Foto: Fast Forward Science

„Instagram-Storys sind einfach die Zukunft“

Bei Fast Forward Science gibt es in diesem Jahr die neue „24h Super Fast Instagram-Challenge“. Jurymitglied Gerhard Schröder hat das Format neu in den Wissenschafts-Webvideo-Wettbewerb geholt. Wir haben ihn gefragt, warum es für die Wissen­schafts­kommuni­kation wichtig wird und was es leisten kann.

Herr Schröder, warum gehört das Format der Instagram-Storys für Sie in den Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science?

Ich bin schon von Anfang an, also seit sieben Jahren, in der Jury des Wettbewerbs dabei und in der Zeit hat sich der Bereich der Webvideos sehr stark verändert. Damals waren Storyformate noch kein Thema. Inzwischen werden sie aber immer stärker genutzt. Darum haben wir die 48-Stunden Superfast-Challenge in diesem Jahr zu einer 24h Super Fast Instagram-Challenge umgebaut.

Was ist das Besondere an Instagram-Storys als Vermittlungsformat?

Gerhard Schröder ist Gründer und Geschäftsführer der Agentur Kreative KommunikationsKonzepte und seit 2013 Mitglied der Jury des Webvideo-Wettbewerbes Fast Forward Science. Nach mehreren Ausbildungen im handwerklichen und kreativen Bereich und vor seiner Selbstständigkeit war er im Verkauf und Vertrieb für verschiedene Medienunternehmen tätig unter anderem als Verkaufsleiter für studiVZ und für LinkedIn. Foto: privat
Gerhard Schröder ist Gründer und Geschäftsführer der Agentur Kreative KommunikationsKonzepte und seit 2013 Mitglied der Jury des Webvideo-Wettbewerbes Fast Forward Science. Nach mehreren Ausbildungen im handwerklichen und kreativen Bereich und vor seiner Selbstständigkeit war er im Verkauf und Vertrieb für verschiedene Medienunternehmen tätig unter anderem als Verkaufsleiter für studiVZ und für LinkedIn. Foto: privat

Zunächst einmal die Endlichkeit. Alles, was ich da erzähle, wird nach 24 Stunden gelöscht. Das gibt dem Ganzen den Charakter eines Livestreams. Wenn ich nicht regelmäßig reinschaue, verpasse ich etwas. Das Zweite ist der Trend zur Hochkant-Kommunikation in Foto und Video. Das machen wir heute alle mit dem Smartphone und Apps wie Instagram oder Facebook gehen da mit. Alle Bilder sind dort vertikal ausgerichtet. Nur bei Youtube kann man den Bildschirm noch in die Horizontale drehen. Außerdem hat man bei Storys die Möglichkeit, Fotos und Videos direkt in der App aufzunehmen und dann sofort zu posten. Das macht wiederum eine ganz neue Planung erforderlich. Dieser Modus ist wie Live-Kommunikation.

Wie plant man eine gute Story im Live-Modus?

Wenn man zum Beispiel eine Eventberichterstattung machen will, muss eine Story geplant sein wie ein Livestream. Das heißt, man muss sich vorher genau überlegen, was man in welcher Reihenfolge zeigen will und das dann auch in genau der Reihenfolge posten. Dafür kann man ein Storyboard nutzen oder sich einfach eine Stichwortliste für die einzelnen Einstellungen machen. Im Vergleich dazu könnte man für ein normales Video erst einmal das komplette Material drehen – auch in umgekehrter Reihenfolge – und dann nachher in Ruhe puzzeln und auswählen, was man tatsächlich verwenden will. Das ginge bei Storys allerdings auch, wenn man das Material aus dem Bildarchiv auf dem Handy postet. Das ist die zweite Möglichkeit, die dann aber eben auch anders wirkt.

Worauf kann man achten, wenn man die Story aus dem Fotoarchiv zusammenstellt?

Man hat ganz viele Möglichkeiten, auf andere Inhalte und Quellen zu verweisen. Viel mehr als in einem Youtube-Video. Bei Accounts mit mehr als 10.000 Followern kann man in jedem Bild einen Link auf eine Homepage oder ein Paper setzen. Die Nutzenden müssen dann einfach nach oben wischen, um direkt dorthin zu gelangen. Oder man legt die Story so an, dass die Menschen sie bewusst noch ein oder mehrere Male anschauen können, um alle Informationen und Links auszunutzen. Man kann in der App ganz einfach zwischen einzelnen Bausteinen der Story hin und her springen – viel einfacher, als im Video zurückzuspulen.

