Foto: Dennis Eckmeier

Im Profil: Dennis Eckmeier

Vom Neurowissenschaftler zum freien Podcaster und Autor für Webvideos – dies beschreibt Dennis Eckmeiers Weg in die Kommunikation. Wie es dazu kam und was er dabei gelernt hat, erzählt er in seinem Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ich war immer kreativ mit Kommunikationsmedien und ein Autodidakt. Neben dem Biologiestudium habe ich mir zum Beispiel Webdesign beigebracht. Als Doktorand und Postdoc fand ich die akademische Kommunikation in Form von wissenschaftlichen Artikeln und Präsentationen sehr spannend und habe jeden angebotenen Workshop dazu besucht.
Im Anschluss an meinen Postdoc folgte ein selbstfinanziertes Sabbatjahr, in dem ich viel über soziale Medien und Podcasting gelernt und mich über Kommunikationstaktiken informiert habe.

Durch Twitter habe ich mich sozusagen politisiert und bin mir über die Rolle der Wissenschaft und Ihrer Kommunikation in der Gesellschaft bewusster geworden. So meldete ich mich 2017 als Mitglied für die Organisation des „March for Science“ in Lissabon. Ich gründete ein Science-Advocacy-Projekt, „Science for Progress“ , das als Kernstück den Podcast „Science for Societal Progress“ hat.

Mittlerweile bin ich offiziell selbstständig. Meinen Weg dorthin fand ich sowohl durch Eigeninitiative als auch durch bestehende Beziehungen zu anderen Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren. So habe ich beispielsweise ein Video beim Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science eingereicht. Darüber hinaus arbeite ich für ScienceSlam.de als Social-Media-Manager und konnte als Gastautor mit Mai Thi Nguyen-Kim arbeiten. Das waren alles ganz tolle Erfahrungen!

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Als introvertierter Mensch kann „Networking“ etwas herausfordernd sein. Meine Hemmschwelle Leute anzurufen, statt eine E-Mail zu schreiben, ist immer hoch. Das hat mich bisher aber von nichts abgehalten, denn introvertiert zu sein ist ja nicht dasselbe wie scheu zu sein. Sonst würde ich wohl kaum freiwillig einen Interview-Podcast machen.

Eine andere Herausforderung ist es, gutes Feedback zu meinem Podcast zu bekommen, um meine Arbeit zu verbessern. Gerade am Anfang hat man Feedback am nötigsten, doch das Online-Publikum ist chronisch schweigsam – trotz „Calls to Action“. Auch die anfänglichen User-Statistiken haben dann noch keine wirkliche Aussagekraft. Ich beschloss daher, das zu machen, was mir selbst gefällt, habe allgemeine Tipps und Expertenmeinungen recherchiert und weiter ausprobiert.

Was sich für mich an der Wissenschaftskommunikation lohnt ist, dass ich dabei kreativ bin, neue Fähigkeiten lerne und mich mit spannenden Themen auseinandersetze. Und natürlich hoffe ich auch einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass mehr Menschen über Wissenschaft Bescheid wissen. Denn ich denke, dass das immer wichtiger wird.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Ich wünsche mir mehr ungefilterte Kommunikation der Meinungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit. Und es wäre schön, wenn in den Nachrichten, statt aus der Börse, auch mal aus den Unis berichtet würde.

Welchen Tipp würden Sie Forschenden geben, die mit der Kommunikation starten wollen?

Ein eigenes Projekt aus dem Boden zu stampfen ist viel Arbeit – vor allem wenn es neben der Forschung stattfindet. Und es kann lange dauern, bevor ihr euch mit eurem Projekt hervorhebt. Statt ein eigenes Projekte zu starten, meldet euch doch erst einmal bei etablierten Formaten und Projekten, die ihr gut findet. Die haben ein Publikum und Erfahrung und sie machen die Produktion und die Werbung. Außerdem konkurriert ihr dann nicht mit ihnen um Aufmerksamkeit. So erreicht ihr von Anfang an einfach mehr.

Extrembeispiel: Mein Video für Fast Forward Science hat nach 4 Monaten – trotz des Wettbewerbs – 166 Aufrufe. Das Video von Mailab, bei dem ich mitgewirkt habe, hatte in 5 Tagen 165 000 Aufrufe. Mai ist eine Marke, sie hat Publikum, und sie kann hervorragend mit dem Medium Video arbeiten. Hätte ich das Video selbst umgesetzt, hätten es vielleicht zehn Leute gesehen.

Manche Projekte sind sogar auf eure Eigeninitiative angewiesen: Events wie ScienceSlam.de, FameLab, oder Pint of Science zum Beispiel. ScienceSlam.de hat auch einen YouTube-Kanal mit 37.000 Abonnentinnen und Abonnenten. Auf Twitter könnt ihr euch bei @realsci_DE anmelden und dann eine Woche mit rund 9000 Twitter-Followern chatten. Oder schreibt eure Lieblingspodcasts an, dass ihr als Expertinnen und Experten zur Verfügung steht! Mehrere Folgen meines eigenen Podcasts sind auf Eigeninitiative der Interviewgäste entstanden.


 

 

 

 

Dennis Eckmeier (@DennisEckmeier) ist Neurowissenschaftler und betreibt Wissenschaftskommunikation unter anderem als freier Podcaster und Autor für Webvideos.