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Im Profil: Sebastian Funk

Sebastian Funk ist Lehrer und Wissenschaftsjournalist. Sein Weg dorthin begann mit einem Wetterballon und einer Schneeflocke. Wie bei seiner Tätigkeit naturwissenschaftliche Bühnenshows, digitaler Unterricht und ein Kindersachbuch ins Bild passen, beantwortet er hier.

Wir streichen den Satz „Es hat sich alles so ergeben…“ und wollen wissen, warum Sie tun, was Sie heute tun.

Als Lehrer erkläre ich manchmal vormittags binomische Formeln und als Wissenschaftsjournalist nachmittags Gravitationswellen. Mein Weg hatte viele Wendungen und Abkürzungen und begann mit meiner Karriere als Lehrer. Ich Studierte die Fächerkombination Mathematik und Physik, wobei Physik eindeutig mein Lieblingsfach ist. Der frustrierendste Moment für einen Physiklehrer ist wohl die Tatsache, dass sein Fach nur als Nebenfach gehandelt wird. Eine bis zwei Schulstunden pro Woche haben wir in der prägendsten Lebensphase eines Schülers, der 5. bis 10. Klasse, um Faszination und Verständnis zu vermitteln. Wo andere Fächer mehr als doppelt so viel Zeit für Gedichte und Literatur haben, muss ich Gravitation, Elektromagnetismus und Relativitätstheorie im Schnelldurchlauf erklären. Dass das keinen Spaß machen kann, wurde schnell klar. So habe ich angefangen, für meine Schüler eigene Erklär- und Experimentiervideos auf Youtube hochzuladen, oder außerschulische Projekte ins Leben zu rufen. So auch den Start eines Wetterballons in die Stratosphäre. Auch die Gründung der „Science Show AG“, eine altersübergreifende Schüler-AG, die mit naturwissenschaftlichen Experimenten auf Bühnen in ganz Deutschland auftritt, entstand mit dem Ziel, Wissen und Wissenschaft mit Spaß zu vermitteln. All diese Aktivitäten in der Schule brachten mich dann aber in Berührung mit dem WDR. Während sich WDR5 an der Suchaktion nach dem eben genannten Wetterballon beteiligte, klingelte das Fernsehen bei mir, um Hilfe bei der Konservierung von Schneeflocken zu erbitten. Eines meiner Videos auf Youtube dreht sich genau darum. Das, was ich für Schüler gedreht hatte, gefiel auch Radio und TV. Seit 2014 bin ich Autor für die ARD- und WDR-Wissenschaftsendungen Quarks & Co, Leonardo, W wie Wissen und der auf ARTE ausgestrahlten Sendung XENIUS. Aber auch im Kinderfernsehen, bei der Sendung mit dem Elefanten und bei der Sendung mit der Maus, wirke ich als Autor mit. Letztes Jahr kam dann „Das skurrile Erfinderbuch“ heraus, dass zusammen mit KiKa-Moderator André Gatzke entstand. Ich vernetze meine Arbeit als Lehrer und Autor stark. Mein Unterricht profitiert von dieser Symbiose sehr und die Fragen der Schüler helfen mir oft beim Schreiben von Drehbüchern und Skripten.

Besteht Ihr beruflicher Alltag aus dem, was Sie am besten können oder am liebsten tun?

Wenn der Lehrer motiviert ist, dann sind es die Schüler auch. Und um mich zu motivieren, brauche ich neue Herausforderungen, neue Methoden und neues Wissen. Deshalb unterrichte ich nun auch an einem Internat, dessen Unterricht modernste digitale Technik einsetzt. Jeder Schüler hat einen Tablet Computer, mein Unterricht wird digital abgerufen, die Schüler können sich entscheiden, ob sie mit Texten, Erklärvideos, oder dem Gespräch mit dem Lehrer lernen. Mein Alltag besteht also daraus, dass ich vormittags mit Schülern gemeinsam neue Wege gehe, um Wissen zu kommunizieren. Wir entdecken gemeinsam, welche Gesetze und Konstanten unser Universum formen. Nachmittags lese ich neuste Forschungsberichte, spreche mit Wissenschaftlern, deren Forschungen bahnbrechend sind, sitze mit Redakteuren zusammen um neue Sendungen zu planen, schreibe und spreche darüber. Ständig geht es nur um das Eine: Wissenschaft kommunizieren. Dabei lerne ich ständig neues Wissen und werde immer wieder motiviert, dass zu tun, was mir Spaß macht. Ich kann wohl sagen, mein Alltag besteht aus dem, was ich am besten kann und am liebsten tue!

Was ist Ihrer Meinung nach die Kernaufgabe der Kommunikation über Wissenschaft?

Ich habe die Ehre, die Wissenschaftler von morgen mit den Wissenschaftlern von gestern und heute zusammen zu bringen. Die Kernaufgabe dabei ist immer: Neugier wecken, Verständnis fördern, Wissen schaffen. Dafür muss die Wissenschaftskommunikation neue Wege wagen. Nicht jeder kann auf einem Gletscher in Island stehen, um die Katastrophe Klimawandel direkt zu erleben. Nicht jeder kann auf einem Blick verstehen, wie und warum etwas geschieht. Dafür braucht es Experten, eben Wissenschaftler. Leider ist nicht jeder Wissenschaftler auch ein geborener Lehrer. Es ist die Aufgabe der Wissenschaftskommunikation den richtigen Weg der Vermittlung zu finden, damit jeder Mensch verstehen und lernen kann.