Foto: Håkon Sataøen, CC0

Wissenschaft als Standortfaktor

Mit der Kampagne „Brain City“ soll die Berliner Forschungslandschaft weltweit bekannter werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich dafür als Botschafter engagieren, um dem Standort ein Gesicht zu geben. Warum dieser persönliche Ansatz am besten wirkt, erklärt Projektleiterin Maria Habigsberg im Interview.

Frau Habigsberg, warum ist es wichtig, Berlin als Wissenschaftsstadt zu präsentieren?

Wissenschaft zählt bisher nicht zu den Dingen, die den Menschen als erstes einfallen, wenn sie an Berlin denken. Für Berlin ist die Wissenschaft aber ein wichtiger Faktor, wenn es zum Beispiel um die Vermarktung der Stadt als Wirtschaftsstandort geht. Wir haben die Kampagne „Brain City Berlin“ entwickelt, um zu zeigen, wie gut sich Wissenschaft und Wirtschaft hier ergänzen.

Warum ist die Wissenschaft für Berlin als Wirtschaftsstandort bedeutend?

Zum einen ist der Fachkräftemangel ein Thema, und in Berlin werden an vielen Hochschulen junge Leute qualifiziert, die dann auch gerne in Berlin bleiben wollen. Das ist ein wichtiger Faktor für Unternehmen auf der Suche nach Nachwuchskräften. Zum anderen haben wir mit den vielen unterschiedlichen Forschungsbereichen und Fachgebieten an Berliner Institutionen auch viele potenzielle Kooperationspartner in der Stadt – von der Grundlagenforschung bis hin zur Technologieentwicklung. So können wir die gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts in Berlin abbilden.

Was unterscheidet Berlin von anderen Wissenschaftsstädten?

<b>Maria Habigsberg</b> ist Projektmanagerin Talent Service bei <a href="https://www.berlin-partner.de/" target="_blank" rel="noopener">Berlin Partner für Wirtschaft und<br /> Technologie</a>. Dort leitet sie die Kampagne „Brain City Berlin“. Vorher hat sie bei<br /> Wissenschaft im Dialog* Projekte zur Wissensvermittlung organisiert. Foto: Berlin Partner | Fotostudio-Charlottenburg
Maria Habigsberg ist Projektmanagerin Talent Service bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie. Dort leitet sie die Kampagne „Brain City Berlin“. Vorher hat sie bei
Wissenschaft im Dialog* Projekte zur Wissensvermittlung organisiert. Foto: Berlin Partner | Fotostudio-Charlottenburg

Zu Beginn der Kampagne haben wir das analysiert und sind tatsächlich ein bisschen erschrocken, dass viele Städte das gleiche sagen. Die meisten Standorte betonen, dass sich Wissenschaft und Wirtschaft sehr nah sind und dass sie herausragende Forscherköpfe haben oder es wird viel mit Zahlen von Wissenschaftseinrichtungen gearbeitet.

Um uns von dieser Kommunikation zu unterscheiden, haben wir gemeinsam mit unserem Netzwerk von Partnern aus der Wissenschaft Kernbotschaften formuliert, die den Standort wirklich charakterisieren und die Besonderheiten der Berliner Wissenschaft herausstellen. Auf diesen Botschaften haben wir dann eine erfolgreiche Kampagne aufgebaut.

Welche Kernbotschaften haben Sie dann definiert?

Es sind drei: Vielfalt, offene Forschungsatmosphäre und Berlin als Stadt der Chancen. Das wichtigste für uns ist die Vielfalt in der Wissenschaftslandschaft. In Berlin gibt es unglaublich viele Forschungsgebiete und damit auch vielfältige Expertisen. Die zweite Botschaft ist die offene Forschungsatmosphäre. Wir haben mit Wissenschaftlern darüber gesprochen, die schon weltweit gearbeitet haben und viele haben gesagt, dass sie in Berlin sehr viel mehr Freiheiten bezüglich ihrer Themen haben, als an anderen Standorten. Diese Offenheit ist das, was Berlin für sie ausmacht. Und die dritte Botschaft ist das, was wir Stadt der Chancen nennen. Da es hier schon viele internationale Wissenschaftler gibt, macht es das für neue Leute auch sehr angenehm, hier anzufangen. Die Forscher prägen eine gewisse internationale Atmosphäre in den Forschungseinrichtungen und das trifft auch auf die Stadt an sich zu.

Wie sind sie mit den Wissenschaftlern ins Gespräch gekommen, mit denen Sie diese Punkte herausgearbeitet haben?

