Erfolgreich argumentieren – fünf grundlegende Tipps (I)

Es ist Teil erfolgreicher Wissenschaftskommunikation, Auffassungen glaubwürdig und überzeugend zu vertreten. Das hat eine lange Tradition. Schon bei den alten Griechen stand die hohe Kunst der Argumentation hoch im Kurs. Und womöglich ist dieser Aspekt heute aktueller denn je. Fünf Tipps, worauf es beim Argumentieren besonders ankommt.

Diese folgenden fünf Anregungen1 können Ihnen helfen, die eigene Überzeugungskraft noch etwas zu verstärken. Schließlich möchten wir ja, dass unsere Argumente bei einem Vortrag, in einer Diskussion oder in einer Streitschrift auf fruchtbaren Boden fallen.

1) Behalten Sie immer Ihr Ziel im Hinterkopf. Überlegen Sie vorher, was am Ende für Sie stehen soll und wo Sie gegebenenfalls Abstriche machen können. Lassen Sie sich nicht vom Thema abbringen. Betreiben Sie so etwas wie „Agenda Setting“ in eigener Sache – es ist Ihr Thema, das genau jetzt sehr bedeutsam ist. Ignorieren Sie folglich so lange wie möglich persönliche Angriffe oder Provokationen. Lassen Sie Unterbrechungen und Gegenfragen erst dann zu, wenn Sie ihren Grundgedanken zu Ende geführt haben.

2) Um besser zwischen arglosen Nachfragen und störenden Einwürfen unterscheiden zu können, eignet sich das Paraphrasieren: Vermeiden Sie also von vornherein Missverständnisse, indem Sie eine Anmerkung in eigenen Worten wiederholen („Habe ich Sie richtig verstanden, dass…“). Unpassende Anmerkungen, schiefe Vergleiche und irreführende Beispiele entlarven Sie als solche. Das darf emotional sein („Mich ärgert, dass hier ein falsches Bild entsteht…“), aber verzichten Sie auf aggressive Untertöne („Sie zeichnen hier ständig wider besseres Wissen ein völlig falsches Bild…“).

3) Wer über Diskussionen, Argumente und Rhetorik redet, kommt an dem griechischen Philosophen und Naturforscher Aristoteles nicht vorbei. Im antiken Griechenland galt es als eine hoch angesehene Fertigkeit, überzeugend zu formulieren. Interessant ist dabei, dass es dabei nicht allein um die reine Qualität der Argumente geht, um den „Logos“. Denn Überzeugungskraft ist mehr. Hinzu kommt zum einen der Faktor „Pathos“. Er umschreibt emotionale Anteile wie Begeisterung und Sympathie. Versuchen sie das Publikum für sich einzunehmen. Der vielleicht bedeutsamste Faktor ist der „Ethos“. Ethos beschreibt die innere Haltung, die Glaubwürdigkeit, die Authentizität. Vermitteln Sie, dass Sie auch leben, was sie sagen – und daher Vertrauen verdienen.

4) Gelegentlich werden Sie hören, es sei sinnvoll, die Argumente wie folgt anzuordnen: Zweistärkstes Argument, schwächeres Argument, und dann – krawumm – der Hammer, Ihr stärkstes Argument.

Doch solch eine Reihenfolge setzt beispielsweise voraus, dass Sie in einer Diskussionsrunde auch tatsächlich ausreden können. Eine brauchbare Alternative folgt dem Motto „first things first“. Beginnen Sie mit einem ausgezeichneten, gut nachvollziehbaren Argument, lassen Sie gerne noch ein weiteres folgen – und entkräften Sie dann ungefragt das mutmaßlich stärkste Gegenargument.

5) Seien Sie zurückhaltend beim Umgang mit Ironie: Es wird gerade in aufgeregteren Situationen immer eine Minderheit geben, die eine noch so offenkundig ironische Anmerkung nicht als solche versteht. Beim Bemühen, dies aufzuklären, werden Sie im ungünstigsten Fall als arrogant und überheblich wahrgenommen. Ironie birgt nämlich eine große Gefahr: Der Übergang zum Zynismus ist fließend. Und Zynismus ist pures Gift für einen einigermaßen ungezwungenen, unbeschwerten Meinungsaustausch.

Fünf weiterführende Anregungen zum erfolgreichen Argumentieren sind als Tipps 2 veröffentlicht. Sie widmen sich insbesondere den Themen Persönichkeit und Denkfallen.