Altmetric – ein Werkzeug, um den Impact einer wissenschaftlichen Arbeit in Onlinemedien zu messen

Wie viel Aufmerksamkeit erfährt eine wissenschaftliche Publikation im Netz? Die Antwort will das Anwendungswerkzeug Altmetric geben. Es misst, wie oft ein wissenschaftlicher Fachbeitrag beispielsweise in Blogs, auf Twitter oder Mendeley benannt wird.

Welche wissenschaftlichen Fachbeiträge werden in Onlinemedien am meisten diskutiert? Diese Frage wollen Altmetrics, sogenannte alternative Metriken, beantworten – zeitnah und als alternative Methode zu den traditionell erfassten Kennzahlen wie dem Journal Impact-Faktor oder dem h-Index. Letztere sind Kennzahlen die sich aus der Anzahl der Zitationen einer wissenschaftlichen Publikation ergeben und erst zeitverzögert angegeben werden können.

Altmetric nennt sich eines der Werkzeuge, mit dem alternative Metriken gemessen werden können. Es erfasst positive wie negative Erwähnungen aus Onlinequellen wie Nachrichtenportalen oder sozialen Medien. Der „Altmetric Attention Score“, ordnet jedem Blogbeitrag, Tweet oder sonstiger Onlineerwähnung Punkte zu, die addiert den „Attention score“ ergeben. Interessant wird dieser Wert im Vergleich zu dem anderer Publikationen, die in einem vergleichbaren Zeitraum oder in derselben wissenschaftlichen Zeitschrift erschienenen sind. Unter dem Reiter „Attention Score in Context“ wird daher angezeigt, welche Arbeit sich von anderen abhebt.

Bildschirmfoto: Darstellung des Altmetric „Attention Score“ mit farblich kodiertem „Donut“ für einen beispielhaft gewählten wissenschaftlichen Fachartikel. Dieser Screenshot stammt vom 28.11.2018 und zeigt, wie oft der gesuchte Artikel bis zu diesem Datum in verschiedenen Medien erwähnt wurde.

Mit dieser Anwendung können Forscherinnen und Forscher nicht nur herausfinden, wie oft über ihre Veröffentlichungen gesprochen wird, sondern auch im Detail erfahren, wer dies auf welchen Kanälen tut. Auf einen Blick zeigt der „Altmetric-Donut“ farblich kodiert, ob eine bestimmte Publikation beispielsweise in Onlinezeitschriften (rot), in Blogs (orange) oder bei Twitter (hellblau) erwähnt wurde. Die exakte Anzahl der gemessenen Beiträge wird in der Legende angezeigt. Wer noch mehr Details wissen möchte, kann sich die berücksichtigten Quellen in Form von Onlineartikeln, Patentzitationen oder Tweets direkt ansehen.

Altmetric nutzen

Altmetric ist kostenlos und erfordert keine Anmeldung. Viele wissenschaftliche Zeitschriften haben das Auswertungswerkzeug bereits auf ihrer Seite eingebettet, so dass die bemessenen Werte automatisch neben einer Publikation angezeigt werden. Ist dies nicht der Fall, kann die Anwendung als Lesezeichen angelegt werden – ein Klick darauf zeigt den „Attention Score“ als Zahlenwert und den bunten „Donut“ als intuitive Darstellung der Medien, auf die sich die erfasste Aufmerksamkeit verteilt.

Welche Quellen nutzt Altmetric?

Für die Datenerfassung dienen Open-Access-Quellen, in denen direkt auf die zu untersuchende Publikation verlinkt wird. Zusätzlich wird bei Zeitschriften oder Büchern, die keinen direkten Link enthalten, mit einer Textsuche gearbeitet. In den vornehmlich englischsprachigen Onlinemedien wird nach Titel und Autor gesucht. Des Weiteren zählen akademische und nichtakademische Blogs, Onlineprogramme wie Mendeley, soziale Medien, Zitationen in Patenten sowie Onlinemedien wie Wikipedia zu den einbezogenen Quellen.

Einschränkung:

Altmetric ist kein eigenständiger Indikator für eine Leistungsbewertung (siehe auch: Altmetric – oder kommt die „Ökonomie der Aufmerksamkeit“). Dieses Anwendungswerkzeug kann eine grobe, vom Renommee einzelner Fachzeitschriften unabhängige Einschätzung liefern.

Der „Altmetric Attention Score“ ist, laut eigenen Angaben, eine gewichtete Annäherung, die Daten aus Online-Quellen zusammenfasst. Dabei gilt zu bedenken, dass der Wert nur Open-Access-Quellen und bestimmte Sprachen berücksichtigt. So können beispielsweise Plattformen wie LinkedIn oder ResearchGate, die eine Anmeldung erfordern und auf denen Wissenschaftler sich rege zu Publikationen austauschen, nicht mit einbezogen werden.

Die Annäherung ergibt sich auch aus dem „Attention Score“ selbst, der aus ganzen Zahlen besteht. Somit erhält beispielsweise eine Facebook-Erwähnung einer Publikation, die mit 0,25 Punkten einberechnet wird, aufgerundet den gleichen Wert wie vier Facebook-Erwähnungen. In Fachkreisen wird außerdem diskutiert, wie Manipulationsanfällig das System ist, da der Score durch Bots verfälscht werden könnte.


Steckbrief: Altmetric

Anbieter: Altmetric ist Teil der Digital-Science-Gruppe.

Ziel: Das Anwendungswerkzeug zeigt durch eine Zahl und eine visuelle Darstellung, wie viel Beachtung eine wissenschaftliche Arbeit in verschiedenen Online-Medien erhält.

Bedingungen: keine, frei verfügbar

Link zum Tool: Altmetric.com


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