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Panoptikum 23-14 #Threads #Liebe #Vertrauen

Neue Konkurrenz für Twitter, Umut Özdemir erhält Preis für Wissenschaftskommunikation, Forschung zum Vertrauen in die Wissenschaft und zu journalistischer Berichterstattung unter extremen Bedingungen in Katastropheneinsätzen. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

👂 Über die Nutzung von Twitter wird in der Community weiterhin viel diskutiert. Nun veröffentlichte das Unternehmen Meta seine Antwort auf die Unzufriedenheit vieler Twitter-Nutzer*innen: Threads heißt der neue Twitter-Rivale. Innerhalb weniger Tage wurde das neue soziale Netzwerk bereits von mehr als 100 Millionen User*innen genutzt. Im „Hard Fork“ Podcast der New York Times sagt Adam Mosseri, Chef von Instagram: „Right now, I just wanna make something that people love and use“. Aufbau und Design sind Twitter sehr ähnlich, der größte Unterschied ist jedoch die Dezentralität des Netzwerks. Sowohl Threads als auch Mastodon basieren auf dem öffentlich zugänglichen Protokoll „ActivityPub“, so dass Beiträge aus beiden sozialen Medien künftig auch im jeweils anderen gelesen werden können. Zudem bietet Threads den Vorteil, dass bestehende Abonnent*innen von Instagram einfach zu Threads wechseln können. Bisher ist die Plattform allerdings noch nicht in der EU zugelassen.

❤️ Etwas, das Menschen lieben, ist auch die buchstäbliche Mission von Umut Özdemir. Der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut betreibt einen Aufklärungskanal auf TikTok und Instagram und gibt der Generation Z hilfreiche Tipps in Sachen Liebe und Beziehung. Dafür wurde er jetzt mit dem diesjährigen Preis für Wissenschaftskommunikation der Fachgruppe Biologische Psychologie und Neuropsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) sowie der Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendung (DGPA) ausgezeichnet. 

🤚 Für mehr Aufklärung setzt sich auch Marion Renault mit ihrem Beitrag in The Open Notebook ein, denn dass die Alltagssprache häufig mit diskriminierenden und abwertenden Formulierungen gegenüber Menschen mit Behinderungen behaftet ist, ist bisher nur wenigen bekannt. Ein besonderer Appell ist mit dem Beitrag zu ableistischer Sprache an Journalist*innen gerichtet. Beispielsweise könnte eine Beschreibung wie „handicapped parking“ durch „accessible parking“ ersetzt werden und letztendlich zu mehr Inklusion in der Gesellschaft führen: „Addressing language is only a starting place for addressing ableism as a whole“.

🗺️ Sarah Davies wirft einen kritischen Blick auf die vergangene PCST2023-Konferenz in Rotterdam. Obwohl die Themen der Sessions wichtige Fragen der Wissenschaftskommunikation aufgriffen, fragt sich die Professorin für Technowissenschaften, Materialität und digitale Kulturen an der Universität Wien, ob es nicht zu viel Gemütlichkeit auf der Konferenz gegeben hätte. Zwar sei die Vielfalt der unterschiedlichen Wissenschaftskulturen immer eine Stärke der PCST gewesen, doch würden diese Unterschiede ihrer Meinung nach noch nicht ausreichend anerkannt werden. „Perhaps we should be more angry“, schlägt die Autorin im Beitrag vor und fordert mehr Inklusion von übersehenen Randgruppen, insbesondere aus dem globalen Süden. „No Matter — Try Again — Fail Again — Fail Better“ lautet das Fazit in Anspielung auf das berühmte Samuel Beckett Zitat.

Mehr Wissen

📚 Ob Texte in einfacher oder Fachsprache geschrieben sind, kann sich auf das Vertrauen von Leser*innen auswirken. Mark Jonas, Martin Kerwer, Tom Rosman und Anita Chasiotis vom Leibniz-Institut für Psychologie haben in einer Studie beide Effekte untersucht. Knapp 1500 Lai*innen lasen vier kurze Forschungszusammenfassungen, bei denen die Wissenschaftlichkeit und Einfachheit variiert wurde. Ein wissenschaftlicher Schreibstil führte zu einer höheren wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit von Autor*in und Text. Wie einfach der Text geschrieben war, zeigte hingegen keinen Einfluss auf die Vertrauenswürdigkeit.

📚 Wer über ein höheres formales Bildungsniveau verfügt, hat häufig auch mehr Vertrauen in die Wissenschaft. In Ländern mit einer hohen Korruptionsrate sei es jedoch sinnvoll, Autoritäten zu misstrauen, heißt es in einer Studie eines Forschungsteams um Sinan Alper von der Yasar University in der Türkei und Busra Elif Yelbuz vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht. Die Forscher*innen haben diese These anhand von Datensätzen aus 47 Ländern überprüft. Sie stellten fest, dass der Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Wissenschaftsvertrauen in sehr korrupten Ländern schwach oder nicht vorhanden war. Davon ausgehend empfehlen die Forscher*innen, in der Forschung zu Vertrauen den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext stärker zu berücksichtigen. 

