Foto: Thomas Rode-Appelhanns

Im Profil: Yasmin Appelhans

Yasmin Appelhans Weg in den Wissenschaftsjournalismus verlief alles andere als geradlinig. Warum sie trotzdem alles noch einmal genauso machen würde und warum sie sich mehr Vielfalt für den Wissenschaftsournalismus wünscht erzählt sie im Interview.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftsjournalismus?

Über die Karriereleiter auf das Karrieresprungbrett und von da im großen Satz ins Karrierekarussell. Mein Lebenslauf ist nicht geradlinig verlaufen. Zwar wollte ich schon vor meinem Studium in den Journalismus. Und da bin ich jetzt schlussendlich auch gelandet. Der Weg dahin war aber voller Wendungen. Ich habe Meeresbiologie in Kiel, Dänemark und Brasilien studiert. Soweit lief alles nach Plan. Denn nach dem Studium wollte ich in den Wissenschaftsjournalismus einsteigen. Derweil entwickelte sich allerdings eine ungeplante Begeisterung für die Forschung. Ich entschied mich für eine Promotion und untersuchte Krebse, Seesterne und Miesmuscheln im CO2-Stress. Es folgten Jobs in der Wirtschaftspädagogik, als Dozentin für Englisch für Naturwissenschaftler*innen, als Fachübersetzerin, ein Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit und schließlich noch ein kurzer Postdoc in der Wissenschaftskommunikationsforschung. Erst nach einem Fernstudium im Journalismus fühlte ich mich bereit, mich doch noch meinen Träumen zu stellen und in den Wissenschaftsjournalismus einzusteigen. Jetzt darf ich in renommierten Hörfunk-, Online-, Print- und Social Media-Redaktionen mitarbeiten. Und fühle mich glücklich angekommen.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Die größte Herausforderung ist der Einstieg in den Job. Es dauert meist eine ganze Weile, bis man Fuß fassen und vom Journalismus leben kann. Gerade, wenn man kein Netzwerk hat. Hier lohnt sich Hartnäckigkeit. Manche Redaktionen passen vielleicht nicht so gut zu dem, was man selbst zu bieten hat. Das kann in anderen Medienhäusern schon wieder ganz anders aussehen. Im Moment ist meine größte Herausforderung, mit dem Zeitdruck umzugehen. Aus der Wissenschaft war ich Deadlines zwar auch gewohnt, es stand einem aber wesentlich mehr Zeit für Aufgaben zur Verfügung. Jetzt bleiben manchmal nur wenige Stunden oder sogar Minuten zur Recherche. Da ist es wichtig sehr optimiert und zielgerichtet zu arbeiten. Besonders, wenn man als Freie*r Journalist*in wirtschaftlich arbeiten will und muss. Lohnenswert ist der Job allemal. Ich kann mich mit immer neuen Themen rund um die Wissenschaft beschäftigen. Ich spreche mit vielen spannenden Menschen über ihre Forschung und lerne jeden Tag etwas Neues.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus?

Ich wünsche mir, dass der Wissenschaftsjournalismus vielfältiger wird. Sich öffnet für Menschen mit Migrationsgeschichte, aus allen sozialen Schichten, mit ungewöhnlichen Biografien. Denn auch in der Wissenschaft ist es wichtig, verschiedene Perspektiven journalistisch abzubilden. Nur wenn die Redaktionen so vielfältig sind, wie unsere Gesellschaft, kann der Wissenschaftsjournalismus auch den Stellenwert bekommen, den er braucht. Denn wie relevant Wissenschaft für die ganze Gesellschaft ist, haben die letzten Jahre der Pandemie und auch die andauernde Klimakrise eindrücklich gezeigt.

Wenn Sie Ihren Weg in den Wissenschaftsjournalismus noch einmal von vorne beginnen könnten, was würden Sie anders machen?

Ich würde vermutlich alles ganz genauso machen. Ohne die Erfahrungen, die ich unterwegs gesammelt habe, wäre ich jetzt nicht die Journalistin, die ich bin.


Foto: Thomas Rode-Appelhans

Yasmin Appelhans ist freie Wissenschaftsjournalistin und promovierte Meeresbiologin. Sie studierte „Biological Oceanography“ in GEOMAR, Kiel und Syddansk Universitet in Odense, Dänemark. Am IPN – Leibniz-Institut für die Didaktik der Naturwissenschaften und Mathematik forschte sie selbst zur Wissenschaftskommunikation. Aktuell gibt sie Workshops zu Wissenschaftskommunikation für Naturwissenschaftler*innen und hat an verschiedenen Wissensformaten für NDR Info und Quarks Digital mitgewirkt.