Foto: Make Your School

„Wissenschaftliche Grundwerte werden beim Machen beiläufig kommuniziert“

Roboter programmieren, Denkigami und Live-Coding: Beim ersten Maker Festival in Berlin treffen junge Tüftel-Talente auf die Profis. Franziska Schultheis, Kommunikationsmanagerin des Initiators Make Your School, erzählt im Interview, was Besucherinnen und Besucher bei dem Event erwartet.

Frau Schultheis, Make Your School veranstaltet am 24. August erstmals ein Maker Festival. Was genau ist das eigentlich?

Das Maker Festival ist der kreative Abschluss unseres Schuljahres, bei dem wir den Hacks der Schülerinnen und Schüler, die im Laufe des Jahres entstanden sind, nochmal eine Bühne bieten. Während unserer Hackdays an den Schulen gibt es keine Auszeichnungen und Bewertungen, damit der Kreativität freien Lauf gelassen werden kann. Jede Idee wird gleichermaßen wertgeschätzt, um die Jugendlichen nicht zu demotivieren… Beim Maker Festival gibt es dann vor Ort eine Jury, die unter den dort präsentierten Prototypen drei prämiert. Das Maker Festival bietet den Jugendlichen aber vor allem  auch die Möglichkeit zum Austausch – sowohl mit anderen Schülerinnen und Schülern, als auch mit Expertinnen und Experten aus der Maker Szene. Wir hoffen außerdem, dass die Teilnahme die Jugendlichen inspiriert, ihren Hack noch weiterzuentwickeln. 

Franziska Schultheis ist Kommunikations-managerin bei Make Your School. Nach ihrem geisteswissenschaftlichen Studium mit Stationen in Deutschland, Irland und Indien sammelte sie als Volontärin Erfahrungen in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Wissenschaft im Dialog.

Wer soll zum Festival kommen?

Eigentlich hat das Programm für alle Altersgruppen etwas zu bieten. Im Vordergrund stehen natürlich die Schülerinnen und Schüler, die im letzten Jahr mitgemacht haben. Aber es ist ein Festival für die ganze Familie und natürlich darüber hinaus insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer, sowie Leute aus der Maker Szene interessant. 

Wie sieht das Programm genau aus?

Wir haben verschiedene Zielgruppen und Ziele für das Festival. Zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler Spaß haben und zum anderen soll die Veranstaltung Möglichkeiten zum Austausch und zur Information bieten. Daraus ergibt sich ein sehr buntes Programm. 

Ein wichtiger Teil der Veranstaltung sind Mitmachangebote, bei denen der Spaß für alle Altersgruppen im Fokus steht und das Publikum selbst aktiv werden kann. Wir haben beispielsweise zwei Workshops im Programm. Bei dem einen kann man Roboter selbst programmieren und bei dem anderen leuchtende Tiere aus Papier falten. Die Technik nennt sich Denkigami und wurde von einem unserer Mentoren entwickelt. 

Foto: Make Your School

Eher für die Erwachsenen gibt es dann beispielsweise eine Keynote von Dr. Melanie Stilz, die an der TU Berlin den Forschungsbereich Technik und Wissen leitet und schwerpunktmäßig zur Maker Kultur und Bildung forscht. Das passt natürlich perfekt zu unserem Projekt. Außerdem haben wir zwei Studierende von der CODE University of Applied Science in Berlin, die Prototypen bauen und den Prototypen ihres Roboters mitbringen, der nach Naturkatastrophen zum Einsatz kommen soll, um beispielsweise die Bergungsarbeiten zu beschleunigen. Das ist natürlich zum einen für die Erwachsenen spannend, aber zum anderen auch für die Schülerinnen und Schüler, da sie sehen können, dass die Prozesse, die sie bei den Hackdays durchlebt haben, auch später genauso in anderen Kontexten ablaufen, zum Beispiel im Studium oder im Beruf. 