📚 Mediale Berichterstattung ist ein zentraler Aspekt von Katastrophen-Kommunikation. Was aber berichten Journalist*innen über Arbeitsbedingungen, Herausforderungen und Bewältigungsstrategien während ihrer Einsätze? Das haben Liselotte Englund und Kerstin Bergh Johannesson von der Karlstad University zusammen mit Filip K. Arnberg von der Uppsala University am Beispiel von skandinavischen Journalist*innen untersucht, die im Jahr 2012 über das Erdbeben in Haiti berichtet haben. Die Befragten beschrieben einen schwierigen und herausfordernden Einsatz mit teilweise lebensverändernden Erfahrungen. Mit wenigen Ausnahmen berichteten sie von einem geringen Risiko, unter posttraumatischem Stress zu leiden. Wichtig seien eine gute Ausrüstung, mentale Vorbereitung und kollegiale Unterstützung.

Von Praktikum bis Professur

🔉 Wissenschaft im Dialog (WiD)* sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n Mitarbeiter*in für Büroorganisation. Zu den Aufgaben gehören allgemeine Verwaltungstätigkeiten und Organisation. Die Bewerbungsfrist ist der 30.07.2023

🔉 Das Exzellenzcluster „ECONtribute – Märkte & Public Policy“ der Universität Bonn und der Universität zu Köln sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt am Dienstort Bonn eine*n Referent*in für Öffentlichkeitsarbeit und Outreach (100 %, Teilzeit min. 50 % möglich). Die Aufgaben umfassen Tätigkeiten rund um die Außendarstellung des Clusters sowie des Reinhard Selten Institute (RSI). Bewerbungsfrist ist der 13.08.2023. 

🔉 Die Kommunikationsagentur Mann beißt Hund sucht für den Standort Hamburg eine*n Kommunikationsberater*in mit Agenturerfahrung. In den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Soziales und Umwelt werden strategische Kommunikationsberatungen und -betreuungen durchgeführt. Die Stelle ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen, eine Bewerbungsfrist gibt es nicht.

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

📆 Wie gelingt es, Wissenschaft wirkungsvoll in politische Prozesse einzubringen? Welche Rolle spielt wissenschaftliche Beratung innerhalb von politischen und öffentlichen Verwaltungen? Diesen Fragen soll im Rahmen des #Factory Wisskomm-Fellowships, das vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit in Potsdam (RIFS) vergeben wird, auf den Grund gegangen werden. Gesucht werden innovative Impulse ebenso wie konkrete Formate für den Dialog mit Politiker*innen und Verwaltung. Forschende und Praktiker*innen können sich ab sofort bis zum 16. Juli 2023 bewerben.

📆 Journalist*innen und Medienschaffende können sich ab sofort für das Fellowship-Programm des MIP.labors bewerben. Die Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus richtet sich speziell an Interessierte der Themen Mathematik, Informatik und Physik und hat zum Ziel, über sechs, bzw. zwölf Monate hinweg ein innovatives, wissenschaftsjournalistisches Format in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen zu entwickeln. Bewerbungen sind bis zum 17.07. möglich.

📆 Das BMBF hat den Förderaufruf für das Wissenschaftsjahr 2024 gestartet. Anlässlich von 75 Jahren Grundgesetz und 35 Jahren Mauerfall steht das Wissenschaftsjahr 2024 ganz im Zeichen der Freiheit. Bis zum 8. September können sich neben Hochschulen und Kultur- und Bildungseinrichtungen auch Kommunen, Unternehmen und nichtstaatliche Organisationen um eine Förderung bewerben. Gesucht werden Projekte und Vorhaben, die auf innovative Weise das Nachdenken, Forschen und den Austausch über demokratische Werte und Freiheit anregen.

📆 Auch die MS Wissenschaft* wird im Wissenschaftsjahr 2024 zum Thema Freiheit wieder unterwegs sein. Für die Ausstellung auf dem Schiff werden ab sofort spannende Exponate und Exponatideen gesucht. Vorschläge können ebenfalls bis zum 8. September eingereicht werden.  

📆 Am 24. Juli 2023 findet das zehnte SciCOM Colloquium des South African Research Chairs in Science Communication statt. Julie Cleverdon wird einen Vortrag zu zehn Jahren Leitung des Wissenschaftszentrums in Cape Town geben und über ihre Erfahrungen und die Errungenschaften des Zentrums in Südafrika sprechen. Die Veranstaltung wird von 14:30-15:30 (südafrikanische Zeit) hybrid stattfinden. Anmeldungen sind online möglich.

📆 Am 20. Juli startet das neue Projekt Scicomm-Support. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation und Wissenschaft im Dialog* bietet das Projekt künftig eine Anlaufstelle für Betroffene von digitaler Gewalt und Hate Speech in der Wissenschaftskommunikation. Um 12:30 Uhr findet ein Lunchtalk-Livestream statt, in dem das Projekt vorgestellt wird und Fragen per Chat oder soziale Medien gestellt werden können. 

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltungen und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.

 

* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.