Grafik: Informationsdienst Wissenschaft (idw)

Es darf hübsch und modern sein

Auch für die idw-Magazinansicht zählt Qualität: Daniela Behrens, die Geschäftsführerin des Informationsdienstes Wissenschaft (idw), bezieht im Gastbeitrag Stellung zur Kritik an der neuen Magazinansicht.

Ich bin an der Nordsee aufgewachsen. Stürme gehören im Herbst zum festen Wetterangebot. Orkanböen fegen über die Deiche. Man muss standfest und in den wichtigen Momenten flexibel und beweglich sein, um mit dem Wetter klarzukommen. Diese Tauglichkeit ist gerade auch beim Informationsdienst Wissenschaft (idw) gefordert. Denn Wind scheint aufzuziehen, seit die neue Magazinansicht des idw am 26. Oktober erschienen ist. Dieser zusätzliche idw-Ausgabekanal zeigt alle über den idw versandten Pressemitteilungen in einem modernen Weblayout. Fotos und Grafiken werden hervorgehoben. Sachgebietsüberschriften erleichtern die Orientierung. Zudem ist die neue Magazinseite für Suchmaschinen und Smartphones optimiert.

„Nachrichten“ seit Jahren Teil des idw-Wordings

 

„Ist auf der neuen Magazinseite deutlich zu erkennen, dass es sich um Pressemitteilungen aus Wissenschaft und Forschung handelt? Hier gibt es Verbesserungsbedarf.“ Daniela Behrens

Das Feedback, das uns erreicht, ist überwiegend sehr positiv – sowohl aus den Reihen der Wissenschafts-PR, als auch von Journalistinnen und Journalisten. Aber es gibt auch Kritik. Diese Kritik nehmen wir im idw ernst. Wir verstehen sie nicht nur als konstruktive Begleitung unserer Arbeit, sondern auch als Prüfauftrag für Verbesserungen. Übertrieben finde ich nur die Kritik am Begriff „Nachrichten“. Er gehört seit über sechs Jahren zum Wording des idw und ist seit langem auf der Hauptseite prominent platziert. Es waren unsere Mitglieder, die den den Claim „idw – Nachrichten, Termine, Experten“ ausgewählt haben. Niemand hat ihn bisher problematisiert. „Nachricht“ ist zudem kein exklusives journalistische Format, wie sich an der Definition von Dietz Schwiesaus und Josef Ohlers Standardwerk „Nachrichten – klassisch und multimedial“ ablesen lässt. Die Debatte um den Begriff überlasse ich aber lieber der Informationstheorie und Sprachwissenschaft. Mich als Pragmatikerin beschäftigt stärker die Fragestellung, die dahintersteckt: Ist auf der neuen Magazinseite deutlich zu erkennen, dass es sich um Pressemitteilungen aus Wissenschaft und Forschung handelt? Hier gibt es Verbesserungsbedarf.

Einige Verbesserungen haben wir schon umgesetzt. So haben wir in der Detailansicht der veröffentlichten Nachrichten rechts den Hinweis eingefügt: „Dies ist eine Pressemitteilung von …“ Auf der Startseite haben wir „Meistgelesene Artikel“ in „Meistgelesene Nachrichten“ geändert. Weitere Verbesserungen folgen zeitnah: Im Kopfbereich der Seite wird unterhalb des Logos der prominente Hinweistext „Auf dieser Seite finden Sie Pressemitteilungen von mehr als 1.000 Wissenschaftseinrichtungen“ eingefügt. Der Footer wird zudem ergänzt um einen neuen Menüpunkt „Wir über uns“. Dort werden wir den idw, seine Funktion und seine Arbeitsweise erläutern. Insgesamt schaffen wir also Transparenz und Klarheit zur Magazinseite und den dort veröffentlichten Nachrichten.

Mehr Aufmerksamkeit für Pressemitteilungen aus der Wissenschaft

 

„Pressemitteilungen aus Wissenschaft und Forschung richten sich schon lange nicht mehr nur den Journalismus. Man möchte – oft mit diesem einen Format – mehrere Zielgruppen informieren.“ Daniela Behrens

Darf Wissenschafts-PR im modernen Webdesign daherkommen? Ist überhaupt mehr Aufmerksamkeit für die Pressemitteilungen aus Wissenschaft und Forschung gewünscht? Die Antwort auf diese beiden Fragen kann doch nur „Ja“ sein. Pressemitteilungen aus Wissenschaft und Forschung richten sich schon lange nicht mehr nur an Journalistinnen und Journalisten. Man möchte – oftmals mit diesem einen Format – mehrere Zielgruppen informieren. Das liegt nicht nur daran, dass der Journalismus aufgrund der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten seine Gatekeeper-Funktion mehr und mehr verliert, sondern es liegt auch am gestiegenen Anspruch der Gesellschaft insgesamt, mehr aus der Wissenschaft zu erfahren. Und die Wissenschaftseinrichtungen möchten natürlich über ihre inhaltliche Arbeit informieren. Die Stimme der Wissenschaft wird gebraucht – gerade in einer Zeit, in der Politik und Wirtschaft an Integrität verlieren. Gut gemachte, sich an den Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR orientierte Pressemitteilungen erfüllen verantwortlich dieses Informationsbedürfnis.

