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Im Profil: Lisa Ringena

Lisa Ringena ist promovierte Atomphysikerin und hauptberuflich als Wissenschaftskommunikatorin am Sonderforschungsbereich IsoQuant tätig. Im Interview erklärt sie, was sie an Science Slams schätzt und wie mit dem Science PubQuiz ihr Hobby zum Beruf wurde.

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Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ich denke, dass alle drei Sachen ein bisschen zutreffen. Eigentlich bin ich Physikerin und habe meine Doktorarbeit in der experimentellen Atomphysik gemacht. Ich bin also ursprünglich eine richtige Tüftlerin und Laborratte (lacht). Während meiner Doktorarbeit habe ich 2018 angefangen, meine Forschung bei Science Slams zu präsentieren. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht – ich liebe es, Forschung interessant und aufregend zu erklären. Der tollste Moment beim Science Slam ist, wenn die Leute komplexe Themen wie Atomphysik verstehen und einen Aha-Moment haben. Oder auch, wenn man es schafft, die Leute zum Lachen zu bringen und sie offensichtlich Spaß haben. Das Wichtigste war für mich dabei zu zeigen, dass Wissenschaft Spaß machen kann und dass wir uns als Wissenschaftler*innen nicht so ernst nehmen, wie manche das vielleicht denken. Seit Ende 2019 organisiere ich gemeinsam mit zwei Freunden das Science Pub Quiz. Bei dieser Veranstaltung kreieren wir einen Ort, an dem Menschen in gemütlicher Atmosphäre Wissenschaft diskutieren können. Die Teilnehmer*innen dürfen dabei in Teams Fragen mit wissenschaftlichem Hintergrund beantworten. Je nach Thema des Abends laden wir dazu verschiedene Forscher*innen ein, die über ihre Forschung berichten. Das Format wird sehr gut angenommen und macht allen viel Spaß – sowohl den Teilnehmenden als auch uns als Veranstalter*innen. Inzwischen habe ich meine Promotion abgeschlossen und bin hauptberuflich als Wissenschaftskommunikatorin im Sonderforschungsbereich Isoquant tätig. Hier ist es nun Teil meines Jobs, das Science Pub Quiz in Heidelberg zu organisieren. Außerdem betreue ich weitere tolle Projekte in der Wissenschaftskommunikation. Es war also weniger die Karriereleiter, die ich genommen habe und genau wusste, wo es hingeht. Eher war es das Karussell, das mich an der Stelle herausgelassen hat, an der ich jetzt bin.

Was sind die Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Es gibt sehr viele verschiedene Herausforderungen in der Wissenschaftskommunikation. Aber die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach, dass Wissenschaftskommunikation den Stellenwert in der Forschung erhält, den sie wirklich verdient hat. Es gibt natürlich viele Wissenschaftler*innen, die kommunizieren und das ist sehr positiv. Aber andererseits wird Wissenschaftskommunikation innerhalb des Forschungsbetriebs teilweise immer noch nicht honoriert oder als Hindernis angesehen. Viele Forschende reden am liebsten mit anderen Forscher*innen über ihre Wissenschaft und sehen es als “Zeitverschwendung” an, mit Leuten außerhalb der Wissenschaft zu sprechen. Das halte ich für eine gefährliche Einstellung. Der Austausch mit Bürger*innen ist enorm wichtig, damit wir als Wissenschaftler*innen den nötigen Rückhalt aus der Gesellschaft erfahren können. Ansonsten befeuert das gefährliche Entwicklungen wie Wissenschaftsskepsis. Ich persönlich habe aber viel Glück, denn meine forschenden Kolleg*innen sind alle sehr interessiert an Wissenschaftskommunikation. Sie unterstützen mich sehr mit Input für die Kommunikationsprojekte, die wir betreuen. Manchmal muss man aber eben eine E-Mail mehr schreiben, um die Forschenden zu motivieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Das, was ich mir wünschen würde, geht in letzter Zeit in Erfüllung. Wissenschaftskommunikation wird im Forschungsbetrieb inzwischen immer mehr gefordert und auch gefördert. Das halte ich für eine sehr positive Entwicklung und ich finde, wir gehen da einen guten Weg. Besonders wichtig ist mir dabei, dass wir die Wissenschaft nicht nur mit anderen Akademiker*innen teilen. Unter Akademiker*innen ist es weniger schlimm, das ein oder andere Fachwort rauszuhauen, die Kommunikation fällt leichter. Diese Art von Kommunikation führt aber dazu, dass eine Bubble aus Akademiker*innen um die kommunizierenden Wissenschaftler*innen entsteht, aus der wir nur schwer ausbrechen können. In letzter Zeit wird diese Bubble glücklicherweise aufgebrochen. Zum Beispiel durch Youtube Kanäle, die zeigen, dass Wissenschaftler*innen ganz normale Menschen sind. Dass wir auch nicht alles wissen, dass wir auch manchmal googlen müssen, dass wir auch Fehler machen. Das hebt die Wissenschaft von ihrem Sockel herunter, auf dem sie Jahre lang gestanden hat und schließt Leute in Wissenschaftskommunikation ein, die man vorher eher wenig berücksichtigt hat. Diese sehr positive Entwicklung ist besonders jungen Wissenschaftler*innen zu verdanken, die auf Social Media sehr aktiv sind.


Foto: Florian Freundt

Lisa Ringena ist promovierte Atomphysikerin und Wissenschaftskommunikatorin. Angefangen mit Science Slams, stellt sie nun mit ihren Kollegen beim Science Pub Quiz interessante, spannende Fragen mit wissenschaftlichem Kontext. Das alles inklusive Wohnzimmeratmosphäre und Quiz-Feeling. Als Wissenschaftskommunikatorin des Sonderforschungsbereichs IsoQuant an der Uni Heidelberg betreut sie verschiedene Projekte, die eine Brücke zwischen Forschung und Gesellschaft schlagen.