Foto: GEOMAR

Im Profil: Jan Steffen

Ein Zettel am Schwarzen Brett brachte Jan Steffen zur Wissenschaftskommunikation. Warum das Meer einfach nie langweilig wird und was sein Job in der Pressestelle des GEOMAR so alles zu bieten hat, erzählt er im Jobprofil.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ein Wunsch und zur richtigen Zeit das nötige Quäntchen Glück. Ich habe Mittlere und Neuere Geschichte studiert – nicht mit Blick auf einen speziellen Job, sondern weil mich das Fach interessierte. Natürlich machte ich mir als Geisteswissenschaftler auch Gedanken über die berufliche Zukunft. Taxi fahren? In der Wissenschaft bleiben? Irgendwas mit Medien? Ich konnte mir schon während des Studiums vorstellen, über Wissenschaft zu schreiben. Wahrscheinlich lag mir das sogar näher als wissenschaftlich zu schreiben. Eine so breit aufgestellte Wissenschaftskommunikation wie heute gab es Mitte der 1990er-Jahre aber noch nicht.

Einer dieser damals typischen Abreißzettel am Schwarzen Brett des Historischen Seminars in Kiel half mir bei der Weichenstellung: Die Eckernförder Zeitung suchte freie Mitarbeiter. Ich bewarb mich ohne viele Vorkenntnisse und durfte tatsächlich loslegen. Schreiben kann doch schließlich jeder … oder nicht? Die damals für mich zuständige Redakteurin hat mich schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Aber ich habe bei ihr innerhalb kurzer Zeit sehr viel gelernt.

Nach dem Studium folgte ein Volontariat beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag und mehrere Jahre als „fester Freier“. So langsam nähern wir uns der Wissenschaftskommunikation. Denn ausgerechnet zum richtigen Zeitpunkt – bei mir standen wieder Entscheidungen über den weiteren beruflichen Weg an – sucht das GEOMAR in Kiel jemanden für die Pressestelle. Einen Bezug zum Meer hatte ich als Nordlicht schon immer, Meeresforschung hat mich auch vorher interessiert, also habe ich mich beworben. Das war vor ziemlich genau zehn Jahren. Seitdem bin am GEOMAR (mit) zuständig für Pressemitteilungen, Presseanfragen, die obersten Ebenen unserer Webseite, unsere Kanäle auf Facebook, Twitter und Instagram und ich schreibe für unser Magazin.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Wenn man auf das große Ganze blickt, dann ist das Wieder-Erstarken des Populismus natürlich eine immense Herausforderung. Man kennt das aus alten Geschichten. Erhält ein Tyrann die Botschaft, dass seine Herrschaft infrage gestellt wird, lässt er zunächst den Boten erschlagen. Die Wissenschaft nimmt heute die Rolle des Boten ein, der unserer Gesellschaft mitteilt, dass ihre gewohnte Lebensweise negative Auswirkungen auf uns und den Planeten hat. Anstatt an den Ursachen etwas zu ändern, scheint es für einige Menschen einfacher zu sein, auf den Boten einzuprügeln – zumindest verbal. Hilft uns das weiter? Natürlich nicht. Aber es ist auf kurze Sicht bequemer. Gegen diese Bequemlichkeit, die auf lange Sicht gefährlich ist, müssen wir angehen.

Im Alltag empfinde ich aber auch Zeitnot als ganz praktische Herausforderung. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Kanäle und Formate, die zur Verfügung stehen und die man bedienen möchte oder muss, deutlich gestiegen. Gleichzeitig scheint die Phase, in der Kommunikationsabteilungen an wissenschaftlichen Einrichtungen immer weiter ausgebaut wurden, zu Ende zu gehen. Das bedeutet: Mehr Kommunikationswege bei gleichbleibenden Teamgrößen.

Auf der anderen Seite steht die Arbeit in einer geistig anregenden Umgebung. Ich muss mich ständig in neue Themen einarbeiten und lerne jeden Tag etwas dazu, kann mir jeden Tag neue spannende Zusammenhänge auf unserem Planeten erklären lassen. Das ist doch toll.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Als jemand, der früher selbst als Journalist gearbeitet hat, wünsche ich mir einen gut aufgestellten Wissenschaftsjournalismus als Partner und Korrektiv. Natürlich macht es Sinn, dass wissenschaftliche Einrichtungen direkt mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Wir müssen Bürgerinnen oder Bürgern, die sich über die Tätigkeit des GEOMAR informieren wollen, ein entsprechendes Angebot machen. Dabei halten wir uns hoffentlich immer an die Leitlinien guter Wissenschafts-PR. Aber als Kommunikationsabteilung berichten wir aus der Sicht der Einrichtung, für die wir arbeiten. Wie stellen Forscherinnen und Forscher unserer Einrichtung vor, Projekte, die bei uns laufen. Um die große Menge an Informationen, die aus der gesamten Wissenschaft kommt, einzuordnen, um sie zu bewerten, zusammenzubringen und auch kritisch zu hinterfragen, bedarf es möglichst vieler unabhängiger Medien und entsprechend geschulter Journalisten. Das ist wie in der Wissenschaft. Erkenntnis-Fortschritt ergibt sich daraus, dass Wissenschaftler die Ergebnisse anderer Wissenschaftler kritisch hinterfragen.

Bonusfrage: Was ist Ihr Lieblingsthema in der Kommunikation?

Ich komme von der Küste und habe mich immer sehr für die maritime Welt interessiert. Deshalb mag ich besonders den Teil, wo bei uns Forschung auf Seefahrt trifft: Expeditionen, Arbeit auf See. Auf der einen Seite setzen die Forscherinnen und Forscher äußerst präzise Messtechnik und extrem empfindliche Sensoren ein, um Prozesse auf den nassen 70 Prozent der Erdoberfläche zu verstehen. Andererseits müssen die Geräte in der Tiefsee enormen Druck aushalten oder an der Wasseroberfläche Strömungen und Wellen trotzen. Ein Sturm kann den Zeitplan einer Expedition komplett durcheinanderbringen. Die Natur ist mächtig. Das zeigt sich gerade auf dem Ozean immer wieder. Darüber zu berichten, finde ich sehr spannend.