handliches Equipment macht es möglich, schnell an vielen Orten zu drehen. Foto: Melanie Preu / WiD

Was muss man denn können, um Youtuberin oder Youtuber im Bereich Wissenschaft zu werden?

Man muss Spaß daran haben, seine Wissenschaft oder Wissenschaft allgemein zu vermitteln. Außerdem muss man sich selbst kennen und die ideale Ausdrucksform für sich finden. Nicht jeder steht schließlich gerne vor der Kamera. Die technischen Fähigkeiten, die für viele eine Hemmschwelle sind, sind aus meiner Sicht hingegen nicht so entscheidend. Kleinere Fehler werden oft verziehen, solange der Rest stimmt.

Was wünschen Sie sich für den derzeit laufenden Wettbewerb?

Ich wünsche mir vor allem viele Einreichungen. Ich freue mich jedes Jahr auf neue Beiträge und es macht großen Spaß, die Videos anzuschauen. Außerdem hoffe ich, dass auch die Teilnehmenden etwas aus der Teilnahme am Wettbewerb mitnehmen.

 

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*Fast Forward Science ist ein Projekt von Wissenschaft im Dialog. Wissenschaft im Dialog ist auch einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de