Foto: Christoph Spatschek

Faktor14 – ein Wissensmagazin von Studierenden für Studierende

An der Universität Tübingen schreiben Studierende verständlich über ihre Forschung. Das Magazin wird ausschließlich von einer studentischen Redaktion geplant und umgesetzt. Über Höhen und Tiefen sowie Herausforderungen bei der Umsetzung dieses Projektes berichtet Marvin Gedigk, Redakteur von Faktor14.

Herr Gedigk, Sie sind Redakteur des Tübinger Wissenschaftsmagazins Faktor14. Was unterscheidet es von anderen universitären Magazinen?

Faktor14 ist im deutschsprachigen Raum etwas Besonderes, weil das Magazin zum einen von Studierenden selber gemacht wird und zum anderen der Fokus auf der studentischen Forschung liegt, also auf den Erkenntnissen aus Hausarbeiten, Projekt- und Abschlussarbeiten. Es gibt nur vereinzelt Campusmagazine, die sich, ähnlich wie wir, einen wissenschaftlichen Fokus auf die Fahne geschrieben haben. Ein bereits etabliertes Magazin dieser Art ist das Polykum der ETH Zürich.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Die Hauptzielgruppe sind Studierende, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Tübingen. Dadurch, dass wir das Magazin stadtweit verteilen, wollen wir aber ebenso interessierte Bürgerinnen und Bürger erreichen. Wenn wir über den digitalen Bereich in Zukunft auch überregional Personen erreichen, freuen wir uns natürlich – das ist aber nicht der Hauptfokus.

Marvin Gedigk ist Doktorand am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Potsdam und engagiert sich als Redakteur beim Wissenschaftsmagazin Faktor14 an der Universität Tübingen.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Beiträge zur studentischen Forschung aus?

Wir lassen uns einseitige Exposés einreichen. Wichtig ist dabei, dass der oder die Studierende es schafft, die eigene Arbeit sinnvoll zu kürzen, zusammenzufassen und einem allgemeinen Publikum verständlich zu machen. Um die Verständlichkeit von Anfang an zu gewährleisten, werden die Beiträge von fachfremden Redakteuren betreut. Die erste Hürde besteht also darin, dass sie das Thema verstehen. Außerdem achten wir darauf, die thematische Vielfalt der Universität Tübingen abzubilden. Wir bemühen uns, bei jeder Ausgabe eine gute Mischung aus geistes- und naturwissenschaftlichen Inhalten zu haben.

Wie ist Ihr Magazin inhaltlich aufgebaut?

Das Kernelement sind sechs oder sieben Artikel zu studentischen Arbeiten. Wir möchten den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre eigene Forschung, also zum Beispiel ihre Haus- oder Examensarbeiten, aus der Schublade zu holen und sie für ein breites Publikum sichtbar zu machen.  Daneben wollen wir auch die zahlreichen studentischen Initiativen der Universität Tübingen mit jeweils ein oder zwei Artikeln hervorheben. Das kann entweder in Form eines kurzen Textes oder eines Interviews geschehen. Zusätzlich zu diesen zwei Rubriken erscheinen noch zwei oder drei kürzere Meldungen zur Forschung an der Universität oder zu aktuellen Themen. In der Winterausgabe 2019 wird es zum Beispiel anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Zeitschrift einen kurzen Artikel von Bernd Eberhard, dem Gründer von Faktor14, geben.

Das Magazin wurde zwischen 2014 und 2017 aus personellen Gründen vorübergehend eingestellt. Wie kam es zu der Wiederaufnahme 2017?

Begonnen hat es, wie auch schon 2009, mit Bernd Eberhard. Er hatte nach der Arbeit bei Faktor14 sein Hobby zum Beruf gemacht und ist nun als Wissenschaftsjournalist für das Magazin Science Notes tätig. Bei einer Veranstaltung des Career Service der Universität stellte er Faktor14 vor, um zu zeigen, was im Bereich Wissenschaftskommunikation als Student oder Studentin möglich ist. Ein paar der Zuhörer waren so begeistert, dass sie Faktor14 wiederbelebten. Das war die erste neue Generation. Ich bin dann 2018 dazu gestoßen.

Aus wem besteht die Redaktion?

Zur Zeit sind wir acht bis neun feste Redaktionsmitglieder – alles Studierende. Das Team ist sehr interdisziplinär. Alle, die bei uns mitarbeiten, haben Interesse am journalistischen Arbeiten,wollen sich weiterbilden und das auch anderen ermöglichen.

Wie finanziert sich das Projekt?

Das ist nicht ganz trivial. Unser Profil passt häufig nicht auf die Projektausschreibungen, die zum Beispiel von Stiftungen finanziert werden. Zum Glück erfahren wir eine sehr gute Unterstützung vonseiten der Universität. Die Finanzierung ist durch den Studierendenrat der Uni Tübingen abgesichert worden. Zudem unterstützt uns Frau Karin Amos, Professorin für Allgemeine Pädagogik und Prorektorin für Lehre und Forschung. Es sind teilweise triviale Sachen, an denen man ohne Unterstützung scheitern würde. So können wir zum Beispiel durch Ihre Unterstützung den Call for Papers über den Mailverteiler der Universität versenden und damit alle Studierenden erreichen.

Welchen Herausforderungen stehen Sie momentan gegenüber?

Zum einen bauen wir gerade unsere Online-Präsenz aus. Damit wollen wir mehr Beständigkeit schaffen und auch ältere Magazine verfügbar machen. Natürlich passen wir uns damit auch den Lesegewohnheiten der Studierenden an. Die Hefte werden zwar durchgeblättert, aber die Leute stehen heute doch eher mit dem Smartphone an der Bushaltestelle als mit einem Magazin. Zum anderen wollen wir mehr Energie in die Öffentlichkeitsarbeit stecken und Faktor14 als „Marke“ etablieren. Dazu waren bisher noch keine Kapazitäten frei. Es wäre schön, nicht mehr immer erst erklären zu müssen, was Faktor14 ist, wenn man das Magazin auf dem Campus verteilt. Außerdem wollen wir uns auch um Tübinger Bürger bemühen und diese bei Veranstaltungen für Faktor14 begeistern.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Faktor14?

Wir erhoffen uns, dass die Redaktion mit steigendem Bekanntheitsgrad auch in der Mitgliederzahl wächst. Wir brauchen weitere Man- und Womanpower, um die Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben und auch die Redaktionsarbeit zu erleichtern. Wobei es im Moment so ist, dass sich durch die geringe Größe jeder in die Pflicht genommen fühlt und sehr viel Bereitschaft und Motivation mitbringt. Ich bin stolz, dass wir das mit so einer kleinen Truppe von Leuten, die ja alle nur nebenher an dem Projekt arbeiten können, gestemmt bekommen.

 

 

Weitere Information:

Marvin Gedigk berichtet über das Projekt „Faktor14“ im Videointerview.