Grafik: NaWik

Was brauchen Forschende für ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit?

Am 5. April lädt das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation Forschende dazu ein, sich über ihre Kommunikationsprojekte und -erfahrungen auszutauschen. Beatrice Lugger gibt einen Ausblick auf das Programm des Symposiums und wünscht sich langfristig mehr Unterstützung und Anerkennung für kommunizierende Forschende.

Beatrice, Anfang April veranstaltet ihr am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik)* unter dem Motto „Und jetzt Du!“ euer erstes Symposium mit Fokus auf kommunizierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Was sind aus deiner Sicht die Highlights im Programm?

Ganz klar: Das sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich am Symposium beteiligen. Wir haben auf unseren Call for Proposals hin fast 30 Programmvorschläge von Forschenden erhalten, die ihr Engagement in der Wissenschaftskommunikation vorstellen und diskutieren wollten. So viele und so gute, dass es uns schwergefallen ist, eine Auswahl zu treffen. Sieben davon haben wir schlussendlich im Programmpunkt „7 Projekte in je 7 Minuten“ aufgenommen.

Worauf habt ihr geschaut, als ihr diese Auswahl getroffen habt?

Die Geschäftsführerin und Wissenschaftliche Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, <a href="http://www.nawik.de" target="_blank">NaWik</a>, engagiert sich seit über zwei Jahrzehnten in der Wissenschafts-<br>kommunikation. Sie ist Wissenschaftsjournalistin, Social Media-Expertin und Chemikerin. Beatrice Lugger auf <a href="https://twitter.com/BLugger" target="_blank">Twitter</a>, <a href="https://www.facebook.com/blugger" target="_blank">Facebook</a>, <a href="https://www.linkedin.com/in/beatrice-lugger-3a136127?trk=nav_responsive_tab_profile" target="_blank">LinkedIn</a>. Foto: NaWik
Die Geschäftsführerin und Wissenschaftliche Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, NaWik, engagiert sich seit über zwei Jahrzehnten in der Wissenschafts-
kommunikation. Sie ist Wissenschaftsjournalistin, Social Media-Expertin und Chemikerin. Foto: NaWik

Dass es möglichst unterschiedliche Projekte sind – sowohl vom wissenschaftlichen Inhalt als auch vom Format her. Da gibt es etwa die Plattform In-Mind, die psychologische Forschungsergebnisse für Laien verständlich in Form eines Magazins und Blogs aufbereitet. Ein anderes Projekt ist Astronomy on Tap, das Astronomievorträge in Kneipen bringt oder Ring a Scientist. Hier werden Forschende an Schulen vermittelt, die dann per Skype-Schalte in die Klassenzimmer kommen. Ein Format für ein eher spezialisiertes Publikum ist außerdem das Fachnetz Flucht. Hier bereiten Forschende sozialpsychologische Erkenntnisse über Flucht und Integration für Personen auf, die vor allem beruflich mit dem Thema zu tun haben.

Und wer hat sich für die Teilnahme an dem Symposium angemeldet?

Das sind zu zwei Dritteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wir freuen uns, dass damit unsere Idee funktioniert und wir erstmals speziell dieser Akteursgruppe in der Wissenschaftskommunikation eine Plattform für einen Austausch über ihre Kommunikationserfahrungen bieten können. Denn für die anderen zentralen Akteursgruppen gibt es längst etablierte regelmäßige Veranstaltungen. Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten tauschen sich beispielsweise einmal im Jahr auf der Wissenswerte aus. Und für Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren ist das Forum Wissenschaftskommunikation der alljährliche zentrale Branchentreff. Eine Veranstaltung explizit für Forschende, die auch mit der Öffentlichkeit kommunizieren, gab es bisher aber noch nicht. Das wollten wir ändern. Und die Anmeldezahlen zeigen, dass dieses Angebot auch angenommen wird. Unser Kontingent von maximal 100 war sehr schnell voll und leider mussten wir noch weiteren 40, die zunächst auf der Warteliste waren, Raum bedingt absagen. Beim nächsten Mal planen wir von vornherein einen größeren Rahmen.

Warum habt ihr euch für das Format Symposium entschieden?

Eigentlich ist das eine Tradition, denn wir hatten bisher schon zwei NaWik-Symposien. Das eine haben wir anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Klaus-Tschira-Stiftung (KTS), einem unserer Gesellschafter, veranstaltet. Und vor zwei Jahren feierten wir mit einem Symposium unser fünfjähriges Bestehen sowie dauerhafte Förderzusagen unserer beiden Gesellschafter, der KTS und des Karlsruher Instituts für Technologie. Dieses Jahr ist das Programm aber anders gestaltet – wieder mit vielen interaktiven Elementen, bei denen nun aber explizit die Forschenden gefragt sind. Wenn wir das so weiterführen, werden wir sicher auch die Bezeichnung „Symposium“ überdenken. Wir wollen insgesamt vor allem praktische Aspekte besprechen und Fragen beantworten wie: Was wünschen sich Forschende, um mehr in der Wissenschaftskommunikation aktiv werden zu können? Was sind best oder worst practices?

Wie steht es denn um die Unterstützung der individuellen Wissenschaftskommunikation durch die Politik?

Da zeichnen sich weitere Verbesserungen ab. Mehr und mehr Politikerinnen und Politiker äußern inzwischen, dass sich Forschende in der Kommunikation mehr beteiligen sein sollten, weil sie als eigentliche Protagonisten authentisch über ihre Forschung und den Wissenschaftsalltag sprechen können.

Wo siehst du insgesamt die Entwicklung der Wissenschaftskommunikation durch Forschende? Wo stehen wir da?

Der Ruf nach mehr Unterstützung, Fortbildung und Anerkennung von in der Kommunikation aktiven Forschenden wurde schon im PUSH-Memorandum vor mittlerweile zwanzig Jahren geäußert. In der Zeit danach wurden allerdings vor allem Kommunikations- und Pressestellen der Einrichtungen aus- und aufgebaut und weniger die Stärkung der Forschenden in der Kommunikation vorangetrieben. Das ändert sich aber zunehmend. Alleine schon für die meisten modernen Formate brauchen die Pressestellen Forschende, die sich daran beteiligen und sie mittragen. Deshalb sind insgesamt also auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit gefragt als früher. Ein zweiter Punkt ist, dass es heute deutlich mehr Möglichkeiten und niedrigere Hürden für direkte Kommunikation gibt. Beispielsweise, einen Twitter-Account zu betreiben oder einen Podcast zu machen. Wir merken auch in unseren Seminaren, dass gerade die jungen Forschenden – wie Promovierende und Postdocs – ein größeres Interesse haben, da auch mitzumachen.

Wie wollt ihr das mit dem NaWik-Symposium noch weiter voranbringen und unterstützen?

Wir wollen auf jeden Fall langfristig eine Plattform für das Thema bieten. Wichtig ist uns dabei, sehr Community basiert zu arbeiten: Der Austausch zwischen den Forschenden und der Transfer von Erfahrungen untereinander ist das Entscheidende. Was diese während des Treffens erarbeiten, wollen wir gut dokumentieren und anschließend entsprechend streuen. Vor allem aber hoffen wir, dass alleine schon der offene Austausch die Forschenden motiviert und sie sich weiterhin in der Kommunikation engagieren.

*Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de