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„Einfach zuhören und das Wissen annehmen“

Mit „Clarified – The SciComm Podcast“ möchte Clara Marx vermitteln, was gute Wissenschaftskommunikation ausmacht. Entstanden ist die Idee in einem Seminar ihrer Professorin Laura König zum Thema. Wie sie das Projekt angeht und welche Ziele dahinterstehen, erklärt die Masterstudentin im Interview.


Frau Marx, der Podcast „Clarified – The SciComm Podcast“ ist ein Projekt von Laura König und Ihnen. Was war Ihre Motivation?
Die Idee kam von Laura König. Ich hatte mich bei ihr auf eine Stelle als E-Tutorin beworben. Die Aufgabe von E-Tutor*innen ist, Professor*innen bei der digitalen Lehre zu unterstützen. Sie schlug vor, gemeinsam einen Podcast zu schaffen. Im Grunde genommen begleitet der Podcast das von ihr angebotenen Seminar „Wissenschaftskommunikation“. Die Idee dahinter ist, den Studierenden eine Möglichkeit zu geben, durch dieses Format nach der Uni die Lerninhalte des Seminars nochmal zu vertiefen. Der Podcast ist etwas Überdauerndes, sodass er nicht nur für diesen Jahrgang, sondern auch für alle darauffolgenden interessant ist.

Clara Marx studiert im Masterstudiengang Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit ein paar Monaten unterstützt sie Laura König als E-Tutorin. Sie koordiniert und produziert den Podcast „Clarified – The SciComm Podcast“. Nebenbei ist sie als Illustratorin tätig.           Foto: privat

Warum haben Sie sich dazu entschieden, das Format auf Englisch zu veröffentlichen?
Dass das Format auf Englisch erscheint, liegt einfach daran, dass wir sehr viele internationale Studierenden haben und deswegen eine Sprache nutzen, die viele Leute verstehen.

Wie wählen Sie Ihre Gesprächspartner*innen aus? Orientieren Sie sich dabei an den Seminarthemen von Laura König?
Die Folgen, die online gehen, passen immer zu den Themen, die im Seminar in der Woche zuvor besprochen wurden. Was die Gesprächspartner*innen angeht, machen wir einfach beide Vorschläge und suchen dann gemeinsam aus. Angefragt werden die Personen, die am besten zu den jeweiligen Themen passen.

Welche Themen haben Sie bisher behandelt?
Ich habe beispielsweise mit Jan Crusius über das Schreiben innerhalb der Wissenschaftskommunikation gesprochen. Darüber, dass gerade Studierende, oder Menschen, die einen akademischen Hintergrund haben, oft dazu neigen, sehr akademisch zu schreiben. Das in dem Stil an eine breitere Öffentlichkeit zu bringen, ist schwierig. Dann habe ich mich noch über Visualisierung mit Liesbeth Smit, die „The Online Scientist“ gegründet hat, unterhalten. Sie hat mir erklärt, wie man Wissenschaft auch auf Bildebene zugänglich machen kann. Außerdem haben ich noch mit Jens Foell und Lars Dittrich von MaiLab über richtige Quellenangaben gesprochen. Also wie man richtig zitiert und wie man wissenschaftlich fundierte Quellen findet.

Welche Themenschwerpunkte sind zukünftig noch geplant?
Geplant sind noch Folgen zum Thema Sprache, also wie man sie richtig einsetzen kann. In dem Fall auch mit dem Bezug zu Englisch, worin die Unterschiede liegen zwischen informeller und formeller Sprache und wann man welche einsetzt. Ein weiteres Thema, was mir jetzt so einfällt, wäre Blogging. Darüber habe ich mit Sophie Milbourne gesprochen.

Der Podcast ist aus der Idee entstanden, den Studierenden der Universität Bayreuth die Themen weiterhin zugänglich zu machen. Stellen diese auch die primäre Zielgruppe dar?

„Wir wollen aber jede*n erreichen, der*die sich mit Wissenschaftskommunikation auseinandersetzen möchte." Clara Marx
Die Studierenden sind natürlich unsere Hauptzielgruppe. Vor allem diejenigen aus unserem Kurs. Deswegen haben wir unsere Gäste auch eher aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, also primär Ernährungswissenschaften, ausgewählt. Wir wollen aber jede*n erreichen, der*die sich mit Wissenschaftskommunikation auseinandersetzen möchte. Die besprochenen Themen sind eher Einstiegsthemen. Wenn man die ganze Podcast-Reihe durchhört, sollte eine gute Basis geschaffen sein, um sich dann darüber hinaus noch näher mit Wissenschaftskommunikation beschäftigen zu können. Dafür setzen wir auch immer interessante, wichtige Links in die Shownotes für alle, die sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen möchten.

