Bild: Foto: Christian Humm, CC BY-SA 4.0

Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Januar 2022

Welche Strategien nutzen Wissenschafts-Podcaster*innen? Was beeinflusst das Vertrauen in die Wissenschaft? Und wovon machen es Menschen in Portugal und Polen abhängig, ob sie Informationen zu den Themen Klima und Impfen vertrauen? Das sind die Themen im Forschungsrückblick für den Januar.

In dieser Rubrik besprechen wir regelmäßig neue Forschungsergebnisse zum Thema Wissenschaftskommunikation. Sollten Sie etwas vermissen, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail oder hinterlassen Sie einen Kommentar.

„Menschen begeistern“: Umfrage unter Science-Podcaster*innen 

Wissenschaftspodcasts sind ein etabliertes und beliebtes Medium der Wissenschaftskommunikation. Welche persönlichen und gesellschaftlichen Ziele verfolgen Wissenschaftspodcaster*innen mit ihren Aktivitäten und welche Taktiken nutzen sie? Um das herauszufinden, haben Shupei Yuan von der Michigan State University, Shaheen Kanthawala von der University of Alabama und Tanya Ott-Fulmore von der Mercer University eine Umfrage durchgeführt. 

Methode: Auf der Plattform Apple Podcasts haben die drei Wissenschaftlerinnen die erfolgreichsten Wissenschaftspodcaster*innen identifiziert und ihnen E-Mail-Anfragen geschickt. 147 Podcaster*innen nahmen an der Umfrage teil, darunter 39 Prozent Frauen. Die Teilnehmer*innen beantworteten unter anderem Fragen zu den langfristigen gesellschaftlichen Zielen, die sie mit ihren Podcasts verfolgen („Leuten helfen, Wissenschaft zu nutzen um bessere persönliche Entscheidungen zu treffen“) und zu ihren langfristigen persönlichen Zielen („persönlicher Spaß“, „ein Pflichtgefühl gegenüber der Gesellschaft erfüllen“). Außerdem wurden kurzfristige Kommunikationsziele abgefragt – beispielsweise „mehr Interesse für Wissenschaft wecken“ und „die Wissenschaft vor denen verteidigen, die Unwahrheiten verbreiten.“ Alle Fragen sollten auf einer Skala von 1 (starke Zustimmung) bis 5 (starke Ablehnung) beantwortet werden. 

Was die kurzfristigen Kommunikationsziele betrifft, wurde „Menschen für Wissenschaft interessieren oder begeistern“ am häufigsten genannt.
Auch beantworteten die Teilnehmer*innen Fragen zu ihren grundsätzlichen Einstellungen zu strategischer Kommunikation und zu ihren normativen Vorstellungen: Denken sie, dass andere Podcaster*innen strategische Kommunikation nutzen? Was glauben sie, wird hinsichtlich strategischer Kommunikation von ihnen erwartet? Denken sie, dass sie selbst strategisch kommunizieren können? Die Wissenschaftler*innen wollten so untersuchen, wie sich die grundsätzliche Haltung gegenüber strategischer Kommunikation auf die Nutzung spezifischer Taktiken auswirkt. Die abgefragten Taktiken umfassten die Nutzung von Daten oder Statistiken, von Narrativen oder Storytelling, von emotionaler Ansprache, Humor, Gesprächen beziehungsweise Interviews und Interaktion mit dem Publikum.

Ergebnisse: Das am höchsten priorisierte gesellschaftliche Ziel der befragten Wissenschaftspodcaster*innen war, „dazu beizutragen, dass unsere Gesellschaft Wissenschaft wertschätzt“, gefolgt von „Menschen zu helfen, Wissenschaft zu nutzen, um bessere persönliche Entscheidungen zu treffen“, „mehr junge Menschen dazu bringen, sich für wissenschaftliche Berufe zu entscheiden“ und „zur Diversifizierung von Mitarbeitenden in MINT-Berufen beizutragen“. Bei den persönlichen Zielen lag „persönliche Freude“ vorn, gefolgt von „ein Pflichtgefühl gegenüber der Gesellschaft erfüllen“ sowie „andere Podcaster*innen oder Wissenschaftskommunikator*innen treffen“. Was die kurzfristigen Kommunikationsziele betrifft, wurde „Menschen für Wissenschaft interessieren oder begeistern“ am häufigsten genannt, danach folgten „dabei helfen, Menschen über wissenschaftliche Themen zu informieren“ und „zu demonstrieren, welche Expertise die wissenschaftliche Gemeinschaft hat“. Die am häufigsten genutzten Taktiken sind Gespräche oder Interviews sowie Narrative und Storytelling. Auch Statistiken, emotionaler Tonfall und Interaktion mit dem Publikum wurden häufig genannt. 