Die Reichweite der Pressemitteilungen, die über den idw versendet werden, wird sich mit der Magazinseite erhöhen. Aber schon jetzt ist der Verbreitungsgrad hoch. Fast 38.000 Abonnentinnen und Abonnenten sind beim idw registriert, darunter über 8.000 Journalistinnen und Journalisten. Tendenz insgesamt: steigend. Viele der neuen Abonnements kommen auch von außerhalb der Wissenschaftsszene. Darüber hinaus haben wir über 600.000 Unique User pro Monat auf der Startseite und wir verteilen die Inhalte unserer Mitglieder über RSS-Feed und XML-Schnittstelle an weitere Kreise. Unsere neue moderne API-Schnittstelle erweitert diese Möglichkeiten. Wer über den idw seine Nachrichten und Termine verteilt, kann sichergehen, dass sowohl Journalistinnen und Journalisten als auch weitere Zielgruppen erreicht werden.

„Das idw-Team duckt sicht beim Thema Qualität nicht weg“

Wenn man so viele Menschen mit seinen Texten erreicht, dann müssen sie gut sein. In der Tat – da stimme ich Elisabeth Hoffmann zu – variiert die Qualität der Pressemitteilungen, die die idw-Mitglieder einstellen. Nicht alle erfüllen die Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR. Hier sind in erster Linie die Verursacher, die Pressestellen, gefordert. Das idw-Team duckt sich beim Thema Qualität nicht weg, wir fühlen uns einer guten Wissenschafts-PR verpflichtet und arbeiten mit ganzer Kraft daran, die Qualität zu sichern und verbessern. So werden die Mitgliedseinrichtungen sorgfältig ausgesucht, jede Pressesprecherin oder Pressereferentin und jeder Pressesprecher oder Pressereferent wird nicht nur in Bezug auf das reine Handling des idw-Systems geschult, bevor er Inhalte via idw verbreiten darf.

Qualitätssicherung durch den idw. Grafik: Informationsdienst Wissenschaft (idw)

Wir haben klare Regeln: Alle vom idw transportierten Inhalte müssen Wissenschaftsbezug haben, werbefrei sein und die Absender-Einrichtung in den Mittelpunkt stellen. Wir geben Hinweise (10 Tipps), was eine gute Pressemitteilung, eine gute Überschrift oder ein gutes Bild ausmachen. Die transportierten Inhalte werden stichprobenartig geprüft. Handwerkliche Fehler, fehlerhafte Rubrizierungen oder inhaltliche Verstöße mahnen wir ab. Jährlich gibt es zwei „Wochen der Qualitätssicherung“, in denen wir uns jede Pressemitteilung anschauen. Eine Vollprüfung aller Inhalte wäre wünschenswert, ist jedoch bei täglich zwischen 80 und 100 veröffentlichten Pressemitteilungen nicht zu leisten. Als positiven Qualitätsanreiz verleihen wir jährlich den „idw-Preis für Wissenschaftskommunikation“, der die beste Pressemitteilung des Jahres auszeichnet. Eine hochkarätig besetzte Jury (mehrheitlich Journalistinnen und Journalisten) prüft die Einreichungen.

Der idw orientiert sich vor allem auf Auftrag seiner Mitglieder

Geht noch mehr im Bereich Qualität? Vielleicht. Vorschläge liegen auf dem Tisch. Wir werden sie auf der nächsten idw-Mitgliederversammlung besprechen. Doch auch die würden nicht alle Qualitätsprobleme lösen. Es muss sich nämlich nicht nur der idw für gute Wissenschafts-PR verantwortlich fühlen, sondern das müssen alle Mitglieder. Die meisten tun es.  Die Weiterentwicklung des idw zu einer journalistisch arbeitenden „Qualitätskontrollinstanz“ ist bisher nicht Auftrag der Mitglieder. Diese strategische Neuausrichtung würde erhebliche Ressourcen benötigen. Das idw-Team arbeitet mit nicht einmal drei Vollzeitstellen im Content-Management.

„Ob wir in Zukunft bewährte Windmühlen oder moderne Gigawattanlagen aufstellen, hängt vom Wind aus der Wissenschafts-kommunikation ab.“ Daniela Behrens

Derzeit orientieren wir uns am Auftrag unserer Mitglieder, Journalistinnen und Journalisten und weitere Interessierte mit Nachrichten, Terminen und Experten aus Wissenschaft und Forschung zu versorgen und dazu moderne technische Plattformen bereitzustellen. Dazu werden wir unsere Ausgabekanäle weiter ausbauen: Eine Nachrichten- und eine Experten bzw. Expertinnen-Datenbank sind in Vorbereitung. Und im Februar nächsten Jahres kommt die Magazinansicht in englischer Sprache.

Auch wenn es ein bisschen abgenutzt ist, aber ich mag das chinesische Zitat: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Der idw baut Windmühlen. Ob wir in Zukunft bewährte Windmühlen oder moderne Gigawattanlagen aufstellen, hängt vom Wind aus der Wissenschaftskommunikation ab.

 

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Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.