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Panoptikum 22-24 #Mastodon #WissKommBooster #Mars

Die kontroverse Diskussion zu Twitter, Forschung zur politischen Haltung amerikanischer Wissenschaftler*innen und Berichte über Landwirtschaft auf dem Mars. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

🐘 Kaum ein anderes Thema wurde in den vergangenen zwei Wochen in der Community so kontrovers diskutiert wie das neue Twitter unter der Führung von Elon Musk. Einige aktive Wissenschaftler*innen sprachen mit Science über ihre geplante “Flucht” zu Mastodon. Eine Informationsforscherin prognostizierte allerdings keine schnelle Abkehr von Twitter, da ihre Forschung in der Vergangenheit eher langsame digitale Migrationsbewegungen gezeigt hätte. Auch zwei Kommunikationswissenschaftler*innen an der Universität Wien reflektierten darüber, wie ein ideales soziales Medium aussehen sollte. Sie zitieren den Erfinder des Internets, Tim Berners-Lee, der schon früh dezentrale Alternativen zu großen privaten Plattformen forderte. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen berichtet im Interview mit Deutschlandfunk, dass es berührend sei, wie User*innen um das Kommunikationsklima bei Twitter kämpften. Auch der Medienforscher Jan-Hinrik Schmidt spricht im BredowCast über die Twitterübernahme durch Musk, seinen eigenen Wechsel zu Mastodon und macht greifbar, wie die Serverstruktur in dem dezentralen Netzwerk funktioniert. Sein Resümee: „Sollte es tatsächlich zu Massenabwanderungen zu Mastodon kommen, ist es natürlich sinnvoll, als Wissenschafler*in bzw. wissenschaftliche Institution, auch dorthin zu ziehen.“ 

📊 Der Aufruhr bei Twitter kommt zu einer Zeit, in der einer aktuellen Umfrage unter tausenden Forschenden zufolge nur 18 Prozent das Selbstvertrauen haben, ihre Ergebnisse in den sozialen Medien kompetent kommunizieren zu können. Andererseits hätte die Coronakrise auch als Dialog-Booster für die Forschung gewirkt, schreibt Matthias Mayer in seinem Gastbeitrag in der FAZ. 78 Prozent aller Befragten gaben an, dass es für sie wichtiger geworden sei, ihre Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln. Der in dem Beitrag vorgestellte Bericht „Confidence in Research“ zeigt mittels einer Befragung in verschiedenen Ländern, wie Wissenschaftler*innen die Forschungslandschaft einschätzen. 

🏆 Die stärkere Beteiligung der Öffentlichkeit an Umweltüberwachung wurde mit dem Falling Walls Science Engagement Award geehrt. Anna Berti Suman erhielt den Preis für ihr Projekt “Sensing for Justice”, welches Umweltgerechtigkeit über Feldforschung, Bürger*innenbeteiligung, Fürsprache und künstlicherische Aufbereitung verfolgt. Ihre Arbeit hatte sie in dem Graphic Novel “Story of a civic sentinel” dokumentiert. Forschung und Lehre berichteten über diese und weitere Auszeichnungen beim diesjährigen Falling Walls Science Summit.

👩‍🏫 Ebenfalls über eine Ehrung freut sich Mai Thi Nguyen-Kim, die diesen Winter die prestigeträchtige Nature Marsilius Gastprofessur für Wissenschaftskommunikation an der Universität Heidelberg übernimmt. Vorherige Gastprofessor*innen waren unter anderem Ionica Smeets und Eva Wolfangl. Nguyen-Kim wird im Rahmen der Professur an der Universität Heidelberg am 8. Dezember einen öffentlichen Vortrag über “Superstar Scientists – Wie Hype und Hass die Wissenschaftskommunikation verändern” geben. 

Mehr Wissen

Immer wieder sind Wissenschaftler*innen dem Vorwurf ausgesetzt, politisch voreingenommen zu sein. Um mehr über die politischen Einstellungen von Wissenschaftler*innen erfahren, untersuchte ein Forschungsteam um Alexander A. Kaurov von der Harvard University öffentlich verfügbare Daten der Bundeswahlkommission. Es zeigte sich, dass Wissenschaftler*innen mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit Geld an die demokratische Partei und ihre Kandidat*innen als an die Republikaner*innen spenden. Das sei nicht immer so gewesen: Vor dem Jahr 2000 hätten sich die Spenden von Wissenschaftler*innen gleichmäßig auf beide Parteien verteilt. Die Autor*innen vermuten, dass diese Veränderungen eher darauf zurückzuführen sind, dass sich die Haltung der republikanischen Partei gegenüber der Wissenschaft verändert habe, als dass sich die Einstellungen der Wissenschaftler*innen verändert hätten. Sie argumentieren, dass stärkeres öffentliches Engagement von konservativen Wissenschaftler*innen dazu beitragen könnte, das Vertrauen der Republikaner*innen in die Wissenschaft zu stärken. 