Die befragten Podcaster*innen, die im Gegensatz zu anderen journalistisch ausgebildet sind, nutzen eher Storytelling und emotionalen Tonfall. Diejenigen Befragten, die eine längere Erfahrung im Podcasten haben als andere, führen weniger Interviews, aber interagieren stärker mit dem Publikum. 

Die Autorinnen schlussfolgern aus den Antworten, dass Podcaster*innen einen Beitrag zum Aufbau von Vertrauen in die Wissenschaft leisten könnten.
Podcaster*innen mit einer positiveren Einstellung gegenüber strategischen Kommunikation verwendeten grundsätzlich eher die Taktiken, nach denen in der Umfrage gefragt wurde. Nur bei den Interviews und der Interaktion mit dem Publikum wurde kein signifikanter Zusammenhang zur Einstellung gefunden. Wer glaubt, dass andere Podcaster*innen strategische Kommunikation verwenden, nutzt weniger wahrscheinlich Storytelling, emotionalen Tonfall und Humor. Es zeigte sich auch, dass Podcaster*innen, die von einer höheren Selbstwirksamkeit ausgehen, wahrscheinlicher Interviews nutzen. 

Schlussfolgerungen: Die Autorinnen verglichen die Ergebnisse mit Studien, bei denen kommunizierende Wissenschaftler*innen befragt wurden. Dabei stellten sie fest, dass die Ziele von Podcaster*innen und kommunizierenden Wissenschaftlerinnen unterschiedlich sind. Wissenschaftler*innen priorisieren demnach eher traditionelle Informationsziele wie die Verbreitung wissenschaftlicher Informationen. Die befragten Podcaster*innen hingegen gaben auch Ziele an, die sich nicht in erster Linie auf Informationen beziehen, sondern auch wertebasiert sind. „Die Wissenschaft wertzuschätzen“ ist laut der Studienergebnisse das vorrangigste Ziel. 

Die Autorinnen schlussfolgern aus den Antworten, dass Podcaster*innen einen Beitrag zum Aufbau von Vertrauen in die Wissenschaft leisten könnten, weil sie sich dafür einsetzen, wissenschaftliche Werte zu transportieren. Statt bloß informieren zu wollen, wollen sie auch „Menschen begeistern“. Das weist darauf hin, dass Wissenschaftspodcaster*innen in der Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle spielen und die Ansätze von kommunizierenden Wissenschaftler*innen sinnvoll ergänzen. 

Anders als erwartet scheinen die untersuchten grundsätzlichen Einstellungen gegenüber strategischer Kommunikation die Taktiken der Wissenschaftspodcaster*innen nicht maßgeblich zu beeinflussen. Das könnte darauf hindeuten, dass die Podcaster*innen die verwendeten Taktiken nicht als Teil einer bewussten Kommunikationsstrategie wahrnehmen.

Einschränkungen: Von der kleinen Stichprobe ausgehend kann nicht auf die Verhaltensweisen der gesamten Podcast-Community geschlossen werden. Dafür wären weitere Studien nötig. Möglicherweise verwenden Podcaster*innen noch weitere bewusste oder unbewusste Taktiken, die nicht abgefragt wurden. 

Yuan, S., Kanthawala, S., Ott-Fulmore, T. (2021) “Listening” to Science: Science Podcasters’ View and Practice in Strategic Science Communication, Science, https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/10755470211065068?journalCode=scxb

Welche Faktoren beeinflussen das Vertrauen in die Wissenschaft?

