Foto: Imke Gudenschwager, Wissenschaft im Dialog

„Mehr machen, das ist die Take-Home-Message.“

Bei der Speak Up for Science Konferenz waren kommunizierende Wissenschaftler gefragt. Sie konnten sich über Motive, Formate, Chancen und Hürden in der Wissenschaftskommunikation austauschen. Wir haben bei Teilnehmern nachgefragt, welchen Input sie eingebracht und was sie nach Hause mitgenommen haben.

Wissenschaft im Dialog wollte kommunizierenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter die Arme greifen und eine Diskussionsplattform bieten. So kam es zur „Speak Up for Science“-Konferenz. Das Besondere: Im Gegensatz zum klassischen Tagungsstil wurde ein BarCamp abgehalten, bei dem die Inhalte direkt von den Teilnehmern kommen. So konnten sie ihre eigenen Erfahrungen und Fragen direkt in die Runde mit einbringen, miteinander diskutieren und voneinander lernen.

Ein Input kam von Florian Dehmelt, der von seinen Erfahrungen bei Pro-Test Deutschland e.V. berichten konnte. „Mein Impuls war zu zeigen, dass man als Wissenschaftler nicht nur einigermaßen gut zur Wissenschaftskommunikation beitragen kann, sondern dass es auch manche Sachen gibt, die man nur selber machen kann, die ein professioneller Kommunikator, die ein Pressesprecher, ein Wissenschaftsjournalist nicht stellvertretend für einen übernehmen kann. Es gibt innerhalb der Wissenschaftskommunikation durchaus einige Dinge, die man selber angehen muss, wenn man Ergebnisse sehen will.“  

Dehmelt empfand es als „eine Bereicherung, zu sehen, dass andere Akteure ganz andere Ziele verfolgen, ganz andere Methoden einsetzen, dass es ihnen um ganz andere Themen geht; manchmal sieht man da den Wald vor lauter Bäumen nicht, das war wirklich eine Bereicherung.“

Ihn überraschte, wie viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kommunikationserfahrung bei der Konferenz anwesend waren. „Wenn wir als Wissenschaftler mit ganz begrenzten Ressourcen, mit wenig Zeit, mit zum Teil auch wenig Ahnung und Erfahrung Wissenschaftskommunikation betreiben wollen, ist es gut, nicht immer nur zu schauen, wer macht mit mir zusammen genau ein konkretes Event zu meinem Thema, wer kann mit an Bord geholt werden, sondern sich auch Ideen, Anregungen und Skills zu holen von Leuten, die zu ganz anderen Themen Wissenschaftskommunikation machen“, so Dehmelt.

Josefine Lenz vom Alfred-Wegener-Institut; Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven brachte mit Einblicken in ihre Forschung und der dazugehörige Kommunikation den Teilnehmern die Bedeutung ihrer Forschung zum Wandel der Arktis näher. „Auch beim Themenblock zur Fehlerkommunikation bzw. der Kommunikation von Negativergebnissen konnte ich mit Beispielen aus meiner eigenen Erfahrung etwas beitragen“, kommentiert sie hinsichtlich des regen Austauschs unter den Teilnehmern.  „Ich nehme viel Inspiration mit“, verrät sie und reflektiert weiter: „Man sollte sich ein wenig darauf besinnen, was man eigentlich mit der eigenen Kommunikation, mit der eigenen Forschung erreichen will, was man beitragen kann und wo man ansetzen muss. Auch könnte man sich gut gelaufene Projekte näher anschauen und überlegen, ob man das auch initiieren, etablieren oder Teile der Methodiken übernehmen kann. Letztlich kann man da mit der ,Infiltration’ im eigenen Umfeld beginnen und vieles schon einbringen.“

Frederic van Vlahovits von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur trug mit Impulsen aus dem Bereich geisteswissenschaftlicher Grundlagenforschung bei. „Ich hatte das Gefühl, dass einzelne Disziplinen stärker repräsentiert waren und gerade die Felder, mit denen ich zu tun habe, weniger”, so  van Vlahovits. Dennoch empfand er es als „total hilfreich, überhaupt einmal Leute zu treffen, die sich für das Gleiche interessieren, die die gleichen Ideale, Lust auf das Gleiche, die aber auch die gleichen Probleme haben“.

