Foto: Bielefeld Marketing/Sarah Jonek

FameLab – Wissenschaft unterhaltsam und verständlich in drei Minuten präsentiert

Unter dem Motto „Talking Science“ treten beim FameLab Forschende in einem internationalen Wettbewerb gegeneinander an. Worum es dabei geht und was Besonderes hinter diesem Format steckt, verrät Ailsa Kienberger, Vertreterin der Organisatoren, dem British Council, im Interview.

Frau Kienberger, beim FameLab wird Wissenschaft in drei Minuten unterhaltsam und verständlich auf der Bühne präsentiert. Was macht dieses Konzept so besonders?

Die Länge der Präsentationen und die Tatsache, dass kein Powerpoint genutzt wird, machen es wirklich anders. Man kann nicht mit Folien und Grafiken arbeiten, um Wissenschaft zu visualisieren. Beim FameLab müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen anderen Weg finden und ein bisschen kreativer sein.

Ailsa Kienberger ist Head of Education and Society des British Councils in Deutschland und seit sechs Jahren für das FameLab Germany zuständig. Foto: British Council

Wie viel Raum für Kreativität haben die Vortragenden?

Man darf alles mit auf die Bühne nehmen, was man tragen kann. Insofern können die Teilnehmenden ihrer Kreativität wirklich freien Lauf lassen. Ein Wissenschaftler hat einmal seine Freundin auf die Bühne getragen. Eine andere Kandidatin einen Stuhl, ihre Tochter und noch weitere Requisiten.

Es ist aber nicht zwingend notwendig, etwas zu benutzen. Es geht letztendlich darum, Requisiten sinnvoll als Hilfsmittel einzusetzen, um etwas zu veranschaulichen. Es darf auch gerne witzig sein. Wenn es nicht zu viel des Guten ist, oder zu sehr in Richtung Show geht, dann kommt es auch beim Publikum sehr gut an. Es kommt auf die Art an wie man es erzählt, womit wir bei unseren drei Kriterien wären: Content, Clarity Charisma.

Inhalt, Verständlichkeit und Ausstrahlung –  warum sind diese drei Aspekte wichtig?

Diese drei Punkte waren von Anfang an Teil des FameLab, das 2005 im Rahmen des Cheltenham Science Festivals gegründet wurde. Damals wurde überlegt, was nötig ist, um Wissenschaft einem Laienpublikum nahezubringen und wir haben uns auf diese drei Kriterien geeinigt.

Auch wenn die Vortragenden nur wenig Zeit zum Präsentieren haben, sollte die Information richtig, also wissenschaftlich korrekt sein.

Der zweite Punkt, die Klarheit, ist für das Publikum besonders wichtig. Man spürt förmlich die Begeisterung, wenn sie das Gesagte verstehen und daher auch mehr erfahren wollen.

Die Verständlichkeit trainieren wir beim FameLab ganz bewusst. Wir wollen erreichen, dass die Teilnehmenden ihr eigenes Thema in drei Minuten verständlich darstellen können. Wenn sie nämlich ein Interview im Fernsehen oder im Radio geben, werden sie nie länger als drei Minuten sprechen können, wenn überhaupt. Daher ermöglichen wir den Gewinner der Regionalentscheide ein zweitägiges Medientraining.

Der dritte Punkt ist die Ausstrahlung der Vortragenden und ihre Begeisterung für das Thema. Wir erwarten nicht, dass jemand schauspielerische Talente hat und eine große Show abliefert. Es geht vielmehr darum, dass die Vortragenden authentisch wirken.

Wie viele Länder nehmen an dem Wettbewerb teil und welche Rolle spielt der British Council?

Es ist immer so, dass der British Council mit lokalen Partnern und Wissenschaftsorganisationen zusammenarbeitet. Wir haben das FameLab 2007 von einem britischen Event zu einem internationalen Wettbewerb gemacht. Dieses Jahr nehmen 25 Nationen teil. Letztes Jahr waren es sogar 30, das war uns aber schon fast zu viel.