Die Wissenschaft stellt Informationen über gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Coronapandemie zur Verfügung. Da Nicht-Wissenschaftler*innen wissenschaftliche Methoden und Prozesse nur in begrenztem Umfang nachvollziehen können, braucht es Vertrauen in die Wissenschaft. In der Wissenschaftskommunikationsforschung dreht sich deshalb vieles um die Frage, welche Faktoren dieses Vertrauen beeinflussen. Ein Forschungsteam um Florian Wintterlin von der Universität Münster, Friederike Hendriks von der Technischen Universität Braunschweig und Niels G. Mede von der Universität Zürich haben dafür ein Modell entworfen und es in einer repräsentativen Umfrage in der Schweiz getestet. 

Methode: Auf Grundlage von wissenschaftlicher Literatur zu Vertrauen und Wissenschaftskommunikation haben die Autor*innen ein Modell für Vertrauen in die Wissenschaft entwickelt. Vertrauen in die Wissenschaft definieren sie als die Bereitschaft, sich auf Wissenschaft und Wissenschaftler*innen als Repräsentant*innen des Systems zu verlassen, obwohl man selbst über ein begrenztes Wissenschaftsverständnis verfügt und das Risiko eingeht, nicht die „Wahrheit“ zu erfahren. Vertrauen sei aber weder irrational noch blind, sondern beruhe auf der Beurteilung der „epistemischen Vertrauenswürdigkeit“, für die Expertise und Integrität wichtige Faktoren sind. 

Vertrauen sei aber weder irrational noch blind, sondern beruhe auf der Beurteilung der „epistemischen Vertrauenswürdigkeit“, für die Expertise und Integrität wichtige Faktoren sind.
Laut der Autor*innen sind drei Faktoren für Vertrauen in die Wissenschaft entscheidend: Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftler*innen, Grundorientierung gegenüber Wissenschaft und die eigenen Erfahrungen mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation. Bei den Grundorientierungen unterscheiden die Autor*innen zwischen positivistische Einstellungen auf der einen Seite und wissenschaftsbezogener Populismus auf der anderen Seite. 

Die Autor*innen stützen sich auf Daten des Science Barometer Switzerland, eine repräsentative Bevölkerungsbefragung in der Schweiz, bei der Teilnehmende gefragt wurden, wie sie ihr Vertrauen in die Wissenschaft im Allgemeinen einschätzen. Auch die Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftler*innen, positivistische Einstellungen gegenüber der Wissenschaft sowie populistische Einstellungen gegenüber Wissenschaft wurden abgefragt. Zudem beantworteten die Teilnehmer*innen Fragen zu ihren Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation. 

Ergebnisse: Anders, als die Forscher*innen angenommen hatten, zeigten eigene Erfahrungen mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation keinen signifikanten Einfluss auf die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftler*innen und das Vertrauen in die Wissenschaft. Andere Hypothesen hingegen wurden bestätigt. So korrespondiert eine hohe wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftler*innen mit höherem Vertrauen in die Wissenschaft. Allerdings war die Effektstärke hier relativ gering. 

Der Einfluss der Erfahrungen mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation erweist sich im Vergleich zu anderen Faktoren als sehr gering.
Den weitaus stärksten Einfluss auf das Vertrauen in die Wissenschaft zeigten generelle positivistische Einstellungen gegenüber Wissenschaft. Wissenschaftsbezogene populistische Einstellungen deuteten hingegen eher auf weniger starkes Vertrauen in die Wissenschaft hin.

Schlussfolgerungen: Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaftler*innen zeigte nur einen geringen Effekt auf das Vertrauen in die Wissenschaft. Deshalb wäre es laut der Studienautor*innen zu einfach zu sagen, dass Vertrauen in die Wissenschaft nur davon abhänge, wie sehr Menschen Wissenschaftler*innen – als Vertreter*innen des Systems – vertrauen. Auch der Einfluss der Erfahrungen mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation erweist sich im Vergleich zu anderen Faktoren als sehr gering. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl Menschen mit skeptischen als auch mit sehr positiven Einstellungen gegenüber Wissenschaft häufig Erfahrungen mit Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation gemacht haben. Das lasse vermuten, dass es nicht auf die Quantität an Erfahrungen mit Wissenschaft ankomme, sondern auf die spezifischen Quellen und Inhalte, schreiben die Autor*innen.

