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Panoptikum 23-1 #ChatGPT #Fördermittel #AskMeAnything

Perspektiven der WissKomm-Community auf die künstliche Intelligenz ChatGPT, der übertriebene Ton in Fördermittelanträgen und Reddit als Motivator für künftige Wissenschaftskommunikation. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

🤖 Seit Ende des letzten Jahres wird in der Community erneut die künstliche Intelligenz ChatGPT diskutiert:

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In einer Tagesspiegelkolumne stellt Annette Leßmöllmann* nun die Frage, welche Auswirkungen die KI auf den Kampf um Forschungsförderung haben wird. Sollte man in Zukunft nur Anträge berücksichtigen, die nicht mit der Hilfe einer KI geschrieben wurden? Die Sorge um eine verstärkte Plagiatskultur an Hochschulen teilt Robert Lepenies nicht. In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur erklärt er, dass man zum Beispiel das Format der Hausarbeit weiterdenken könne. Es bedürfe neuer, reflexiver Ansätze. Die KI könne eine Art “intellektueller Sparringspartner” sein. Zumal die KI, wie Expert*innen immer wieder betonen, bei weitem nicht perfekt funktioniere. Sie sei aber gut darin, erfundene Texte und Fakten plausibel erscheinen zu lassen

💰 Es geht weiter mit Reflexionen über Fördermittelanträge. Häufig wird die Vergabe von Fördermitteln aufgrund der geringen Erfolgschancen als Lotterie bezeichnet. Johannes Hiltscher beobachtet außerdem, dass diese Art der Mittelvergabe zu einer heillosen Übertreibung in der Kommunikation von Forschungsergebnissen führt. Erst kürzlich kursierte beispielsweise die irreführende Schlagzeile, dass ein schwarzes Loch erschaffen worden sei. Hiltscher argumentiert daher in seinem Artikel für eine tatsächliche Auslosung von Fördermitteln anstelle von langwierigen Bewerbungsverfahren – dies wäre auch einer realistischeren Kommunikation von Forschungsergebnissen zuträglich. 

🆕 Forschende sowie Hochschulen und wissenschaftliche Institutionen setzen sich weiterhin mit dem sozialen Netzwerk Mastodon auseinander. Nun hat auch die Helmholtz-Gemeinschaft einen eigenen Server für die institutionelle Kommunikation eingerichtet. Die Server des dezentralen Netzwerks Mastodon funktionieren wie individuelle Emailanbieter, die die Kommunikation zwischen Einzelpersonen oder Institutionen ermöglichen. Damit schließt sich Helmholtz der Max-Planck-Gesellschaft an, die ebenfalls einen eigenen Server betreibt, der sowohl für die institutionelle als auch individuelle Kommunikation der MPG Forschenden zur Verfügung steht. Neuerdings bietet nun der Informationsdienst Wissenschaft, der für Pressemitteilungen ebenfalls einen eigenen Server nutzt, einen zweiten Server (wisskomm.social) an. Dieser offene Server gibt allen Akteur*innen der deutschen WissKomm-Community die Möglichkeit zum Austausch. Für den internationalen Dialog empfiehlt Henning Krause im Helmholtz Blog eine Liste weiterer wissenschaftsnaher Server-Anbieter.

Mehr Wissen

📚 Von Forschenden wird immer stärker gefordert, sich mit der Öffentlichkeit auseinanderzusetzen und Wissenschaftskommunikation zu betreiben. Austin Hubner von der Universität Louisville und Robert Bond von der Ohio-State-Universität haben sich gefragt, welche Rolle früheres Engagement für die Absicht von Wissenschaftler*innen spielt, in Zukunft Wissenschaftskommunikation zu betreiben. Dafür haben sie Forschende befragt, die beim Reddit-Format „I am a Scientist … Ask Me Anything“ (AMA) teilgenommen haben. Die Untersuchung zeigt: Ganz allgemein beeinflusst früheres Engagement die Motivation, sich auch künftig mit Wissenschaftskommunikation zu beschäftigen. Und der Effekt lässt sich anhand einzelner Ereignisse isolieren: Auch die spezifische Teilnahme am Reddit-AMA-Format hatte einen Einfluss auf die Absicht der Forschenden, in Zukunft mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren.

