Foto: Joram Schwartzmann

Im Profil: Joram Schwartzmann

Durch einen „von langer Hand geplanten Quereinstieg“ hat Joram Schwartzmann aus seiner Passion für die Pflanzenforschung einen Beruf gemacht. Im Jobprofil erzählt er von seinem Weg in die Wissenschaftskommunikation und warum ihm die Kommunikation zum Thema Pflanzenforschung so am Herzen liegt.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Als ich in der Schulzeitung meine ersten Journalismuserfahrungen sammelte, sagte mir mal ein Journalist: „Wenn Du Wissenschaftsjournalist werden willst, dann werde Experte auf einem Gebiet und wechsle dann in den Journalismus. Studierte Journalisten gibt es wie Sand am Meer.“ Diesen Rat habe ich mir zu Herzen genommen. Mein Herz schlug schon immer für die Biologie und so habe ich zuerst Biotechnologie studiert und dann im Anschluss eine Promotion in der molekularen Pflanzenbiologie begonnen.

Aus dem Ziel „Journalismus“ wurde dann mit der Zeit „Wissenschaftskommunikation“ – ich wollte all die komplizierten Details aus der Pflanzenforschung allgemeinverständlich erklären. Deswegen habe ich mich, noch während meiner Zeit in der Forschung, an allen sich bietenden Aktivitäten beteiligt: Science Slams, Tage der offenen Tür und vor allem in ehrenamtlichen Projekten wie dem Science Hack Day Berlin.

Mittlerweile habe ich aus dieser Passion einen Beruf gemacht. Ich habe in der Geschäftsstelle PLANT 2030 am Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie gearbeitet und dort unter anderem Pflanzenforschung auf Youtube kommuniziert. Privat betreibe ich mit einer guten Freundin den Blog und Podcast Plants and Pipettes, in dem wir regelmäßig Einblicke in die Welt der pflanzlichen Zellbiologie geben.

Man könnte sagen, der Weg in die Wissenschaftskommunikation war für mich ein von langer Hand geplanter Quereinstieg.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Jede Geschichte hat einen Kern, der auch für Fachfremde interessant ist. Diesen Kern zu finden, ist nicht immer einfach. Gerade im Bereich Pflanzenforschung drehen sich die offensichtlichen Themen eigentlich immer um Welternährung, Anpassung an den Klimawandel und die Diskussion um genetisch veränderte Nutzpflanzen. Einen Schritt weiterzugehen und diese Narrative aufzubrechen und spannend zu ergänzen, sehe ich als eine der größten Herausforderungen.

Wenn es gelingt, den narrativen Kern zu finden und damit eine spannende Geschichte zu erzählen, ist das unglaublich erfüllend. Denn nicht nur das anvisierte Publikum freut sich über eine gut erzählte Geschichte aus der Forschung. Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind dankbar, wenn jemand ihre Arbeit so erzählt, dass ihre Freundinnen und Freunde sowie Familien endlich verstehen, woran sie eigentlich den ganzen Tag arbeiten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Natürlich wünsche ich mir wie alle Kommunizierenden, von Öffentlichkeit und Forschenden ernst genommen zu werden. Die Bedeutung und Wirksamkeit von zielgerichteter und guter Kommunikation ist leider noch nicht allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bewusst.

Darüber hinaus wünsche ich mir aber vor allem einen selbstkritischeren Umgang der Wissenschaftskommunikation mit der eigenen Arbeit. Nur durch ständige Reflexion und Weiterentwicklung können wir auch langfristig spannende Geschichten in den richtigen Medien erzählen. Ich bin da in gewisser Weise ein gebranntes Kind: Über Jahre hinweg hat die Pflanzenforschung es versäumt, die eigene Arbeit überzeugend zu kommunizieren. Im Ergebnis sehen wir eine Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem Konsens und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Ein Teil des Problems war das Festhalten an alten Kommunikationsformen ohne deren Wirksamkeit kritisch zu hinterfragen. Deswegen wäre mein Wunsch: Mut zu haben, alte Zöpfe abzuschneiden, neue Formate auszuprobieren und dann kritisch zu evaluieren.

Bonusfrage: In Ihren beiden Formaten geht es um Pflanzenforschung. Was versuchen Sie in diesem Bereich zu vermitteln und warum ist es so wichtig?

Es gibt dieses Phänomen der Pflanzenblindheit: Menschen nehmen Pflanzen um sich herum gar nicht mehr war, sie sind einfach Teil der Umgebung. Dabei sind Pflanzen an allen Prozessen unseres Leben beteiligt, wir tragen ihre Fasern am Körper, essen ihre Früchte, Blätter und Samen und heilen unsere Leiden mit ihren Inhaltsstoffen. Und auch fernab der landwirtschaftlichen Nutzung stecken Pflanzen voller spannender Prozesse. Durch die Grundlagenforschung verstehen wir, wie Pflanzen im Laufe der Evolution die Photosynthese erlernten und diese immer weiter perfektionierten, wie sie komplizierte Moleküle produzieren und wie sie die Bodenqualität bestimmen. Pflanzen begeistern mich einfach. Diese Begeisterung möchte ich mit den Menschen teilen.


Foto: Joram Schwartzmann

Joram Schwartzmann ist ein Wissenschaftskommunikator aus Berlin. Seine Leidenschaft ist die molekulare Pflanzenbiologie. Er teilt sie über den Kanal erforschtCRISPR auf Youtube sowie in dem Blog und Podcast Plants and Pipettes.