Wir haben ein großes Netzwerk an Wissenschaftsinstitutionen, mit denen wir eng zusammenarbeiten und die sowohl inhaltlich als auch finanziell an der Kampagne beteiligt sind. Über sie haben wir einen sehr guten Einblick in die Wissenschaftslandschaft der Stadt und Kontakt zu den Wissenschaftlern.

Welche Formate haben sie für die Kampagne entwickelt?

Wir haben uns für ein Botschafterformat entschieden und zum Start neun Testimonials ausgewählt, die für verschiedene Facetten des Wissenschaftsstandortes stehen – Themengebiete, Karrierestufen, Einrichtungen, Ur- und Neuberliner. Gemeinsam mit diesen Personen werden wir kommunikativ tätig und vermarkten sie und ihre Themen. Wir binden unsere Testimonials auch auf Veranstaltungen ein, die zu ihrem Fachgebiet passen. Hinzu kommen verschiedene Materialien wie Filme, Präsentationen etc., die die Kollegen aus den verschiedenen Bereichen von Berlin Partner weltweit mit zu Messen und Veranstaltungen nehmen können. Immer wenn über Berlin gesprochen wird, soll auch Wissenschaft ein Thema sein.

Was ist der Vorteil von einem Botschafterprogramm gegenüber einer klassischen Kampagne?

Weil vieles von den Wissenschaftlern selbst kommt, ist es authentischer. Es ist eben nicht dieses: Wir schütten jetzt unsere Botschaft überall aus. Gerade einige der internationalen Wissenschaftler identifizieren sich sehr mit dem Standort und erzählen dann begeistert darüber.

Was wird kritisch gesehen?

Wie alle Kolleginnen und Kollegen im Wissenschaftsmarketing hören natürlich auch wir manchmal, dass das Geld doch besser für Stellen, zum Beispiel an den Hochschulen, ausgegeben werden sollte als für eine Imagekampagne.

Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie ist die Wirtschaftsförderung Berlins und unterstützt Unternehmen und Investoren bei ihrer Entwicklung am Standort. Die Experten von Berlin Partner informieren über Fördermöglichkeiten, beraten bei der Suche nach qualifiziertem Personal und vernetzen mit Kooperationspartnern aus der Wissenschaft. Berlin Partner ist damit beauftragt, das weltweite Wissenschaftsmarketing für Berlin umzusetzen. Foto: Foto: <a href="https://unsplash.com/photos/tQAP92Cpqj4">Markus Spiske</a>, <a href="https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de" target="_blank" rel="noopener">CC0</a>
Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie ist die Wirtschaftsförderung Berlins und unterstützt Unternehmen und Investoren bei ihrer Entwicklung am Standort. Die Experten von Berlin Partner informieren über Fördermöglichkeiten, beraten bei der Suche nach qualifiziertem Personal und vernetzen mit Kooperationspartnern aus der Wissenschaft. Berlin Partner ist damit beauftragt, das weltweite Wissenschaftsmarketing für Berlin umzusetzen. Foto: Foto: Markus Spiske, CC0

Für Ihr Programm suchen Sie laufend neue Forscherinnen und Forscher, die der Wissenschaftslandschaft der Stadt ein Gesicht geben möchten. Was sind die Aufgaben dieser Botschafter?

Die Botschafter werden von uns online porträtiert und bekommen ein sogenanntes Botschafter-Kit. Darin sind Materialien, mit denen sie ohne großen Aufwand für Berlin werben können – zum Beispiel eine „Brain City“-Kaffeetasse fürs Büro oder ein USB-Stick mit Grafiken, Filmmaterial und Folien über die Berliner Wissenschaft. Die können sie nutzen und in Vorträgen nebenbei zeigen, wenn sie auf Tagungen oder Kongressen sind. Manchmal gehen wir mit unseren Botschaftern aber auch zu größeren Veranstaltungen wie dem Berlin Lab in Los Angeles oder der DLD Digital Conference in Tel Aviv. Dort haben wir uns mit einem Science Slam beteiligt.

Spielt die Wissensvermittlung selbst eine Rolle in der Kampagne?

Vielleicht nicht im klassischen Sinne der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Aber unsere Botschafter kommunizieren ihre Forschung auf unseren Veranstaltungen. Wenn dann Unternehmen darauf aufmerksam werden und zum Beispiel eine Kooperation starten, haben wir damit eines unserer Ziele erreicht.

Wann ist diese Kampagne für sie erfolgreich?

Für dieses Jahr haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Kreis der Botschafter zu erweitern. Außerdem sind wir erfolgreich, wenn wir unsere Partnerorganisationen gut repräsentieren. Wie bei allen Imagekampagne ist der Erfolg aber natürlich am Ende schwer objektiv messbar.

*Wissenschaft im Dialog ist auch einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de