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Panoptikum 23-11 #ChatGPT #No:crisis #Scheibenwelt

“To ChatGPT or not to ChatGPT?” fragt sich die Astrophysikerin Majken Christensen, zwei neue Leitfäden zur Wissenschaftskommunikation in Konfliktsituationen, Forschung zu Flat-Earthern und die Technologieoffenheit von älteren Menschen. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

💬 Die Diskussionen über ChatGPT dominieren weiterhin die sozialen Medien. Die Astrophysikerin Majken Christensen schreibt darüber, ob sie den Einsatz in der Wissenschaftskommunikation empfiehlt. Sie kommt zu dem Schluss, dass KI für eine spielerische Annäherung an ein Thema geeignet sein kann, aber nicht für die Erstellung wissenschaftlicher Texte eingesetzt werden sollte. Ein besonderes Problem sieht sie in der nahen Zukunft, wenn sich KI auf KI-generierte Texte bezieht: „Answers will have factual and scientific language, but they won’t be factual and scientific in themselves. They won’t even be based on a text from a scientist. Instead, it will be based on input from a language model with no source critique in place.“

🚨 Statt KI-basierter Unterstützung lieber die klassische Broschüre: Forscher*innen der Angewandten Linguistik in Darmstadt haben zwei Leitfäden zur Wissenschaftskommunikation veröffentlicht. Die Publikation „no:crisis – Notes on Critical Interaction Situations in Science Communication“ richtet sich an Anfänger*innen in der Wissenschaftskommunikation. Anhand einzelner Konfliktsituationen werden psychologisches und kommunikationswissenschaftliches Hintergrundwissen sowie konkrete Lösungsvorschläge vermittelt. Die zweite Handreichung („Maximen zur wissenschaftsexternen Kommunikation in politisierten Kontexten“) richtet sich an Expert*innen in der Wissenschaftskommunikation, die mit Zielgruppen in der Politik interagieren. Aus bereits erschienenen wissenschaftlichen Publikationen werden konkrete Handlungsempfehlungen für einen besseren Umgang mit der Medien- und Politiklogik abgeleitet. 

👩‍🔬 „Der Elfenbeinturm ist out“, schreibt Sylvia Jaki in Forschung & Lehre. Sie berichtet, dass Studierende des Masterstudiengangs Medientext und Medienübersetzung regelmäßig bebrillte Professoren in Laborkittel oder Tweedjackett zeichnen, wenn sie Wissenschaftler*innen bildlich darstellen sollen. Die Verantwortung für eine vielfältigere Darstellung von Wissenschaftler*innen in den Medien sieht Jaki sowohl bei den Journalist*innen als auch bei den Forschenden selbst: „Und warum nicht auch einmal auf eigene Faust die zahlreichen Formate ausprobieren, die inhärent dialogisch angelegt sind und, um die etwas abgedroschene Metapher zu bemühen, eine Kommunikation auf Augenhöhe ermöglichen?“

🎧 Vielleicht kann ein neuer Podcast Abhilfe schaffen. „People of Science“ wird von Deutschlandfunk Kultur und Arte produziert. Bertolt Meyer, selbst Wissenschaftler, moderiert. In den Folgen sollen die Menschen hinter den wissenschaftlichen Ergebnissen sichtbar werden und informelle Lebensläufe in den Vordergrund treten. Bisher sind sechs Folgen verfügbar. Zu Wort kommen unter anderem die Medizinethikerin Alena Buyx, die Klimaökonomin Claudia Kemfert und die Pollenforscherin Martina Weber.

Mehr Wissen

📚 Die Welt als Scheibe? Ein Forschungsteam um Jose Luis Arroyo-Barrigüete von der Universidad Pontificia Comillas in Spanien hat untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass Menschen an die Flat-Earth-Theory glauben. Die Forscher*innen analysierten YouTube-Videos zum Thema und befragten mehr als 1250 Menschen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bei Flat-Earthern einen starken Dunning-Kruger-Effekt gibt. Das heißt: Menschen mit geringer wissenschaftlicher Kompetenz überschätzen ihr eigenes Wissen. Laut Forscher*innen sind beide Faktoren allein nicht ausschlaggebend, die Kombination von geringen wissenschaftlichen Kenntnissen und hohem Selbstvertrauen aber führt zu einem stärkeren Glauben an die Flat-Earth-Theorie.

📚 Welche Einstellung haben ältere Menschen gegenüber neuen Technologien? Mengxi Zhang vom University College London hat eine systematische Übersicht über mehr als 80 Studien erarbeitet, in denen diese Frage beleuchtet wird. Der Überblick zeigt, dass die komplexe Beziehung zwischen älteren Menschen und Technologie von individuellen Persönlichkeitsmerkmalen, aber auch von der jeweiligen Rolle der Technologie und der Möglichkeit, als Mitgestalter*in bei deren Einführung mitzuwirken, beeinflusst wird. 