Aus den Studienergebnissen ließe sich für die Wissenschaftskommunikation ableiten, dass sich diese stärker auf grundlegende Einstellungen gegenüber Wissenschaft konzentrieren sollte, um wissenschaftsbezogene populistische Einstellungen zu mindern.

Einschränkungen: Die Studie bezieht sich auf eine Stichprobe aus der Schweiz, einem Land, dessen Bevölkerung eine vergleichsweise positive Einstellungen gegenüber Wissenschaft und Forschung vertritt. Die Ergebnisse lassen sich deshalb möglicherweise nicht auf andere Länder übertragen. Ein weiterer einschränkender Faktor könnten sein, dass „Vertrauen in die Wissenschaft“ nur über eine einzigen Frage ermittelt wurde. 

Wintterlin, F., Hendriks, F., Mede, N.G., Bromme, R., Metag, J., Schäfer, M.S. (2022) Predicting Public Trust in Science: The Role of Basic Orientations Toward Science, Perceived Trustworthiness of Scientists, and Experiences With Science, Frontiers in Communication, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcomm.2021.822757/full

Bürger*innen diskutieren: Welche Quellen sind vertrauenswürdig?

Welchen Quellen Vertrauen Bürger*innen, wenn es um Themen wie Klimawandel und Impfungen geht? Welche Akteur*innen empfinden sie als wichtig? Jussara Rowland, João Estevens und Ana Delicado von der Universität Lissabon haben gemeinsam mit Aneta Krzewińska und Izabela Warwas von der Universität Łódź Diskussionsrunden von Bürger*innen in Portugal und Polen untersucht. 

Methode: Ihre Studie basiert auf Daten aus dem europäischen Projekt „Communication role on perception and beliefs of EU Citizens about Science‘ (CONCISE)“, an dem Italien, Polen, Portugal, Slowakei und Spanien beteiligt sind und in dem es um den Ursprung von Überzeugungen, Wahrnehmungen und Wissen in Bezug auf verschiedene wissenschaftliche Themen geht. Diese Studie untersucht Gruppengepräche, die im September 2019 in Łódź (Polen) und im November 2019 in Lissabon (Portugal) stattfanden. Die jeweils etwa 100 Teilnehmer*innen wurden auf Diskussionstische mit acht bis zehn Personen aufgeteilt. Die Studie konzentriert sich auf den Teil der Diskussionen, in dem die Teilnehmer*innen über Impfungen und Klimawandel, sowie die Zuverlässigkeit von Quellen und ihr Vertrauen und Misstrauen gegenüber diesen Quellen debattierten. Sie wurden unter anderem gefragt, welches ihre bevorzugten Quellen sind und wie sie entscheiden, ob eine Quelle vertrauenswürdig ist. Die Diskussionen wurden aufgenommen und das Material einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. 

Ergebnisse: Die Autor*innen arbeiteten eine Reihe von Kriterien für die Bewertung von Quellen wissenschaftlicher Informationen heraus: Expertise, Motivation, Unabhängigkeit und Engagement. Gründe für Misstrauen gegenüber Quellen sind wirtschaftliche Interessen, private Agenden, Extremismus und Polarisierungen, die bestimmten Interessen dienen.

Die portugiesischen Teilnehmer*innen scheinen der Wissenschaft und Wissenschaftler*innen insgesamt mehr zu vertrauen als die polnischen.
Im Allgemeinen wurden internationale Institutionen als glaubwürdig, kompetent und frei von Interessenkonflikten beschrieben. Im Fall von Impfstoffen stellten jedoch einige Teilnehmer*innen in Polen die Autorität der WHO in Frage, weil sie unter anderem anfällig für Lobbyarbeit von Unternehmen sei. 

Ihren Regierungen brachten die Teilnehmer*innen hingegen weniger Vertrauen entgegen. Das polnische Umweltministerium und der Premierminister wurden für ihren Mangel an Kompetenz in Sachen Klimawandel kritisiert. In beiden Ländern wurde die Politisierung des Themas problematisiert. So hieß es in Portugal, dass politische Parteien das Thema bei den Parlamentswahlen 2019 nur angesprochen hätten, um sich bei den Wähler*innen beliebt zu machen. 

