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Im Profil: Laura Zimmermann

Vom naturwissenschaftlichen Studium über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Forschungsinstitut zur Kommunikationsberatung im Gesundheitsbereich. Im Jobprofil erzählt Laura Zimmermann von ihrem Weg in die Wissenschaftskommunikation und dem kürzlichen Wechsel in die Privatwirtschaft.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Mein Weg in die Kommunikation ergab sich durch glückliche Zufälle am Ende eines naturwissenschaftlichen Studiums. Für die Wissenschaft an sich begeisterte ich mich schon seit meiner Kindheit: Ich wollte unseren Körper und unsere Umwelt – im Kleinen wie im Großen – besser verstehen. Daher studierte ich im Bachelor Biologie und nutze die Chance, mich im Master auf die Krankheit Krebs zu konzentrieren. Am Deutschen Krebsforschungszentrum (dkfz) befand ich mich dabei in einem Umfeld mit regem wissenschaftlichem Austausch und besuchte aus Neugier unzählige zusätzliche Vorträge. Mir wurde immer klarer, dass ich am Wissenserwerb und Teilen dieser Erkenntnisse – sei es im Freundeskreis oder in den Laborgruppen – viel mehr Spaß hatte, als an eigener Forschungsarbeit. Als ich dann bei einem dkfz Career Day erfuhr, welche Jobchancen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Verlagen, im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit haben, hatte ich das Gefühl, endlich zu wissen, wohin meine Reise gehen soll.

Meinen Einstieg schaffte ich über Praktika, erst in der Pressestelle des dkfz, danach in der Kommunikationsabteilung des medizinischen Fachverlags Springer. Dankbar bin ich dabei meinen jeweiligen Mentorinnen, die mich in die Grundlagen guter Texte und die Organisation verschiedenster kommunikativer Formate einführten. Bei meinem ersten Job als Pressereferentin am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg konnte ich dann zeigen, dass ich Pressearbeit, Website und Veranstaltungen – sowohl alleine als auch im Team – managen kann. Gerne hätte ich das Institut weiter unterstütz, musste mir aufgrund meiner Befristung als Elternzeitvertretung jedoch eine neue Herausforderung suchen. So entdeckte ich eine Agentur als neuen Arbeitgeber und arbeite seitdem bei der komm.passion GmbH in Hamburg in der Kommunikationsberatung im Gesundheitsbereich.

Zusammengefasst kann ich nur jedem empfehlen: Seid offen für neue Wege und ergreift eure Karrierechancen.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Jeden Tag freue ich mich auf den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen und mit unseren Kundinnen und Kunden. Sich dabei immer wieder auf neue Themen und Menschen einzustellen, ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme. Ermöglicht wird dies durch unsere komplett laterale Arbeitsorganisation. Wir haben keine festen Teamstrukturen, sondern arbeiten in agilen Projektteams. Es gibt immer einen „Project Owner“, der die Verantwortung für einen bestimmten Kundenbereich trägt, und einen erfahrenen „Supervisor“, der beratend zur Seite steht. Die restlichen Mitarbeitenden auf einem Projekt können von Tag zu Tag variieren, je nach Projektbedarf und freien Arbeitskapazitäten. Die Kapazitäten aller Beschäftigten – von Praktikantinnen und Praktikanten bis zur Geschäftsführung – werden dabei am Ende einer Woche für die kommende Woche von den Project Ownern gebucht und Überbuchungen werden in Rücksprache mit den Betroffenen aufgelöst.

Meist ist man gleichzeitig Ansprechpartner für eine Kundin oder einen Kunden und treibt Projekte voran, während man für andere Project Owner auf Zuruf recherchiert, textet, Medien kontaktiert, Filmdrehs oder Events organisiert. So gehörte es bisher zum Beispiel zu meinen Aufgaben, die Sonderproduktionen eines Unternehmensbereichs zu koordinieren, Medienbeobachtungen durchzuführen und auszuwerten, aber auch Recherche und Strategien bei der Neukunden-Akquise zu unterstützen. Dazu muss ich mich schnell in neue Themen einarbeiten, Probleme erkennen und lösen, kreativ denken sowie intern im Team und nach außen mit Kunden kommunizieren können. Routinen und Herausforderungen wechseln sich ab, es gilt von den Erfahrungen von komm.passion zu lernen, eigenes Wissen einzubringen und Ideen weiterzuentwickeln.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Es gibt bereits viele Formate, wie man Wissenschaft kommunizieren kann, und es werden fortlaufend weitere entwickelt. Daher halte ich es für immer wichtiger, Kommunikationsmaßnahmen gezielt zu planen und rückwirkend über entsprechende Tools auszuwerten. Dafür muss man seine Zielgruppen kennen und Kommunikationsziele festlegen. Die Wissenschaftskommunikation kann in diesem Hinblick also gerne noch strategischer werden.