Wir sind im jeweiligen Land die Schirmherren, kümmern uns um all die Information auf unserer Webseite und übernehmen die Qualitätssicherung.

Hier in Deutschland wurden die fünf Regionalentscheide von den Partnern organisiert und das Finale hat Bielefeld Marketing übernommen. Sie waren es, die das FameLab in Großbritannien gesehen hatten und mit der Frage auf uns zukamen, ob das in Deutschland auch gemacht werden könnte. Damals war FameLab noch verhältnismäßig klein und fand nur in zehn Ländern statt. Jetzt ist Deutschland schon zum neunten Mal dabei.

Die deutschen Finalisten zusammen mit der Jury beim FameLab Finale in Bielefeld am 06 Mai 2019. Foto: Bielefeld Marketing/Sarah Jonek

Welche Rückmeldungen bekommen Sie?

Den Menschen scheint es sehr zu gefallen. Wir bekommen sehr positives Feedback. Bei den Regionalentscheiden und dem Finale in Deutschland sind die Säle immer gut besucht.

Außerdem wird jeder Beitrag aufgezeichnet und kommt in die jeweiligen nationalen und den internationalen Youtube-Kanal. In einigen Ländern, so wie in Ägypten, laufen die Vorträge sogar im Fernsehen.

Auch das Finale, das heute stattfindet, kann im Live Stream mitverfolgt werden.

Die Entscheidung wird von einer Jury gefällt. Wie wählen Sie die aus?

Bei der Jury sollte immer jemand aus der Wissenschaft vertreten sein. Sie können natürlich nicht alle Disziplinen abdecken, aber doch eher einschätzen, ob die Inhalte richtig sind. Wir wünschen uns zudem eine professionelle Einschätzung der Darbietung. Daher suchen wir gerne jemanden aus dem Bereich Medien oder Kommunikation.

Wir hatten auch schon  Jurymitglieder vom Theater, die über die Bühnenpräsenz gutes Feedback geben können. Es ist immer sehr unterschiedlich.

Wer darf beim FameLab mitmachen?

Als Erstes muss man selbst forschen oder Masterstudent sein. Das vorgestellte Thema muss nicht die eigene Forschung darstellen, auch wenn das üblich ist. Zweitens werden nur Bewerberinnen und Bewerber aus einem Naturwissenschaftlichen Fach oder den Ingenieurswissenschaften angenommen. Drittens gilt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht schon professionell in der Kommunikation arbeiten sollten. Es ist natürlich in Ordnung, wenn man schon ein oder mehrere Male bei einem Science Slam mitgemacht hat. Es sollte aber nicht so sein, dass professionelle Auftritte im Fernsehen zum Alltag gehören. Es geht uns eher darum, junge Talente zu finden und zu fördern, die dann auch wieder eine Vorbildfunktion für die vielen Studierenden im Publikum haben.

Warum lohnt es sich für eine Wissenschaftlerin oder einen Wissenschaftler mitzumachen?

Hier treffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen Ländern und kommen in den Austausch. So kann man sich ein Netzwerk von Gleichgesinnten aufbauen.

FameLab bietet der Wissenschaft und den Forschenden eine öffentliche Bühne. Es erfordert Mut und die Teilnehmenden nehmen diese Herausforderung gerne an. Unterstützt werden sie dabei von den anderen Teilnehmenden, die immer sehr gut zusammenhalten.

Unser Medientraining sehen die Teilnehmenden oft als Hauptpreis. Das erhalten alle Erstplatzierten der Regionalentscheide. Hier lernen sie die Grundregeln der Kommunikation, bekommen ein Medientraining und lernen viele Präsentationstechniken.

Und ganz wichtig natürlich: Beim FameLab mitzumachen macht Spaß. Das ist doch auch immer ein guter Grund etwas zu machen.

 

Weiterführende Information

Cheltenham Science Festival 2019

FameLab International Youtube-Kanal

Mehr über das FameLab Format und die deutsche Gewinnerin des FameLab 2019 auf Wissenschaftskommunikation.de.