Die portugiesischen Teilnehmer*innen scheinen der Wissenschaft und Wissenschaftler*innen insgesamt mehr zu vertrauen als die polnischen. Während der Diskussionen, insbesondere zum Klimawandel, wurde die Unabhängigkeit von Wissenschaftler*innen in Polen einige Male in Frage gestellt. Interessanterweise waren in Polen einige Teilnehmer*innen der Ansicht, dass die private Finanzierung wissenschaftlicher Forschung weniger problematisch sein könnte als Verbindungen zwischen Forschung und Politik, was mit ihrer grundsätzlichen Einstellungen gegenüber staatlichen Institutionen zusammenhängen könnte.

Beim Klimawandel wurden in beiden Ländern Politiker*innen als wichtige Akteur*innen genannt. In Portugal wurden internationale Politiker wie Donald Trump oder Jair Bolsonaro stark kritisiert. Vor allem im Vergleich zu anderen Berufsgruppen wie Journalist*innen wurden Wissenschaftler*innen in beiden Ländern als sehr vertrauenswürdig betrachtet, weil ihre Positionen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhten. In Polen drückten die Teilnehmer*innen ihr Vertrauen gegenüber Wissenschaftler*innen aus, die an Impfstoffen arbeiten. Auch nannten sie Wissenschaftkommunikations-Formate wie Konferenzen Science Festivals und Science Picnics als vertrauensbildende Aktivitäten. Allerdings zeigten sich polnische Teilnehmer*innen kritisch gegenüber Forschung, die aus öffentlichen Quellen mit klarer politischer Orientierung oder von privaten Unternehmen finanziert wird. 

Prominente wie Leonardo DiCaprio oder Al Gore wurden für ihr Engagement gelobt.
Die Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die am meisten genannt wurde, war Greta Thunberg. Einerseits sagten Teilnehmer*innen, durch sie hätten sie erst vom Klimawandel erfahren. Andere aber kritisierten ihren Kommunikationsstil. Prominente wie Leonardo DiCaprio oder Al Gore wurden für ihr Engagement gelobt. 

Schlussfolgerungen: Die Autor*innen arbeiteten aus den Ergebnissen unterschiedliche Formen von Vertrauen und Misstrauen heraus: unhinterfragtes Vertrauen, berechtigtes Vertrauen, reflexives Vertrauen und aktives Misstrauen. Sie schlussfolgern, dass Misstrauen etwas anderes sei als fehlendes Vertrauen. Bei einigen Diskussionspunkten äußerten Teilnehmer*innen beispielsweise Besorgnis über die Unabhängigkeit von Akteur*innen. Das spreche nicht für Misstrauen, sondern für ein Bewusstsein für Faktoren, die die Objektivität von Akteur*innen beeinflussen können, schreiben die Autor*innen. Gegenüber Akteur*innen wie bestimmten internationalen Politikern hingegen sei aktives Misstrauen zum Ausdruck gebracht worden. 

Einschränkungen: Da die Stichprobe nicht repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ist, können die Ergebnisse nur bedingt verallgemeinert werden. Außerdem sind die Gruppendiskussionen nicht nur ein Ausdruck grundsätzlicher Einstellungen gegenüber Quellen, sondern auch ein Spiegel der jeweils aktuellen Diskussion. Gerade beim Thema Impfen könnte eine Wiederholung der Gruppendiskussionen Erkenntnisse darüber liefern, wie sich Bewertungen verändern können. 

Rowland, J., Estevens, J., Krzewińska, A., Warwas, I. (2022) Trust and Mistrust in Sources of Scientific Information on Climate Change and Vaccines, Science & Education, https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs11191-021-00304-0

Mehr Aktuelles aus der Forschung

Die Coronapandemie stellt auch Blutspendedienste vor Herausforderungen. Viele Länder verzeichneten zu Anfang der Pandemie einen Rückgang der Spender*innen, im Verlaufe der Zeit aber einen Wiederanstieg, schreiben Jennie Haw von der Carleton University in Ottawa, Rachel Thorpe von der University of Melbourne und Kelly Holloway von der University of Toronto. Die drei haben eine Diskursanalyse der Kommunikation von Blutspendediensten zwischen dem 1. März und dem 31. Juli 2020 in Kanada und Australien durchgeführt. Sie wollten herausfinden, welche Strategien genutzt wurden, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen.