Umrahmt wird das Programm von der kolumbianischen Künstlerin Alexandra Cárdenas, die bei einem Live-Coding-Auftritt die Verbindung von Musik und Coding aufzeigt und hoffentlich für gute Stimmung sorgt. Und dann gibt es natürlich den Wettbewerb und die Möglichkeit, die Hacks im Format „Meet the Makers“ zu präsentieren. 

Wonach werden die Hacks bewertet?

Die Hacks werden in den drei Kategorien Design, Innovation und Nachhaltigkeit von einer Jury prämiert. Diese besteht aus Manuela Mohr, der Gründerin des Education Innovation Lab, Dr. Dominic Wist von BIOTRONIK (Bereich Development Electronic Implants) und Dr. Gerhard Kroll-Berwe, Lehrer für Informatik und Mathematik am Windthorst-Gymnasium in Meppen. Außerdem gibt es einen Publikumspreis, damit auch die Begeisterung der Zuschauerinnen und Zuschauer sich in der Preisverleihung widerspiegelt. Diese können per Stimmzettelabgabe vor Ort für ihren Favoriten abstimmen. 

Foto: Make Your School

Wie begleiten Sie die Veranstaltung kommunikativ?

Wir begleiten die Veranstaltung natürlich auf den üblichen Social-Media-Kanälen – das sind bei uns vor allem Instagram und Twitter, weil dort unsere jeweiligen Zielgruppen sehr präsent sind. Darüber hinaus gibt es eine Veranstaltungsdokumentation im Nachhinein, auch um zukünftigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu zeigen, wie das Maker Festival so abläuft. Außerdem machen wir kleine Videos, bei denen wir die Stimmung einfangen. In der Anwerbung schauen wir sehr genau auf die Zielgruppe: Postkarten, die vor allem Jugendliche ansprechen, gratis Veranstaltungskalender in die Eltern reinschauen und die direkte und persönliche Ansprache unserer Kontakte über unsere Mailinglisten. Das funktioniert gerade innerhalb der Maker Szene sehr gut, weil dort ein großes Interesse an Vernetzung besteht und die Menschen gerne ihre Begeisterung für das Tüfteln und Selbermachen teilen. 

Was macht Maker Festivals und Hackdays allgemein zu einem spannenden Format der Wissenschaftskommunikation im Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler als Zielgruppe?

Zum einen vereinen die Hackdays ganz unterschiedliche Disziplinen und damit sind sie quasi ein Abbild der heutigen interdisziplinären und sehr komplexen Forschungslandschaft. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass es bei Wissenschaft um Teamarbeit geht. Außerdem wird problemlösendes Denken geschult. Die Schülerinnen und Schüler haben ja bei den Hackdays keinerlei Vorgaben. Sie identifizieren selbst Probleme an ihrer Schule, entwickeln dann im Team Ideen und Lösungsansätze und setzen diese gemeinsam um. Wissenschaft und vor allem auch wissenschaftliche Methoden, sowie wissenschaftliche Grundwerte werden quasi beim Machen beiläufig kommuniziert. Mit den Impulsvorträgen, die es bei allen Hackdays gibt, gibt es darüber hinaus auch ein Element, bei dem die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Welt der Forschung oder auch in die Maker Szene erhalten. Dabei steht die Vermittlung von Begeisterung für das Thema und die Arbeit in der Forschung im Vordergrund.

 

Eckdaten zum Maker Festival
Wann: 24. August 2019, 10 bis 16 Uhr
Wo: Forum Factory Berlin, Besselstr. 13-14
Der Eintritt ist frei.

Make Your School ist ein Projekt von Wissenschaft im Dialog, einer der drei Partnereinrichtungen, die an Wissenschaftskommunikation.de beteiligt sind. Die Klaus Tschira Stiftung ist bundesweiter Hauptförderer von Make Your School. Eine ausführliche Projektvorstellung finden Sie hier.