Foto: Die Junge Akademie

„Wir möchten Menschen befähigen, Entscheidungen zu treffen“

Die Junge Akademie hat gewählt und das neue Präsidium rückt direkt zu Beginn der Amtszeit die Stärkung des Austauschs mit der Gesellschaft in den Fokus. Der neue Sprecher Philipp Kanske erklärt im Interview wieso dies wichtig ist und wie die neue Veranstaltungsreihe „Junge Akademie @“ funktioniert.

Herr Kanske, warum nimmt das neue Präsidium der Jungen Akademie den Austausch mit der Gesellschaft in den Fokus seiner Arbeit?

Die Junge Akademie macht seit ihrer Gründung im Jahr 2000 Projekte, die Wissenschaft in die Gesellschaft rücken. Das Ziel, Wissenschaft zu kommunizieren und Dialog anzustoßen ist uns wichtig. Daher wollen wir unseren 20. Geburtstag im Jahr 2020 auch nicht nur für uns feiern, sondern im Austausch mit möglichst vielen Menschen in diesem Land.

Warum ist es für das neue Präsidium der Jungen Akademie wichtig, dass Forschende ihre Wissenschaft selbst vermitteln?

Philipp Kanske ist Professor für Klinische Psychologie und Behaviorale Neurowissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Er ist seit 2015 Mitglied der Jungen Akademie und seit Mai 2019 ihr Sprecher. Foto: Kerstin Flake
Philipp Kanske ist Professor für Klinische Psychologie und Behaviorale Neurowissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Er ist seit 2015 Mitglied der Jungen Akademie und seit Mai 2019 ihr Sprecher. Foto: Kerstin Flake

Wenn wir wollen, dass Wissenschaft wahrgenommen wird und in ihren Eigenschaften geschätzt wird, dann geht das nur, wenn wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darüber reden, was wir tun. Wir müssen die Möglichkeiten erklären, die Wissenschaft bietet, um gesellschaftliche Fragen und Probleme zu lösen. Wir müssen aber auch über ihre Grenzen sprechen. Wissenschaft kann an vielen Stellen keine ganz klaren Antworten geben, aber Entscheidungen informierter machen. Und wir als Junge Akademie möchten Menschen dazu befähigen, solche Entscheidungen zu treffen. Das ist unser Ziel, wenn wir über Wissenschaft informieren.

Haben Sie dafür schon konkrete Pläne?

Wir führen natürlich unsere laufenden Kommunikationsaktivitäten weiter. Wir geben zum Beispiel jedes Jahr einen Kalender heraus oder auch das Junge Akademie Magazin. Das Format entwickeln wir gerade weiter und 2020 soll es nicht als Heft, sondern als Poster erscheinen. Das bietet ganz andere Möglichkeiten, die Themen auch in Räumen zu platzieren und damit sichtbarer zu machen. Außerdem sind wir in Berlin am Salon Sophie Charlotte beteiligt, einer Veranstaltungsreihe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Darüber hinaus planen wir für das Jubiläumsjahr mehrere zusätzliche Aktivitäten, darunter eine neue Reihe mit der wir unsere Mitglieder noch mehr in den Austausch mit der Gesellschaft bringen wollen. Der Titel: „Junge Akademie @ …“.

Was passiert bei „Junge Akademie @ …“?

Unter dem Titel bringen wir verschiedene Themen und Formate zusammen. Das @ bedeutet, dass wir dafür an besondere Orte gehen oder mit Partnern zusammenarbeiten wollen. Wo oder wer das sein wird, hängt vom Thema ab und welche Verbindungen wir dazu knüpfen können. Fest steht, dass bei jeder Veranstaltung ein oder zwei Mitglieder der Jungen Akademie dabei sein werden, über ihre Forschung berichten und darüber diskutieren. Außerdem werden die Veranstaltungen in ganz Deutschland stattfinden.

Verraten Sie uns schon ein Beispiel?

Das ist zwar alles noch in der Planung, aber es könnte zum Beispiel sein, dass Sie unseren Mitgliedern mal in einem öffentlichen Verkehrsmittel begegnen und da etwas über Wissenschaft erfahren kann. Das Ziel ist, eine Mischung aus neuen und etablierten Formaten zu nutzen, um möglichst unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.

Wo sehen Sie die Rolle der Jungen Akademie in der Wissenschaftskommunikation?

Die Junge Akademie bietet uns Mitgliedern Unterstützung und einen institutionellen Rahmen, um überhaupt solche Projekte zu realisieren und ein größeres Publikum zu erreichen. Sie bringt Künstler und Wissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen zusammen, inspiriert damit ungewohntes Denken und gibt uns die Möglichkeit, mit einer stärkeren Stimme zu sprechen – sei es bei unseren wissenschaftspolitischen Vorhaben oder auch bei der Wissenschaftskommunikation.

Ein Blick in die Zukunft: Was würden Sie am Ende Ihrer Amtszeit im Präsidium gerne als Erfolg verkünden können?

Es wäre großartig, wenn noch mehr Menschen von der Jungen Akademie als „Anlaufstelle“ für den Austausch mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wissen; wenn uns Fragen erreichen oder Einladungen. Wer mit Forschenden diskutieren will, kann sich an uns wenden, nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.