📚 Als 2021 der erste Teil des Weltklimaratberichts erschien, sprach UN-Generalsekretär António Guterres von einer  „Alarmstufe Rot für die Menschheit“. Solche angstauslösenden Formulierungen sind schon lange ein Teil der Klimakommunikation, aber es ist umstritten, ob sie helfen. Marjolaine Martel-Morin und Erick Lachapelle von der Universität Montréal haben untersucht, ob eher positive oder negative Botschaften Menschen dazu motivieren, sich für Klimaschutz einzusetzen. Die an Klimaschutz interessierten Versuchspersonen lasen eine positiv oder negativ formulierte Nachricht über Klimaschutz, und sollten entscheiden, ob sie eine Mail an ein Parlamentsmitglied schicken wollten. Anschließend sollten sie diese Mail auch tatsächlich absenden. Das Ergebnis: Wer eine negative Nachricht gelesen hatte, schickte die Mail signifikant seltener ab. In diesem Fall wirkten positive Botschaften also motivierender. Die Autor*innen merken allerdings an, dass das auch mit einer Krisenmüdigkeit zu tun haben könnte, die die Coronapandemie möglicherweise ausgelöst hat.

📚 Mikroplastik ist ein komplexes Umweltthema, das immer wieder in den Sozialwissenschaften aufgegriffen wird. Anne Gammelgaard Ballantyne und Jean-Paul de Cros Péronard von der Universität Aarhus haben in einer Literaturübersicht untersucht, wie die Medien- und Kommunikationswissenschaft einen sinnvollen Beitrag zum Diskurs leisten kann. Ihrer Analyse zufolge sind viele bisherige Untersuchungen explorativ und beschäftigen sich mit dem Framing sowie der öffentlichen Wahrnehmung von Mikroplastik. Einige Studien bilden zudem ein tendenziell naives Verständnis von Kommunikation ab. Drittens empfehlen die Autor*innen, stärker interdisziplinäre Forschung zu Mikroplastik in den Medien zu betreiben. Sie fordern, die Forschung systematischer anzugehen als bisher, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden.

Von Praktikum bis Professur

🔉 Die FernUniversität in Hagen sucht ein*e Wissenschaftskommunikator*in zur Verstärkung des Teams am Forschungszentrum CATALPA – Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics. Bewerbungsschluss ist der 19. Januar. 

🔉 Im Projekt Transfer und Vermittlung von Wissen für umweltbewusste Jugendliche an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover ist eine Stelle als  wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar. 

🔉 Für die Synthese- und Kommunikationsplattform SynCom sucht das Berliner Büro des Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum eine wissenschaftliche oder studentische Hilfskraft. Bewerbungsschluss ist der 15. Januar. 

🔉 Zum nächstmöglichen Zeitpunkt sucht das Projekt Impact Unit – Wirkung und Evaluation in der Wissenschaftskommunikation* eine*n Studierende*n.

🔉 Im Projekt Citizen Science zum Forschen im naturwissenschaftlichen Unterricht an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover ist eine Stelle als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar. 

🔉 Für das Projekt „CosmoFit – Dein Start in die Weltraumforschung“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 sucht die Bielefeld Marketing GmbH Wissenswerkstadt eine Projektleitung in Teilzeit. Bewerbungsschluss ist der 22. Januar. 

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

📆 Eine Erinnerung an Wissenschafts- und Datenjournalist*innen: Der Bewerbungszeitraum für den WPK-Innovationsfonds ist noch bis zum 13. Januar geöffnet. Es stehen eine experimentelle und eine langfristige Förderlinie zur Auswahl. Weitere Informationen zu den Bewerbungsrichtlinien gibt es online.

📆 Auch der KlarText Preis für Wissenschaftskommunikation hat erneut eine Ausschreibung veröffentlicht. Junge Forschende, die kürzlich ihre Promotion abgeschlossen haben, können sich bis zum 28. Februar 2023 bewerben. Weitere Informationen zur Bewerbung gibt es auf der Website zum Nachlesen

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltungen und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.

*Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Wissenschaft im Dialog (WiD) sind die drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.