Foto: Julian Schulz

Im Profil: Anna Fuchs

Wie teilt man Tabletten richtig? Und was genau ist eigentlich ein Rezept? Apothekerin Anna Fuchs illustriert auf ihrem Instagram-Kanal @apothekenherz rund um die Themen Apotheke und Gesundheit. In ihrem Jobprofil berichtet sie, wie sie auf die Idee kam und warum die Darstellung von wissenschaftlichen Comics auf Instagram so gut funktioniert.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Tatsächlich war es eher ein Karrierekarussell. Ich wusste schon vor dem Pharmaziestudium, dass ich „etwas Kreatives“ machen möchte. Durch die Biologin und Comiczeichnerin Véro Mischitz, welche hier ja auch schon vorgestellt wurde, habe ich erkannt, dass es durchaus möglich ist, sein naturwissenschaftliches Interesse mit der Illustration zu verbinden und so komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen.

Dazu kam durch die langjährige Arbeit in der Apotheke irgendwann die Einsicht, dass dort vieles nicht klar kommuniziert wird oder werden kann.

Da war irgendwann der Moment erreicht, in dem ich sowohl „die Blackbox Apotheke“ – wie Freunde es mir widerspiegelten – als auch generell gesundheitliche Themen mit meinem naturwissenschaftlichen Hintergrund, auf einfache und auch unterhaltsame Weise, zugänglicher machen wollte.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Die größten Herausforderungen sind vor allem die vielen Hüte, die man auf hat. Man ist seine eigene Rechercheabteilung, Buchhaltung, PR-Agentur, Animateurin und auch Zeichnerin. Hinzu kommt die Unsicherheit, die eine selbstständige Tätigkeit mit sich bringt. Trotzdem ist es sehr lohnenswert, weil man anderen helfen kann. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir jedes Mal das Herz aufgeht, wenn ich Nachrichten bekomme, dass meine Darstellungen und Erklärungen geholfen oder sogar zum Lernen motiviert haben. Und natürlich ist es auch ein sehr schönes Gefühl, wenn man am Ende zufriedene Kunden hat. Das ist etwas, das einem zeigt, dass es sich lohnt, auch die Herausforderungen in Kauf zu nehmen.

Warum eignet sich die Darstellung ihrer Inhalte in Form von Comics auf Instagram?

Comics sind einfach ein großartiges Mittel, um Wissen zu vermitteln.Tatsächlich ging schon das Thema meiner Kunstfacharbeit damals im Gymnasium darüber. Wir wachsen in der Regel in irgendeiner Form mit Comics auf und haben meist unbewusst oder bewusst eine positive Assoziation dazu. Dadurch ist es leicht, einen „Funken“ überspringen zu lassen und zudem hat man die Möglichkeit, komplexe Dinge auf einer anderen Ebene darzustellen. So kann zum Beispiel ein Farbstoffpartikel einfach nur ein runder farbiger Kreis sein oder eben eine runde Figur, mit Malerhut und Pinsel in der Hand. Solche Personifizierungen erlauben es einen ganz anderen Zugang zu Themen aufzubauen. Zusätzlich ermöglicht die Verknüpfung von Text und Bild, sich Dinge leichter zu merken und zu verinnerlichen.Auf persönlicher Ebene ist die Comicdarstellung auf Instagram eine Möglichkeit, prägnante und einfache Bilder für die Beratung zu finden und Sachverhalte leicht verständlich zu kommunizieren. Die Plattform finde ich außerdem spannend, um die Inhalte kurz und knapp auf den Punkt zu bringen. Zusätzlich können sie geteilt werden und somit wird ein noch größeres Publikum erreicht. Das Beste ist, dass sich über den Austausch in den Kommentaren oder privaten Nachrichten für mich noch viel besser nachvollziehen und verstehen lässt, wo zum Beispiel der Wunsch besteht, tiefer in Wissen einzutauchen. Es kommen auch Anfragen von Kollegen, bestimmte Themen darzustellen und öffentlich zugänglich zu machen, über die sie in ihrem Arbeitsalltag immer wieder stolpern. Sie wünschen sich eine schöne Erklärung, um diese dann wiederum mit ihren Followern teilen zu können.

Beispiel-Post: „Wie Tabletten entstehen“, Bild: Anna Fuchs

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation wünsche ich mir, dass keine Grenzen bestehen und ein offener Dialog entstehen kann. Dass es zum Beispiel in der Schule oder an der Uni nicht heißt „Ach, das ist so kompliziert, das werdet ihr eh nicht verstehen, aber ich soll es laut Lehrplan beibringen“. Sondern, dass Wissenschaft mit einfachen Worten, Spaß und Freude vermittelt wird. Und es auch ok ist, „einfache“ Worte in der Kommunikation zu verwenden. Korrekte Bezeichnungen und Fachbegriffe sind natürlich auf wissenschaftlicher Ebene relevant. Für meine Oma ist es jedoch nur wichtig zu wissen, warum sie ihre “Wassertabletten“ bekommt und dass sie diese morgens einnehmen sollte, damit sie nicht die ganze Nacht auf den Topf muss. Sie muss also nicht über Hydrochlorothiazid hören, die in den Tabletten enthalten sind, sondern nur verstehen, was die Tabletten bewirken, nämlich, dass sie mehr Urin ausscheidet.

Im Grunde wünsche ich mir, dass Wissenschaft leicht zugänglich für alle ist, komplexe Sachverhalte mit passenden Bildern einfach vermittelt werden und vor allem auch gezeigt wird, dass Wissenschaft sehr viel Spaß machen kann!


Anna Fuchs, Foto: Julian Schulz

Anna Fuchs lebt und arbeitet in München. Nach dem Studium der Pharmazie und mehreren Jahren als Apothekerin in der öffentlichen Apotheke hat sie ihr Herz zur Wissenschaftskommunikation geführt. Sie illustriert unter anderem für Verlage und Universitäten mit dem Ziel komplexe Themen aufzulockern und leicht verständlich darzustellen. Ihr persönliches Herzensprojekt verfolgt sie auf ihrem Instagram-Kanal @apothekenherz, auf dem sie Apothekenthemen leicht zugänglich machen möchte.