Christian Weber ist Wissenschaftsjournalist bei der Süddeutschen Zeitung. Wie er dorthin gekommen ist und was ihm an seinem Beruf gefällt, verrät er uns im Jobprofil.
Im Profil: Christian Weber
Wir streichen den Satz „Es hat sich alles so ergeben…“ und wollen wissen, was Sie in Ihre Position gebracht hat
Eigentlich wollte ich ja politischer Journalist werden, hatte schließlich neben dem Besuch der Deutschen Journalistenschule Politik, Wirtschaft, Soziologie und International Relations in München und Cambridge studiert. Doch dann hat es sich doch so ergeben … :), und ich bin bei der Wissenschaft gelandet – halb zog sie mich, halb sank ich hin. Der Weg dorthin ging über die Umweltpolitik. Ich hatte 1993 mit einem Master in Internationaler Klimapolitik abgeschlossen, arbeitete als freier Autor viel für das damals noch wichtige Magazin Natur. Doch dann verlor das Thema Ökologie publizistisch an Bedeutung, gleichzeitig wurde die Wissenschaft wichtiger. Das lag im Print-Bereich sicher auch an dem Erfolg des 1993 gegründeten Magazins Focus, das unter anderem mit Themen aus Medizin und Psychologie Auflagenerfolge feierte und sein Ressort „Forschung und Technik“ beständig ausbaute. Dort erhielt ich 1995 ein Angebot und blieb dann viel länger als erwartet, bis 2008, zuletzt als stellvertretender Ressortleiter. Ich fand dann auch die Wissenschaft irgendwann spannender als die Politik, gerade weil ich vor allem interdisziplinäre Themen machte, beständig neue Dinge lernte. Es war eine aufregende Zeit, in der jede Reise auf der Welt möglich war („Zehn Tage Recherche in Sibirien, mit Fotograf? Kein Problem!“). Auch konnte man sich wirklich intensiv, für eine Titelgeschichte auch wochenlang, mit einem Thema auseinandersetzen. Das wiederum gab mir die Möglichkeit, einigermaßen ordentliche Texte zu schreiben, die offenbar auch Beachtung fanden. Jedenfalls erhielt ich irgendwann einen Anruf von der Süddeutschen Zeitung, die einen Redaktionsleiter für ihr Monatsmagazin SZ-Wissen suchte. Leider wurde das Magazin bereits ein Jahr später wieder zugemacht, ich wechselte in die Tageszeitung, wo ich dennoch immer versuchte, große, tief recherchierte Geschichten zu schreiben, was bei der SZ zumindest gelegentlich immer noch möglich ist. Seit 2014 verantworte ich jetzt die drei Seiten Wissen in der SZ am Wochenende!
Besteht Ihre Arbeit aus dem, was Sie am besten können oder am liebsten tun?
Hoffentlich beides! Die Wissensseiten am Wochenende sind eine wunderbare Spielwiese, wo wir inhaltlich und optisch in großer Freiheit experimentieren können. Es ist meiner Ansicht nach einer der schönsten Jobs im deutschen Wissenschaftsjournalismus. Was ich aber auch ganz gut kann und leider im Moment aus zeitlichen Gründen zu selten schaffe, ist es, selber große Features und Reportagen zu schreiben.
Was ist Ihrer Meinung nach die Kernaufgabe von Wissenschaftsjournalismus?
Ein Wissenschaftsjournalist ist in erster Linie Journalist, nicht Wissenschaftler. Er sollte kritisch den Wissenschaftsbetrieb beobachten, so wie ein politischer Journalist den Bundestag oder ein Feuilletonist die Theateraufführung beobachtet. Wissenschaftler irren sich, wenn sie glauben, dass die Medien lediglich Transmissionsriemen zur Öffentlichkeit sind. Der gute Wissenschaftsjournalist muss natürlich auch Dolmetscher sein, der Forschungsergebnisse veranschaulicht. Darüber hinaus ist er aber vor allem kritischer Beobachter. Sein Auftraggeber ist nicht die Wissenschaft, sondern die Öffentlichkeit.