Sie sammeln durch das Moderieren des Podcasts und durch Ihre Arbeit als E-Tutorin schon im Studium Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation. Wie schätzen Sie die Relevanz des frühen Erlernens solcher Kompetenzen ein?
Ich glaube, dass Kommunikation zu den Kernfähigkeiten eines jeden Wissenschaftlers, einer jeden Wissenschaftlerin zählen sollte. Meiner Meinung nach kommt das im Studium generell noch ein bisschen zu kurz. Ich bin zwar das erste Mal schon im Bachelor mit dem Thema in Berührung gekommen, aber dass Wissenschaftskommunikation als eigenes Feld existiert, war mir lange nicht richtig bewusst. Bis ich dann letztes Jahr bei Laura König den Kurs Wissenschaftskommunikation selber belegt habe.

Es ist immer wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken und Wissenschaftskommunikation kann dazu beitragen. Gerade wenn man in einem akademischen Umfeld lebt, als Studierender ist das meistens so, dann fällt es manchmal schwer zu sehen, dass andere Menschen sich eben nicht so sehr mit den Themen auseinandersetzen, die gerade für einen der absolute Lebensinhalt sind.

„Ich glaube, dass Kommunikation zu den Kernfähigkeiten eines jeden Wissenschaftlers, einer jeden Wissenschaftlerin zählen sollte." Clara Marx

Wissenschaftskommunikation ist für mich persönlich auch ein total spannendes Thema. Ich arbeite gerne kreativ und dachte immer, wenn ich in die Wissenschaft gehe, müsste ich mich entscheiden. Dass beides zusammen geht, ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Daher war es für mich schön zu sehen, dass es doch geht.

Welche anderen Wissenschaftskommunikationsformate nutzen Sie, um ihre Kreativität und Wissenschaft zu verbinden?
Ich arbeite als Illustratorin. So bin ich im Bachelor überhaupt zur Wissenschaftskommunikation gekommen. Ein Professor hat mich nach einer Klausur angefragt, ob ich ein Bild für ihn malen könnte. Wir dürfen immer erst kurz vor Abgabe gehen und um Zeit zu überbrücken hatte ich in der Prüfung auf meinen Zettel gekritzelt. Er fand meine Zeichnung gut, also habe ich dann mit ihm dieses Bild zusammen gestaltet und nachher für ein paar Professor*innen immer mal wieder Illustrationen gemacht. Das ist tatsächlich auch der Weg, den ich zukünftig gehen möchte. Momentan arbeite ich daran, dass alles noch ein bisschen mehr auszubauen.

Haben Sie schon Feedback für den Podcast erhalten, durch das Sie einschätzen können, wie das allgemeine Stimmungsbild aussieht?
Wir sind auch auf Twitter und Instagram. Die sozialen Medien übernimmt aber momentan Laura König, weil das sonst mit meinen Arbeitsstunden nicht hinkommen würde. Es kommen total coole Reaktionen. Die Leute scheinen sich zu freuen, dass wir das Projekt machen. Auch von den Studierenden, die gerade in unserem Seminar sind, kommt immer wieder ganz positives Feedback. Es ist wirklich schön zu sehen, dass es auch Leute erreicht. Aber natürlich ist da noch Luft nach oben.

Liegen Ihnen Statistiken und Klickzahlen des Podcasts vor?
Durchschnittlich haben wir gerade 22 Klicks pro Folge. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so viel an, aber ich glaube, dass das trotzdem ein ganz guter Einstieg ist. Insgesamt sind es 237 Wiedergaben. Ich glaube, die Folge die am besten ankam, war die mit den “High quality ressources“ darüber, wo man vernünftige wissenschaftlich fundierte Quellen herbekommt. Sie haben sich 57 Personen angehört.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher beim Podcasten gemacht und haben Sie Tipps für Personen, die selbst einen Podcast starten wollen?

„Einfach zuzuhören und das Wissen, was die anderen Personen mitbringen, auch anzunehmen, ist etwas wirklich Schönes." Clara Marx
Am Anfang hatte ich wirklich wahnsinnigen Respekt davor. Bei dem Format muss man erstmal über seinen eigenen Schatten springen und aus sich herauskommen. Das fällt natürlich erstmal schwer. Auch für mich war das anfangs eine Hürde. Aber jetzt läuft alles schon viel besser. Mittlerweile, nachdem ich auch schon zwölf Folgen aufgenommen habe, kann ich beispielsweise besser auf Antworten reagieren, was am Anfang total schwierig war. Da habe ich immer zugehört und gedacht, okay, wie kann ich jetzt meine nächste Frage irgendwie passend einbauen. Aber ich denke, da kommt man auf jeden Fall rein.

Ich würde als Tipp mitgeben, sich zu trauen. Weil das etwas ist, was total Spaß machen kann. Und ich habe jetzt auch in den Gesprächen mit den Wissenschaftler*innen und Wissenschaftskommunikator*innen gemerkt, wie viel ich selbst auch noch lernen kann. Einfach zuzuhören und das Wissen, was die anderen Personen mitbringen, auch anzunehmen, ist etwas wirklich Schönes.