Als unerwartet empfand er die Dynamik der Veranstaltung: „Von Fachtagungen bin ich eher eine sehr träge und unmotivierte Atmosphäre gewohnt“ und fügt hinzu: „Es hat mich also überrascht, dass so viele Teilnehmer da waren und dazu auch nur Menschen, die so richtig viel Lust auf diesen Austausch hatten.“

Begeistert zieht er sein Fazit: „Was ich für mich mitnehmen kann, ist die Überzeugung, dass man auch als Einzelner viel machen kann und dass man sich Dinge trauen muss – steter Tropfen höhlt den Stein. Mehr machen, das ist die Take-Home-Message. Und das werde ich auch in meine Arbeit einfließen lassen und in mein Team weitertragen und Dinge anregen, zum Beispiel Schulprojekte oder Stammtische oder Formate, mit denen man konkret auf die Menschen zugeht. Wir sind in Mainz immer auf der Suche nach Ideen, mit denen man die Akademie und die Forschungsarbeit der Akademie besser in die Öffentlichkeit tragen kann.“

Als Archäologin und Geisteswissenschaftlerin konnte Petra Wodtke vom Exzellenzcluster 264 – Topoi der Freien Universität Berlin ihre eigene Fachrichtung beitragen. Obwohl sie ihren Erfahrungswert mitbrachte, stellte sie auch Fragen „auf die man vielleicht so nicht mehr kommt, wenn man schon länger dabei ist.“

Alle waren sehr kommunikativ und aufgeschlossen – schließlich ist das ja auch teilweise ihr Job“, bemerkt sie und benennt die insgesamt angenehme und als ausgeglichen empfundene Gesprächskultur unter den Teilnehmern.  

Den Begriff ,Wissenschaftskommunikation‘ kennt Wodtke schon lange. Nach der Veranstaltung sagt sie aber: „Ich glaube, dass ich jetzt noch besser in der Lage bin zu wissen, was ich eigentlich kommunikativ tue und selber besser verstehe, warum ich das tue und ich deshalb auch argumentativ anderen besser vermitteln kann, was Wissenschaftskommunikation eigentlich ist, warum das relevant ist und was es auch gesamtgesellschaftlich für einen Beitrag leistet.“

Mit seinem Impuls zeigte Jacob Stierle vom Max-Planck Institut für Ornithologie in Radolfzell, „dass es möglich ist, die Öffentlichkeit in die Wissenschaft zu integrieren, an die Orte zu bringen, wo Wissenschaft passiert, wo Wissenschaft gemacht wird, wo neues Wissen entsteht. Wichtig ists es, einen Raum zu schaffen, in dem sich Wissenschaft und Öffentlichkeit auf Augenhöhe begegnen können und es zu einem wirklichen Austausch kommt, von dem auch die Wissenschaftler profitieren.“

Er betont, dass es „eine hohe Motivation bei vielen Leuten gibt, die Wissenschaftskommunikation betreiben möchten und dass man sich mit diesen Menschen vernetzen kann.“  Er bekam positive Rückmeldungen zu seiner eigenen Arbeit, und das zeigt ihm, „dass das eine sehr wirksame und sinnvolle Sache ist”, so Stierle.

Insgesamt beschreibt auch er den Austausch unter den Teilnehmern als positiv: „Das ganze war ein großes Brainstorming – die Arbeit fängt jetzt erst an. Aber als Start, um sich mal kennengelernt zu haben und um zu wissen, was für Ideen haben andere überhaupt in ihren Köpfen, dafür war das sehr gut.“

Die „Speak Up for Science“-Konferenz haben wir auch als Storify beschrieben.