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„Wissenschaftsjournalismus ist politisch“

Mit meta betreibt die Wissenschaftspressekonferenz ein Magazin über Journalismus und Wissenschaft. Im Interview spricht Redakteurin Nicola Kuhrt über die Ziele des Magazins, die aktuelle Lage der Branche und warum der Wissenschaftsjournalismus in die großen Redaktionen gehört.

Frau Kuhrt, was sind die Ziele des meta Magazins?

meta versteht sich als unabhängiges Forum für die aktuellen Entwicklungen im Wissenschaftsjournalismus. Wir möchten die Leserinnen und Leser zur Diskussion anregen, wir schauen auf die Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis und haben dabei auch die Wissenschaftskommunikation im Blick. Reflexionen zum Journalismus im Allgemeinen finden sich ebenfalls auf meta, etwa über die Frage, in welche Richtung sich der Journalismus entwickeln sollte. Kurz: Wer etwas über Journalismus, Wissenschaft und Wissenschaftsjournalismus im Speziellen wissen möchte, der findet diese Informationen bei meta. Dabei fragen wir uns auch: Was treibt Wissenschaftsjournalisten um? Wie sehen sie ihre Rolle in der Demokratie?

Woher kam der Impuls für die Gründung von meta?

Nicola Kuhrt ist freie Medizin-Journalistin. Sie schreibt für den Stern, die Zeit, Brand eins und Spiegel Wissen. Von 2012 bis 2015 war sie Redakteurin im Ressort Wissenschaft bei Spiegel Online. 2015 war sie Wissenschaftsjournalistin des Jahres. Sie ist Vorstandsmitglied der Wissenschafts-Pressekonferenz und im Redaktionsteam von <i>meta</i>. Foto: Sandra Birkner
Nicola Kuhrt ist freie Medizin-Journalistin. Sie schreibt für den Stern, die Zeit, Brand eins und Spiegel Wissen. Von 2012 bis 2015 war sie Redakteurin im Ressort Wissenschaft bei Spiegel Online. 2015 war sie Wissenschaftsjournalistin des Jahres. Sie ist Vorstandsmitglied der Wissenschafts-Pressekonferenz und im Redaktionsteam von meta. Foto: Sandra Birkner

Vor meta gab es das WPK-Quarterly, ein Magazin von der Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK). Es erschien ungefähr vier Mal im Jahr. 2015 kam der Wunsch auf, schneller auf aktuelle Entwicklungen im Journalismus und in der Wissenschaft reagieren zu können. Die Idee zu meta wurde im Kreis von engagierten Kollegen geboren und die aktuelle meta Website gestartet. Seither können wir kontinuierlich Inhalte in Blogbeiträgen aber auch auf Facebook oder Twitter publizieren.

Wer sind denn die Macher von meta?

Das Team besteht aus rund fünf großartigen wissenschaftsjournalistischen WPK-Kollegen, die sich ehrenamtlich für meta engagieren, unterstützt durch den WPK-Geschäftsführer Franco Zotta und meine Wenigkeit. Außerdem sind wir eng mit dem Science Media Center verbunden, das uns jede Woche ein Newsreel über ausgewählte Wissenschaftsthemen im Journalismus zuliefert, das wir auf meta veröffentlichen. Ich würde sagen, wir sind ein kleines, engagiertes Team, das Interesse daran hat, zu beobachten und zu analysieren, was gerade im Wissenschaftsjournalismus passiert – und auch diskutiert, was eigentlich noch passieren müsste. Unsere Hauptfragen sind: Wo tragen wir den Wissenschaftsjournalismus hin? Wo steht er politisch? Da könnten wir aber noch viel mehr machen.

Und wer sind die Zielgruppen?

Zuallererst sind das andere Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, aber auch Forschende, Kommunikatoren und Menschen aus der Politik, die sich mit Wissenschaftsthemen beschäftigen. Wir haben aber auch Schnittstellenthemen, die für Journalistinnen und Journalisten anderer Sparten interessant sind.

Wie ist das Feedback bisher?

Die Zugriffszahlen sind ganz gut und auch über Social Media bekommen wir positives Feedback. Das darf aber gerne noch mehr werden.

Wie steht es denn um die Finanzierung des Projektes?

Die Website wird von der WPK finanziert und die ganze inhaltliche Arbeit passiert im Moment ehrenamtlich. Da wäre es natürlich schön, wenn wir langfristig noch weitere Finanzierung erhalten würden, um mehr machen zu können.

Kann jeder für meta schreiben?

Wir freuen uns immer über Gastbeiträge. Die schauen wir uns an und arbeiten mit den Autoren daran weiter. Das machen im Moment Volker Stollorz vom Science Media Center, Franco Zotta und ich. Wir würden da gern noch mehr machen, die Frage ist aber immer auch: Wer macht’s? Und wann?

Was motiviert das Team dazu, ehrenamtlich einen Blog über Wissenschaftsjournalismus zu betreiben?

Wir sehen den Wissenschaftsjournalismus als demokratiefördernd- und -erhaltend. Leider werden Wissenschaftsjournalisten gern ausschließlich als „Erklärbär“ gesehen, dabei liefern wir mehr als das. Es geht um Einschätzung und Bewertungen von so kontroversen Themen wie Glyphosat, CRISPR/CAS, Impfen, Tierversuchen oder die Stärkung der evidenzbasierten Medizin. Wir haben eine Haltung zu diesen Themen und setzen uns ein für die Akzeptanz und Verbreitung von Wissensbeständen, die auf der Grundlage guter wissenschaftlicher Praxis ermittelt worden sind. Außerdem finden wir es wichtig, den Wissenschaftsjournalismus stetig aus der Nische rauszuholen, in die er immer gern wieder gestellt wird.

Und wo soll es mit meta noch hingehen?

Unser Ziel ist es definitiv, stärker auf aktuelle Themen zu reagieren und diese auch schnell umsetzen zu können. Und wir möchten natürlich auch noch mehr Leute erreichen. Dazu gehört auch, die Seite regelmäßiger zu bespielen. Außerdem müssen wir uns weiter öffnen und besser vernetzen, um den Leserkreis zu vergrößern.

Was wäre denn ein Best-Case-Szenario für meta?

Das wir in reichweitenstarken Medien mit unseren Themen Gehör finden. Wir haben spannende und wichtige Beiträge zur aktuellen Entwicklung des Journalismus, damit möchten wir uns gerne auch an größeren Debatten beteiligen.

Und für den Wissenschaftsjournalismus?

Da gibt es verschiedene Themen, die ich wichtig finde: Zum Beispiel, dass Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten gleichberechtigt behandelt werden. In den großen Redaktionen wie bei der Tagesschau sitzt bisher kein einziger Wissenschaftsjournalist und wir finden, dass das nicht geht. Da schaut dann der Politikredakteur oder die Wirtschaftsredakteurin auf die Themen. Aber manchmal braucht es einfach eine Expertise, eine wissenschaftliche Ausbildung, um ein Thema richtig einzuordnen. In der Wissenschaft geschehen viele Dinge, die für die Zukunft der Menschen wichtig und damit politisch relevant sind. Es sollte klar sein, dass auch der Wissenschaftsjournalismus politisch ist.