📚 Community-Building über Podcasts? Ausgehend von eigenen Erfahrungen als Podcaster*innen und Literatur zum Thema untersuchen Autor*innen um Michael Cox vom Dartmouth College in den USA Potenziale des Mediums. Sie diskutieren, ob sich positive Veränderungen innerhalb der wissenschaftlichen Community, aber auch im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft bewirken lassen – und stellen einen Leitfaden für Podcast-Produktionen innerhalb der wissenschaftlichen Community vor.

Von Praktikum bis Professur

🔉 Die Latest Thinking GmbH hat einen Job für eine*n Projektmanager*in Wissenschaftskommunikation ausgeschrieben. Es geht um die Koordinierung von EU-Projekten zum Thema Klimamodellierung und um das Erstellen von Wissenschaftsvideos und -texten. Es gibt keine Bewerbungsfrist. 

🔉 Das HITS gGmbH (Heidelberger Institut für Theoretische Studien) sucht eine*n Junior Communications Manager*in für die Bereiche Kommunikation und Eventmanagement. Zu den Aufgaben gehört unter anderem die Erstellung und Umsetzung von wissenschaftlichen Kommunikationskonzepten für Social Media. Es gibt keine Bewerbungsfrist.

🔉 Das Leibniz-Institut für Wissensmedien sucht studentische Hilfskräfte. Aufgaben gibt es einerseits im Bereich Forschung und Entwicklung und andererseits im Bereich der Wissenschaftskommunikation und der Erstellung von Web-Content. Der Job hat keine Bewerbungsfrist.

🔉 Das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) sucht eine*n Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in zur Leitung der Öffentlichkeitsarbeit in Vertretung. Der Job umfasst die Leitung des Bereiches Öffentlichkeitsarbeit und zielgruppenspezifische Wissenschaftskommunikation. Bewerbungsschluss ist der 19. Juni.

🔉 Zur Verstärkung des Direktorats sucht das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) für den Bereich „Kommunikation“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n Mitarbeiter*in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt keine Bewerbungsfrist.

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

📆 Die virtuelle Veranstaltungsreihe #FactoryWisskomm-Talk des BMBF startet am 12. Juni und soll im Jahr 2023 vier Veranstaltungen umfassen. Sie richtet sich an alle Wisskomm-Interessierten. In der ersten Session (11.00 bis 12.00 Uhr) geht es um dezentrale Social Media Kanäle. Henning Krause, Social Media Manager in der Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft, und Anna Böcker, Leiterin Social Media & Community bei der taz, geben Tipps zu Mastodon & Co. Anmeldungen sind bis zum 7. Juni über ein Online-Formular möglich. Weitere Veranstaltungen werden über den neuen Newsletter #FactoryWisskomm angekündigt.

📆 Am 6. Juni (18.15 bis 19.45 Uhr) findet eine digitale Veranstaltung des Centrums für Postcolonial und Gender Studies zum Thema “Fachliche Expertise in den Gender Studies: Positionierungen und öffentliche Erwartungen” statt. Dabei geht es unter anderem um die aufgeheizte Kommunikationsatmosphäre in den Gender Studies und was dies für die #WissKomm bedeutet. Die Anmeldung ist bis zum 5. Juni per Email möglich

📆 Das Rhine Ruhr Center for Science Communication Research (RRC) lädt im Rahmen seiner Konferenz „Nowhere(to)land? What Science Studies Contribute to Science Communication” zu zwei öffentlichen Keynotes am 14. Juni am Bonner RRC-Standort ein. Ab 14.30 Uhr spricht Sarah Davies von der Universität Wien über „Science communication as world making“. Ab 18.00 Uhr hält Martin Bauer von der London School of Ecnomics and Political Science einen Vortrag über „The language games of science communication“. Die Veranstaltung findet im Bonner Universitätsforum, Heussallee 18-24, statt. Anmeldungen sind bis zum 9. Juni per E-Mail möglich

📆 Das Netzwerk Leibniz R schreibt zum dritten Mal ein Journalist in Residence-Stipendium aus. Für Journalist*innen mit einem Fokus auf städtische, ländliche und regionale Entwicklung eröffnet sich erneut die Möglichkeit, ein bis zu zweimonatiges Recherchestipendium in der Forschung wahrzunehmen. Interessierte können sich bis zum 7. Juli als Fellow am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner bei Berlin bewerben.

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltungen und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.