Grafik: HRA

Ein Blick in den Maschinenraum

Der Podcast „Spread the Word“ stellt jeden Monat ein Format der Wissenschaftskommunikation aus Hamburg vor. Im Gespräch mit den Macher*innen der Projekte aus verschiedenen Hamburger Hochschulen geht es dabei um das Handwerkszeug hinter den Formaten, Erfahrungen und Tipps.

Frau Panzer, was passiert bei Spread the Word?

In dem Podcast geht es darum, Wissenschaftskommunikationsprojekte sichtbarer zu machen. Dabei verfolgen wir drei Ziele. Wir wollen Projekte aus Hamburg eine Plattform bieten, um sich selbst vorzustellen. Als Zweites geht es darum, Tipps zu geben für Forschende, die auch Lust auf Wissenschaftskommunikation haben, aber noch nicht genau wissen, wie sie das Thema angehen sollen. Die also vielleicht denken: Podcasts sind cool, aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen müsste, um einen eigenen zu starten. Oder Bloggen wäre eine feine Sache, aber wie erstellt man eigentlich ein Blogkonzept? Wir wollen besonders jüngere Wissenschaftler*innen inspirieren, auch ihre eigenen Wissenschaftskommunikationsideen zu verfolgen. Als Drittes möchten wir außerdem für alle Interessierten einen Blick in den Maschinenraum der Wissenschaftskommunikation ermöglichen. Das Thema hat in letzter Zeit gesellschaftlich enorm an Bedeutung gewonnen.

Wer steckt hinter dem Projekt?

Julia Panzer ist Referentin für das Projekt Wissenschaftskommunikation an der Hamburg Research Academy. Hier ist sie neben dem Podcast unter anderem zuständig für ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs in dem Bereich. Als studierte Soziologin interessiert sie sich besonders für die Wirkung von Wissenschaft in der Gesellschaft und die Frage, wer eigentlich wie erreicht werden kann. Foto: HRA/Sommer

Angedockt ist der Podcast an das Projekt Wissenschaftskommunikation der Hamburg Research Academy (HRA). Die HRA ist die hochschulübergreifende Einrichtung für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Hansestadt. Wissenschaftler*innen können sich bei uns zum Beispiel über die wissenschaftliche oder außerwissenschaftliche Karriere informieren, sich diesbezüglich beraten lassen und qualifizierende Weiterbildungsangebote wahrnehmen Die Claussen-Simon-Stiftung fördert das Projekt Wissenschaftskommunikation und damit auch den neuen Podcast. Der wissenschaftliche Nachwuchs ist unsere primäre Zielgruppe innerhalb des Projektes. Wir wollen ihnen Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation aufzeigen und sie auch in diesem immer wichtiger werden Bereich schulen.

Was erwartet die Hörer*innen bei einer Folge Spread the Word?

Wir laden für jede Folge die verantwortlichen Personen der vorgestellten Projekte ein und sprechen mit ihnen über ihre Form der Wissenschaftskommunikation. Also über das Konzept, die Inhalte, ihre Motivation, das Format, wie sie ihr Publikum erreichen, was sie dabei gelernt haben und was vielleicht auch nicht funktioniert hat. Außerdem diskutieren wir zum Beispiel, ob und warum auch junge Forschende kommunizieren sollten und was das für wissenschaftliche Karrieren bedeutet. Warum man mit Wissenschaftskommunikation vielleicht nicht erst beginnen sollte, wenn man schon eine Professur hat.

Und wie sieht das Format aus?

Die Folgen dauern 20 bis 40 Minuten, können also zum Beispiel gut auf dem Weg zur Arbeit oder, weil man gerade nicht zur Arbeit fährt, beim Mittagsspaziergang gehört werden. Die Konzeption und Moderation übernehme ich selbst, für die Postproduktion haben wir uns aber professionelle Hilfe geholt.

Warum haben Sie sich für einen Podcast entschieden?