„Storys bieten viele Möglichkeiten zur Interaktion. Man kann mit Hashtags arbeiten, Fragen stellen, Umfragen machen und so die Nutzenden zur direkten Interaktion animieren.“ Gerhard Schröder

Außerdem bieten Storys viele Möglichkeiten zur Interaktion. Man kann mit Hashtags arbeiten, Fragen stellen, Umfragen machen und so die Nutzenden abseits der Kommentarfunktion zur direkten Interaktion animieren. Zusätzlich kann man Standorte verknüpfen oder Personen markieren, was gute Möglichkeiten sind, diese Personen und Orte vorzustellen. Diese ganzen Informationen könnte man in einem Video gar nicht so einfach unterbringen. Es ist zwar möglich, bei Youtube-Videos grafische Einblendungen zu machen. Aber der Spaß hier ist, dass es nicht nur eine Grafik ist, sondern ein klickbarer Link – etwa zum Kanal der Forschenden oder einer Forschungseinrichtung. Dadurch gehen die Leute zwar weg von der Story, bleiben aber im Thema und bekommen weitere Infos. Und genau darum geht es uns doch am Ende.

Warum lohnt es sich, eine Story zu produzieren, wenn sie nach 24 Stunden wieder verschwindet?

Allein schon wegen der Nutzungszahlen. Zugriffe auf den Content in der Timeline lassen immer mehr nach, während die Zugriffe auf Storys immer weiter ansteigen. Die Menschen haben nur eine gewisse Zeitspanne am Tag zur Verfügung, in der sie sich mit Social Media beschäftigen. Und wenn die Menschen in ihrer wertvollen Zeit lieber Storys schauen, dann muss die Kommunikation nachziehen. Instagram-Storys sind einfach die Zukunft. Außerdem kann man die Storys auch als Highlight im eigenen Profil abspeichern. Dann tauchen sie zwar nicht mehr im Feed der Nutzenden auf, bleiben aber dauerhaft im Profil abrufbar.

„Wenn die Menschen in ihrer wertvollen Zeit lieber Storys schauen, dann muss die Kommunikation nachziehen. Instagram-Storys sind einfach die Zukunft.“ Gerhard Schröder

Welche guten Beispiele für Instagram-Storys können Sie als Inspiration empfehlen?

Ein wirklich tolles, sehr groß angelegtes Storyprojekt ist der Account @eva.stories. Mit viel Aufwand, großem Budget und Schauspielteam wurde hier das Leben einer 13-jährigen Jüdin in Ungarn rekonstruiert. Die Storys bilden die Tagebucheinträge des Mädchens aus dem Jahr 1944 ab und beschreiben den Zeitraum von ihrem 13. Geburtstag bis zur Deportation nach Auschwitz – so als hätte es damals schon Storys gegeben. Damit macht das Projekt die Lebensumstände dieses Mädchens auf einzigartige Weise für die heutige Welt erlebbar.

Gibt es auch tolle Beispiele aus der Wissenschaft?

Da ist ganz klar die European Space Agency (ESA) ein gutes Beispiel. Sie hat zwar den entscheidenden Vorteil, dass sie schöne Fotos aus dem Weltraum hat. Aber das Team dort macht einfach auch gute Storys. Noch ein Beispiel für einen schönen Kanal ist der Account der Deutschen Luft- und Raumfahrt (DLR). Die machen zwar weniger Storys, erzählen aber mit ihren Fotos schöne Geschichten und haben einfach schöne Bilder. Das ist das Allerwichtigste bei Instagram. Die Fotos oder Videos müssen handwerklich gut gemacht sein.

„Es gibt überall schöne Bilder, man muss sie nur sehen. Das ist die Kunst.“ Gerhard Schröder

Was kann man denn machen, wenn das eigene Forschungsthema nicht so fotogen ist, wie der Weltraum?

Das gibt es eigentlich nicht. Es gibt überall schöne Bilder, man muss sie nur sehen. Das ist die Kunst. So wie es Leute gibt, die in der Lage sind, gute Texte zu schreiben, gibt es Leute, die schöne Bilder sehen und aus dem großen Panorama den kleinen Ausschnitt auswählen, der das Thema am besten darstellt.

Haben Sie noch einen Tipp für diejenigen, die jetzt gerne an der Instagram-Challenge von Fast Forward Science teilnehmen möchten?

Unbedingt einmal ausprobieren und unbedingt die verschiedenen Möglichkeiten der Instagram-Storys ausnutzen. Links einbauen, Fragen stellen, Umfragen machen und diese Elemente von Anfang an mit im Konzept einplanen. Die Leute werden antworten.

 

*Fast Forward Science ist ein Projekt von Wissenschaft im Dialog. Wissenschaft im Dialog ist auch einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de