Foto: Robert Bosch Stiftung

Im Profil: Katrin Rehak-Nitsche

Als Bereichsleiterin Wissenschaft bei der Robert Bosch Stiftung sieht sich Katrin Rehak-Nitsche als wohlwollende Begleiterin der Wissenschaftskommunikation. Die promovierte Geologin vermittelt gern zwischen den Welten von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Warum der Blick von außen Fluch und Segen zugleich ist, erklärt sie im Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ich sehe mich nicht als Teil der Wissenschaftskommunikation, sondern als kritische, wohlwollende Begleiterin. Selbst aus der Wissenschaft stammend haben mich schon immer Schnittstellen angezogen: zwischen Kultur- und Naturwissenschaft, zwischen Wirtschaft und Ehrenamt, zwischen Politik und Wissenschaft, zwischen Gesellschaft und Wissenschaft. Ein Scharnier ist jeweils Kommunikation. Ich würde eher sagen, ich bin so was wie eine Vermittlerin zwischen den Welten.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Wir in der Robert Bosch Stiftung machen selbst keine Wissenschaftskommunikation – das ermöglicht uns den externen Blick, die sachliche Unabhängigkeit und die konstruktive Kritik. Das ist Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite können wir unabhängig neue Wege identifizieren, Verbesserungen anregen und Projekte fördern, ohne institutionell im System zu hängen. Auf der anderen Seite hängen wir eben nicht im System und haben es vielleicht etwas schwerer, die richtigen Hebel und Verbündeten zu finden, um unsere stark gesellschafts- und gemeinwohlorientierte Perspektive so schnell und umfassend voranzubringen, wie wir das manchmal gerne täten. Deshalb müssen wir immer wieder die besten Argumente für unsere Ideen finden und vorbringen. Wenn diese dann so erfolgreich aufgenommen werden wie beispielsweise das Wissenschaftsfilmfestival Silbersalz, wenn man sieht, welche Schätze manche Partner mit unserer Unterstützung hervorbringen, dann weiß man, warum es sich lohnt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Wissenschaftskommunikation hat einen besonderen Auftrag und eine besondere Sorgfaltspflicht: Sie ist oder sollte vielmehr der Gesellschaft verpflichtet sein und ist in diesem Sinne eine gemeinnützige oder gemeinwohlorientierte Kommunikation. Dazu gehört eine Wissensvermittlung, die immer auch die Begrenztheit und Relativität ihrer Wissensbestände und ihre Arbeitsweisen, ihre Prinzipien, ihre Werte transparent macht. Und dazu gehört eine Kommunikation, mit der die Wissenschaft versucht zu verstehen, was die Gesellschaft bewegt und Fragen, Ängste, Wissensbedarfe in ihre Arbeit zurückträgt. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich dieses in Ansätzen vorhandene Verständnis von echter dialogorientierter Wissenschaftskommunikation in der Breite durchsetzt und zum Selbstverständnis der Wissenschaftseinrichtungen gehört.

Welcher Bereich der Wissenschaftskommunikation wird aus ihrer Sicht bisher noch zu wenig gefördert (inhaltlich oder finanziell)?

Wissenschaftskommunikation, die beide Dialogpartner ernst nimmt und ihr Angebot zielgruppenspezifisch an den Bedarfen ihrer Empfänger orientiert, ist meines Erachtens noch völlig unterentwickelt. Hier wird noch viel in kleinsten Nischen, mit wenig finanzieller Unterstützung experimentiert. Das liegt auch daran, dass Mut und Wissen für skalierbare neue Ansätze fehlen. Es werden einfach noch zu viele Hochglanzprodukte für Akademiker produziert – aber wird eigentlich evaluiert und kritisch geprüft, wem und wie vielen Menschen das tatsächlich zugutekommt? Wissenschaftskommunikation für die Breite der Gesellschaft, für vernachlässigte Zielgruppen, die wird zu wenig gefördert – in jeder Hinsicht! Wenn jede Wissenschaftseinrichtung, ob Hochschule, Volluniversität oder außeruniversitäres Zentrum so was wie eine Patenschaft für auch nur eine Schule, die kein Gymnasium ist, übernähme, wäre das ein guter – zugegeben ambitionierter – Anfang.