Foto: Franziska Scharz

Im Profil: Franziska Schwarz

Schon im Abitur wählte Franziska Schwarz sowohl Kunst, als auch Chemie und Biologie und kombinierte somit ihre Leidenschaft für die Naturwissenschaften mit ihrem künstlerischen Talent. Wie sie von der promovierten Ernährungsmedizinerin zur zeichnenden Naturwissenschaftlerin wurde – das erzählt sie im Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ich habe schon immer gern Wissenschaft kommuniziert, vor allem, als ich die wissenschaftliche Lehre für mich entdeckte. Ich musste im Rahmen meiner Promotion an der Charité viele Lehrveranstaltungen betreuen und aus dem Müssen wurde schnell ein Wollen. Ich habe zusätzlich freiwillig und an meiner Universität Weiterbildungen gemacht und im wissenschaftlichen Alltag visuelle Darstellungsmethoden für mich entdeckt. Obwohl alles förmlich nach Habilitation schrie, schlug mein Herz nicht so recht für die Forschung und ich wusste nicht, welcher Weg der richtige sein könnte.

Dann lief meine Stelle an der Charité aus und ich bewarb mich parallel für Stellen in der Forschung, der Industrie und der Lehre, was laut Ausbildung logisch und vernünftig war. Allerdings war ich entweder überqualifiziert oder mir fehlte eine Art ‚Inselwissen‘. Auf Konferenzen sprachen mich stets Firmen und Teilnehmer auf meine visuellen Aufzeichnungen an und fragten sogar, ob ich diese nicht verkaufen möchte. Sie stießen bei mir auf Unverständnis, machten mich aber neugierig.

Ich wandte mich an die Gründungsberatung meiner Universität und beschloss, es darauf ankommen zu lassen: Entweder führte eine meiner Bewerbungen zu einem ‚logischen‘ Karriereschritt, oder ich würde Fördergelder für ein eigenes Startup erhalten und einen neuen Weg als selbstständige Graphic Recorderin beschreiten. Nun dokumentiere ich im Rahmen von Scientific Visualization Tools visuell Veranstaltungen, veranschauliche komplexe Inhalte und gebe Schulungen dazu.

Mithilfe des Graphic Recording erstellt Franziska Schwarz visuelle Protokolle von Gesprächen oder Präsentationen. Bild: Franziska Schwarz.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Eine große Herausforderung ist es, meinem eigenen Anspruch als Wissenschaftlerin zu genügen und auch ‚Nein‘ zu Kunden und Kundinnen zu sagen, die zu viel Kunst oder zu viel Grafikdesign von mir erwarten. Zudem fordern mich die Tücken des selbstständigen Arbeitens, vor allem genügend Schlaf zu bekommen und die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung.

Es lohnt sich, da ich unglaublich viel Spaß an all den unterschiedlichen Projekten habe. Ich hätte mir im Kunstunterricht nie vorstellen können, mal ‚Künstlerin‘ zu sein, denn was, wenn dem Kunden mein Werk nicht gefällt? Dieses Problem habe ich hier nicht. Ich erschaffe Dinge gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden, da sie oft selbst keine klare Vorstellung davon haben, was das finale Produkt sein wird. So entwickeln wir zusammen eine maßgeschneiderte Lösung.

Meine wissenschaftliche Ausbildung erleichtert es mir, komplexe Inhalte verständlich in Bild und Schrift zu übersetzen. Solche Momente habe ich beispielsweise, wenn ich einen Vortrag dokumentiere, in dem Bezug auf Enzym 2 im Syntheseweg 3 genommen wird und ich froh sein kann, dass ich diese Seite im Skript auswendig gelernt und verstanden habe.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Dass sie farbenfroher wird und lauter. Und dass sie abgestuft bleibt, abgestuft in unterschiedlichen Abstraktionsgraden. Denn nicht jedem Wissenschaftler gefällt, dass seine harten Daten und Fakten auf einmal zu einem Comic werden. Für sie ist die abstrakte, wunderbar visualisierte Idee selten der Favorit. „Das ‚kommuniziert‘ zu sehr“ ist dann das Feedback, das ich erhalte, was oft soviel heißen soll wie „da sind ja gar keine Daten mehr zu sehen“. Wenn wir einfach zwei Schritte näher am Original bleiben, ein paar Datenpunkte übernehmen und noch ein Logo hinzufügen, finden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich und ihre Arbeit gut repräsentiert. Es kommt darauf an, sie in diesen Umbauprozess mitnehmen zu können.

 


Foto: Franziska Schwarz

Franziska Schwarz absolvierte ein naturwissenschaftliches Studium und promovierte an der Charité in Berlin in experimenteller Ernährungsmedizin. Im Anschluss daran gründete ihr Startup SciVisTo und veranschaulicht nun wissenschaftliche Zusammenhänge mithilfe von Sketchnotes oder Graphic Recording. Außerdem teilt sie ihr Wissen in Workshops.