Der universitäre Alltag ist sehr textlastig und so lesen Menschen, die selbst in der Wissenschaft tätig sind oder sich dafür interessieren, schon wahnsinnig viel Text oder starren besonders jetzt in Zeiten der rasant fortschreitenden Digitalisierung viel auf Bildschirme. Darum wollten wir gerne einen anderen Sinn ansprechen und hier formal eine Alternative bieten. Außerdem ist es immer ein bisschen persönlicher und wirkt nahbarer, Inhalte über die die Stimme von jemandem zu hören. Die Gäste, mit denen wir schon gesprochen haben, sind alle extrem begeistert von dem, was sie tun, also den Themen, an denen sie forschen, aber auch den Kommunikationsprojekten, die sie machen. Diese Leidenschaft kommt  im persönlichen Gespräch einfach noch besser rüber und man kann sich davon gut anspornen lassen.

Was sind die Themen für die ersten Folgen?

In der ersten Folge geht es direkt um einen anderen, bereits sehr erfolgreich etablierten Podcast. Er heißt „Herzkopfen“ und wird von der Soziologin Eva Markowsky produziert. In den nächsten Folgen wird es dann zum Beispiel um ein Videoprojekt gehen, das juristische Themen in 15-Minütern für die Kaffeepause aufbereitet. Eine weitere Folge handelt von einem Videoprojekt, das eher das wissenschaftliche Arbeiten selbst und das Thema wissenschaftliche Karriere in den Fokus nimmt. Spread the Word nimmt also ein breites Spektrum in den Blick, was die Formate, aber auch die Inhalte angeht. Die Hamburg Research Academy ist ja für neun Hamburger Hochschulen zuständig – von der Technischen Universität über die Hochschule für Musik und Theater bis zur Bucerius Law School. Darum ist uns wichtig, hier sehr interdisziplinär zu denken.

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Geht es dann nur um Formate, die alleine von Wissenschaftler*innen gemacht werden? Oder stecken da auch die Kommunikationsabteilungen dahinter?

Das ist ganz unterschiedlich. Manche sind sehr nischig und werden von einzelnen Wissenschaftler*innen betrieben, andere sind an Forschungsbereichen oder Clustern angedockt, haben dementsprechend auch ganz andere Ressourcen zur Verfügung und werden institutionell begleitet. Uns ist aber wichtig, dass es keine Formate sind, die reines Hochschulmarketing sind, sondern die Forschung oder Wissenschaft insgesamt in den Mittelpunkt stellen und bei denen die Wissenschaftler*innen selbst kommunizieren.

Warum finden Sie wichtig, dass Wissenschaftler*innen selbst kommunizieren?

„Ich finde es wichtig, dass vor allem auch junge Wissenschaftler*innen selbst kommunizieren, weil man dabei viel Leidenschaft für die Forschungsthemen mitbekommt.“ Julia Panzer
Diese Gruppe hat sehr viel Wissen und kann ein Publikum nicht nur für das Thema, sondern auch für Wissenschaft als Beruf begeistern. Eine junge Biologin, die für ihr Thema brennt, kann zum Beispiel auch andere junge Frauen für diesen Beruf motivieren. Dahinter steckt also für uns auch ein Aspekt der Nachwuchsförderung. Wir hoffen aber auch, dass Wissenschaftskommunikation als Baustein für die Karriere und Qualifikation in der Wissenschaftswelt stärker wahrgenommen wird.

Was sind die nächsten Schritte bei Spread the Word?

Wir haben am 1. April die erste Folge veröffentlicht und nehmen parallel schon die nächsten auf. Wir sind also gerade auf der Suche nach Projekten aus Hamburg, die wir vorstellen können und sind da sehr offen für Meldungen aus den Hochschulen.

Sneak-Peak: Was ist die schönste Stelle aus der ersten Podcast-Folge?

Eva Markowsky stellt darin ja ihren eigenen Podcast vor und sie sagt: Jedes Mal, wenn sie eine Folge schneidet, hat sie dabei wahnsinnig viel Spaß und muss ganz oft lachen. Außerdem erzählt sie, dass sie für die Folgen viel positives Feedback bekommt und das auch immer schon kurz nach der Veröffentlichung. Das ist einfach eine ganz andere Arbeitsweise als in der Wissenschaft, wo alle Publikationen wahnsinnig lange dauern und man zwar wichtiges kritisches, aber selten überschwängliches Feedback bekommt. Ihr Podcast-Projekt bringt ihr also vor allem auch gute Laune.