Museen beschäftigen sich seit vielen Jahrzehnten mit Genetik. Dabei müssen sie ihre Inhalte und Darstellungen immer neu überdenken, um aktuelle Entwicklungen und Diskurse aufzugreifen. Ein Forschungsteam um Abigail A. Howell von der Arizona State University hat in einer Studie untersucht, wie zwölf unterschiedliche Museen in den USA das Thema behandeln. Dabei haben die Wissenschaftler*innen drei zentrale Framing-Strategien herausgearbeitet: „Genetik macht Spaß“, „Genetik ist relevant“ und „Genetik ist Entdeckung“. Bei „Genetik macht Spaß“ steht beispielsweise das Vergnügen der Besucher*innen im Vordergrund. Jede dieser Strategien führe auf ihre Weise zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema, schreiben die Autor*innen der Studie.

Leichte Sprache zeichnet sich durch vereinfachte syntaktische Konstruktionen und einen kleinen Wortschatz aus. Ziel ist eine barrierefreie Kommunikation für ein breites Spektrum von Menschen. Karin Harbusch und Ina Harbusch von der Universität Koblenz-Landau stellen in einer Studie ein computerlinguistisches System namens ExtendedEasyTalk vor, das Leser*innen von Leichter Sprache ermöglichen soll, selbst Texte zu schreiben. Das Programm soll dabei unterstützen, grammatikalisch korrekte und semantisch kohärente Texte zu formulieren.

Die bis August 2020 in Singapur gemeldeten Corona-Fälle betrafen zu fast 95 Prozent migrantische Arbeiter*innen. Wai Jia Tam, Nina Gobat, Divya Hemavathi und Dale Fisher beschreiben in einem Artikel die Entwicklung einer Risk-Communication-and-Community Engagement-Strategie (RCCE) als Reaktion auf die besondere Vulnerabilität migrantischer Communitys. Zu Beginn engagierten sich Mitarbeiter*innen im Gesundheitssektor ehrenamtlich, um mehrsprachige Informationsbroschüren zu entwickeln. Das Engagement verschiedener Interessengruppen und Ansätze, mit betroffenen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, waren laut der Autor*innen der Schlüssel für die effektive Verbreitung von Informationen über Covid-19.

Die „Evidence Chamber“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen forensischen Forscher*innen am Leverhulme Research Center for Forensic Science der University of Dundee im Vereinigten Königreich und Performance-Künstler*innen. Bei interaktiven digitalen Performances übernehmen Zuschauer*innen die Rolle von Geschworenen in einem fiktiven Mordfall. Vor Gericht sei es wichtig, dass wissenschaftliche Beweise verständlich präsentiert werden, schreibt eine Gruppe von Autor*innen um Heather Doran von der University of Dundee. In einem Artikel erörtern sie, wie bei dem Wissenschaftskommunikation-Projekt eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen forensischer Forschung, Expert*innen für Public Engagement, Jurist*innen und Künstler*innen realisiert werden konnte.

Führt größere Neugierde in Bezug auf wissenschaftliche Themen dazu, dass sich Menschen der Risiken des Klimawandels bewusster sind? Diese These hat die Wissenschaftskommunikation-Forscherin Reyhaneh Maktoufi in einer Studie überprüft. Durch persönliche Anekdoten von Wissenschaftler*innen sollte die Neugierde der Studienteilnehmer*innen geweckt werden. Untersucht wurden außerdem die Auswirkungen von Eigenschaften von Wissenschaftler*innen wie Wärme und Freundlichkeit auf die Risikowahrnehmung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anekdoten keine Auswirkungen auf die Variablen hatten. Es zeigte sich aber auch, dass die Befragten mehr Fragen zum Thema stellten, wenn der*die Wissenschaftler*in als “warm” wahrgenommen wurde. Auch wurden Klimawandelrisiken stärker wahrgenommen, wenn die Befragten neugieriger waren.