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Im Profil: Mario Ludwig

Mario Ludwig beschreibt sich selbst als Fossil der Wissenschaftskommunikation. Warum sich der promovierte Biologe und Tierbuchautor nicht auf Routinen ausruhen will und wie er den Spagat zwischen Unterhaltung und wissenschaftlichen Fakten meistert, erzählt er im Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Es war ganz klar ein Karrierekarussell. Im Jahr 1990 habe ich mit Kolleg*innen das Buch „Tiere auf Wohnungssuche“ geschrieben und bin dadurch in die schriftstellerische Tätigkeit eher zufällig reingerutscht. So habe ich gemerkt, dass mir das Schreiben gut gefällt. Der Verlag bot mir daraufhin an, noch ein weiteres Buch zu verfassen. Von meiner Idee, eines über Sex im Tierreich zu schreiben, war der Verlag aber erst mal wenig begeistert. Ein Buch zu diesem Thema, womöglich noch mit Bildern, hätte wohl nicht zum Ansehen des Verlages gepasst. Letztendlich hat sich der Vertrieb, also die Mitarbeiter*innen, die für den Verkauf des Buches zuständig sind, gegenüber der Redaktion durchgesetzt und entschieden, dass das Buch gemacht werden soll. Es wurde ein Bestseller. Mit einem Thema wie Sex im Tierreich kamen natürlich Anfragen von großen Talkshows für wissenschaftliche Kolumnen, Radiosendungen, Podcasts und von Redneragenturen.

Was sind die Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Mit 30 Jahren Erfahrung bin ich sozusagen ein Fossil in der Wissenschaftskommunikation, da halten sich die Herausforderungen natürlich in Grenzen. Für mich ist es wichtig, dass keine Routinen entstehen, auf denen ich mich ausruhe. Man muss sich selbst und die eigenen Texte immer wieder hinterfragen und reflektieren. Außerdem muss man bereit sein, neue Wege zu gehen, auch wenn das manchmal schwerfällt. Wichtig ist, Neues auszuprobieren und dabei auch ruhig mal auf die Nase zu fallen. Das Feedback von Leser*innen, Zuhörer*innen und Zuschauer*innen kann hier helfen, aus seinen Fehlern zu lernen und entsprechende Korrekturen vorzunehmen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Ich glaube, dass die Wissenschaftskommunikation auf einem sehr guten Weg ist. Vor 20, 30 Jahren war die Wissenschaftskommunikation oft furchtbar langweilig. Expert*innen kommunizierten damals aus einem Elfenbeinturm heraus, das interessierte niemanden. Mittlerweile hat sich eine ganze Menge getan und das ist auch gut so. Es gibt aber auch Probleme. Ein gutes Beispiel dafür war die Absage eines Vortrags zum Thema Geschlechter in der Biologie an der HU Berlin. Meiner Meinung nach war es falsch, dass der Vortrag auf Druck von außen mit dem Vorwurf der Queer-Feindlichkeit abgesagt wurde. Ein solcher Vortrag sollte auf eine Bühne und kontrovers diskutiert werden.

Was finden Sie beim Verfassen von populärwissenschaftlichen Büchern wichtig?

Ich glaube, man kann die Fähigkeit, Wissenschaft populär rüberzubringen, nur bedingt lernen. Das ist vielleicht vergleichbar mit Profifußballer*innen. Auch hier kann zwar bis zu einem gewissen Grad die Spielweise trainiert werden, ein wichtiger Teil des Talents liegt aber in den Genen. Ganz wichtig ist: Man muss es gerne machen und seinen Job lieben! Die Leserschaft merkt schnell, ob ein*e Autor*in den Job gerne macht oder nicht. Für mich ist es ganz wichtig, dass ich in erster Linie unterhaltsam schreibe. Die Herausforderung hierbei ist, den Spagat zwischen Unterhaltung und den harten wissenschaftlichen Fakten zu schaffen – die natürlich korrekt sein müssen. Da ist eine umfangreiche und genaue Recherche gefordert und die Fähigkeit, „Wissenschaftssprache“ in eine „normale“ Sprache zu übertragen, die Menschen anspricht und Lust auf mehr macht.


Foto: Elisa Reznicek

Mario Ludwig ist promovierter Biologe und Autor zahlreicher Sachbücher, in denen er sich humorvoll mit Phänomenen aus dem Tierreich auseinandersetzt. Als Wissenschaftskommunikator ist er als Vortragsredner aktiv und häufiger Gast in verschiedenen Radio- und Fernsehsendungen. In seiner eigenen wöchentlichen Sendung „Tiere“ bei Radio Bremen und in seinem Podcast „Wie die Tiere…“ stellt er regelmäßig Neues aus der Tierwelt vor. Ludwig ist auch Kolumnist mehrerer Tageszeitungen.