Lebensmittelproduktion im Weltraum, Langzeit-Weltraummissionen und menschliche Siedlungen auf dem Mars: Auf diese Ziele ausgerichtete landwirtschaftliche Forschung soll angesichts ausgebeuteter Ressourcen auf der Erde Alternativen schaffen. Wie Medien über solche wissenschaftlichen Projekte berichten, haben Ryland Shaw und Tammara Soma von der Simon Fraser University anhand von englischsprachigen Artikeln untersucht, die zwischen Anfang 2019 und April 2022 in den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich veröffentlicht wurden. Die Forscher*innen stellen fest, dass die Weltraummissionen überwiegend als unvermeidlich und positiv dargestellt werden. Sie argumentieren jedoch, dass eine kritische Reflexion der gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Forschungsprojekte notwendig sei, um die strukturellen Ungleichheiten im Ernährungssystem im Blick zu behalten. 

Science Art (“SciArt”) soll wissenschaftliches Wissen ansprechend und zugänglich machen. Alice Fleerackers, Paige Brown Jarreau und Julia Krolik wollten wissen, was Künstler*innen antreibt, sich mit SciArt zu beschäftigen. Interviews mit 131 Gesprächspartner*innen legen eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Ziele offen, von denen sich nur ein Teil auf die Vermittlung von Wissenschaft bezieht. Die Autor*innen raten Geldgeber*innen deshalb, Künstler*innen dabei zu unterstützen, ihre vielfältigen, internen und externen Zielen zu erreichen, um eine lebendige SciArt-Landschaft zu fördern. 

Von Praktikum bis Professur

🔉 Das Forschungszentrum Jülich sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n wissenschaftliche*n Koordinator*in für das Bernstein-Netzwerk (w/m/d). Die Bewerbungsfrist endet am 16. Dezember.

🔉 Ebenfalls am Forschungs­zentrum Jülich wird im Bereich Energie, Information und Bioökonomie ein*e persönliche*r Referent*in des Vorstands für den Geschäftsbereich II – Energie (w/m/d) gesucht. Es gibt keine Bewerbungsfrist.

🔉 Das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation hat eine Stelle als Referent*in für Webredaktion (m/w/d) ausgeschrieben. Die Stelle ist ab 1. Februar 2022 zu besetzen, die Bewerbungsfrist endet am 10. Dezember. 

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

🎫 Die nächste Gelegenheit in die Community-Diskussion um Twitter vs. Mastodon einzusteigen, gibt es beim Hamburger Stammtisch für Wissenschaftskommunikation am 5. Dezember ab 19:30 Uhr. Unter dem Titel “Mastodon: Kurzer Hype oder echte Alternative?” wird die Expertin Nele Hirsch einen Impuls geben. Die Anmeldung zur digitalen Veranstaltung ist bis zum 1. Dezember möglich

🎫 Ebenfalls digital findet am 8. Dezember ab 12:30 Uhr die Ergebnisvorstellung des diesjährigen Wissenschaftsbarometers* statt. Projektleiterin Ricarda Ziegler wird die zentralen Erkenntnisse präsentieren und Prof. Julia Metag, Professorin für Kommunikationswissenschaft, wird die Implikationen einordnen. Die Veranstaltung kann im Livestream bei YouTube verfolgt werden. 

🎫 Beim nächsten „Treffpunkt Wissenschaftskommunikation“, einer Initiative des Blogs „Wissenschaft kommuniziert“, werden die „Forschungssprecher des Jahres 2022“ durch die Präsidentin des Bundesverbandes der Kommunikatoren, Regine Kreitz, bekanntgegeben und geehrt. Zudem wird thematisiert, was die Wissenschaftskommunikation aus der Pandemie gelernt hat. Die Veranstaltung findet am Dienstag, den 29. November ab 18:00 Uhr online statt. Die Anmeldung ist per E-mail möglich. 

🎟️ Vom 21.-23. März 2023 wird in Hamburg die 10. Nachwuchsakademie der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft unter dem Motto “Sportwissen.schafft.Kommunikation” stattfinden. Das Programm besteht aus Vorträgen und Workshops, bei denen in WissKomm Formate eingeführt wird. Die kostenpflichtige Anmeldung ist per E-mail möglich. 

🎫 Das OeAD-Zentrum für Citizen Science organisiert am 14. Dezember ab 14 Uhr eine digitale Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen und Institutionen um gelungene Wissenschaftsvermittlung für Kinder und Jugendliche zu diskutieren. Die Anmeldung ist online möglich

📅 Am 14. November startete die zehnte Runde von Fast Forward Science*. Der Multimedia-Wettbewerb sucht Social Media Beiträge, die aktuelle Forschung kreativ und zielgruppengerecht kommunizieren. Beiträge können über fastforwardscience.de bis zum 7. Februar 2023 eingereicht werden.

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltungen und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.

*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.