Von den Stakeholdern in Wissenschaft und Politik wünsche ich mir, dass sie neuen Kommunikationsformaten offener gegenüberstehen. Sie sollten nicht nur erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Expertinnen und Experten an die Medien verkaufen wollen, sondern auch jungen Forschenden die Chance geben, über deren Forschung zu kommunizieren. Motivierte, junge Forschende stehen viel eher auf Augenhöhe mit bestimmten Zielgruppen, sodass es leichter zu einem echten Dialog kommen kann. Wenn Kommunikation zudem Teil der wissenschaftlichen Ausbildung würde, hätten Forschende dabei auch weniger Ängste und Stakeholdern würde das Vertrauen leichter fallen.

Von den Medien wünsche ich mir, dass sie sich ihrer Rolle als kritische Beobachtende bewusst sind und bei ihren Darstellungen Erkenntnisse aus der Psychologie und verwandten Disziplinen berücksichtigen. Wissen um „False Balance“, „Framing“, et cetera sollten guten Journalismus ausmachen. Daher wünsche ich mir, dass der Wissenschaftsjournalismus und Angebote wie das Science Media Center auch in Zukunft Bestand haben und wertgeschätzt werden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchte ich ermutigen, viel mehr öffentlich für die Wissenschaft einzutreten. Sei es für mehr Wissenschaft in der Politik oder um der Bevölkerung wissenschaftliche Denkweisen nahezubringen. Unsere Zukunft sollte nicht auf Glaubensfragen und Wirtschaftsdenken beruhen, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wir haben nur eine Erde und müssen endlich anfangen, unser Wissen zu nutzen, um diese nicht nur auszubeuten, sondern auch für künftige Generationen zu bewahren.

Bonusfrage: Inwieweit spielt Wissenschaftskommunikation in diesem Feld der Kommunikation eine Rolle?

Bei uns in der Agentur befasse ich mich mit verschiedenen Arten der Wissenskommunikation. Hauptsächlich betreue ich Projekte für Fachzielgruppen, das heißt Ärztinnen und Ärzte oder Apothekerinnen und Apotheker. Dabei muss ich selbst sehr wissenschaftlich arbeiten: Ich muss mich mit klinischen Studien auskennen, Aussagen durch Quellen belegen und darf konkurrierende Produkte und Unternehmen nicht diskriminieren. Um dabei auf dem neusten Stand zu bleiben, lese ich Fachzeitschriften, informiere mich über Fachkongresse und im Kollegium tauschen wir uns regelmäßig darüber aus.

Für die Patientenkommunikation dagegen gilt das Heilmittelwerbegesetz und ich muss andere Wege finden, um Kernbotschaften für ein Produkt zu entwickeln und zu platzieren. Meist geht dabei eine Recherche voraus, was das Kernproblem der Zielgruppe ist und wie wir dieses emotional ansprechen können. Eine Rolle spielen dabei der Wissensstand der Zielgruppe und die Aufbereitung von Wissen im jeweils passenden inhaltlichen Tiefgang.

Daneben ist unsere Agentur auch in der Krisen- und ich der Change-Kommunikation tätig. Dabei geht es noch mehr darum, psychologisches Wissen zu vermitteln und anzuwenden. Beispielsweise welche Wissenslücken müssen geklärt werden, welche Missverständnisse können auftreten und wie lässt sich Kommunikation steuern? Damit können wir wissenschaftliche Institutionen, Unternehmen oder Initiativen beratend unterstützen.

 


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Laura Zimmermann hat in Göttingen und Heidelberg Biologie und Molecular Biosciences studiert. Nach mehreren Stationen im Kommunikationsbereich war sie seit Anfang 2016 als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin tätig. 2018 wechselte sie in die Kommunikationsberatung im Gesundheitsbereich bei der Agentur komm.passion.