Foto: Jed Owen

Die Landwirtschaft der Zukunft mitgestalten

Wie sehen nachhaltige Agrarsysteme eigentlich aus? Ist unser Ernährungsverhalten klimafreundlich? Was leisten Drohnen und Roboter zukünftig auf unseren Feldern? Die Plattform „querFELDein“ bündelt Fakten, News und Ideen rund um die Landwirtschaft der Zukunft und lädt zum Informieren und Diskutieren ein. Eine Projektvorstellung.


Zwei Dürrejahre in Folge, die Einrichtung der Zukunftskommission Landwirtschaft, verschiedene Volksbegehren und -initiativen zum Insektenschutz in mehreren Bundesländern, die Gründungen von zivilgesellschaftlichen Protestbewegungen wie „Fridays for Future“ auf der einen und „Land Schafft Bewegung“ auf der anderen Seite des Meinungsspektrums: Die Landwirtschaft in Deutschland steht vor einem Paradigmenwechsel.

Gleichzeitig lässt sich eine voranschreitende Entfremdung zwischen landwirtschaftlichen Produzenten und Konsumenten erkennen. Letzteren werden Nachhaltigkeitsthemen immer wichtiger. Sie fordern zunehmend Transparenz in der Lebensmittel­produktion ein. Auf der anderen Seite fühlen sich viele Landwirt*innen „an den gesellschaftlichen Pranger gestellt“ und zum Teil ausgegrenzt. Einige haben den Eindruck, pauschal für Umweltprobleme, wie die Verschmutzung des Grundwassers, für steigende Lebensmittelpreise und das Verschwinden von Insekten, Vögeln und Reptilien, verantwortlich gemacht zu werden. Immer weniger junge Menschen wählen Berufe im Landwirtschaftskontext, auch aus Angst vor gesellschaftlichen Vorurteilen und ökonomischen Risiken.

Das Forschungsthema Landwirtschaft ist hochkomplex und fragmentiert

Agrarwissenschaften und -ökonomie, Technik- und Innovationsforschung, Umweltwissenschaften, Biologie, Soziologie, Klimaforschung und Ernährungsforschung sind nur einige Teilbereiche, die hier relevant sind. Wissen und Handlungsempfehlungen für die Praxis werden aufgrund dieser Komplexität und der Vielfalt an Forschungseinrichtungen, die zu diesen Themen arbeiten, bisher ungenügend vernetzt, gebündelt und bereitgestellt. Zusammenhänge werden nur ungenügend erklärt. Die Sprache ist komplex, der „Sprung“ der Forschungserkenntnisse auf die Felder der Landwirt*innen und auf die Teller der Konsument*innen ist oft zu weit. Es stehen zu wenige geeignete Dialog- und Austauschformate zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft zur Verfügung, die helfen, auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vermitteln und Argumente der jeweiligen „Gegenseite“ nachzuvollziehen. Dies möchte das Leibniz-Zentrum für
Agrar­­landschafts­­forschung (ZALF) e. V. als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft mit dem Schwerpunkt Agrarlandschaftsforschung gemeinsam mit Partner*innen des querFELDein-Netzwerkes ändern und dazu beitragen, zu einem konstruktiven, lösungsorientierten Dialog zurückzufinden, der ein wissenschaftliches Erkenntnisfundament zum Thema Landwirtschaft als Ausgangsbasis hat.

Welchen Zweck erfüllt querFELDein?

Gebündeltes Wissen ist das Fundament für einen konstruktiven, lösungsorientierten Dialog und unerlässlich, um eine gesamtgesellschaftliche Diskussion zum Thema Landwirtschaft der Zukunft anzustoßen.

Die Online-Wissensthek quer-feld-ein.blog bündelt Fakten, News und Ideen rund um die Landwirtschaft der Zukunft. Sie bringt dabei Perspektiven aus Forschung, Praxis und Gesellschaft zusammen und lädt zusätzlich zum Dialog ein.

„Wissen finden“ auf dem querFELDein-Blog.

Die Seite richtet sich an Zielgruppen aus der Praxis und der Politik, dazu gehören die Bereiche Landwirtschaft, Klimawandel, Ernährung, Natur-, Tier- und Umweltschutz, Ländliche Räume, Landinnovationen sowie nachhaltige Landnutzung. querFELDein möchte aber auch Wissenschaftsjournalist*innen, Wissenschaftler*innen und Verbraucher*innen ansprechen.

Interessierten gesellschaftlichen Akteur*innen steht zudem ein Kommunikationskanal zurück in die Wissenschaft offen. Anhand einer Kommentarfunktion auf der Wissensthek sowie auf den zughörigen Social-Media-Kanälen (Twitter, Facebook, Youtube, Instagram) können Fragen gestellt oder Kommentare geschrieben werden. Das Redaktionsteam stimmt die Antworten mit den Wissenschaftlern*innen hinter den Texten ab und stellt diese auf den Kanälen bereit. Dem Wissenstransfer der beteiligten Einrichtungen werden so gesellschaftliche Impulse, Anregungen und Bedarfe aufgezeigt, die zurück in die Forschungsbereiche fließen können.

Mit den zugehörigen Social-Media-Kanälen ist querFELDein damit zum einen selbst dialogisches Transferinstrument im Sinne des erweiterten Transferbegriffs und zum anderen eine professionalisierte Kommunikationsmaßnahme, die die Sichtbarkeit verschiedener Transferaktivitäten des ZALF und aller beteiligten Akteur*innen erhöht. Das Medium bietet Synergieeffekte, indem bereits in den Einrichtungen erstellte Transferformate (Videos, Podcasts, Beiträge, Zeitungsartikel, Policy Papers usw.) einer größeren Zielgruppe und unter einer einheitlichen Marke mit Wiedererkennungswert zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig bündeln die beteiligten Forschungseinrichtungen ihre transferrelevanten Aktivitäten. Das Vorhaben verstärkt nicht zuletzt auch deren Vernetzung untereinander und führt zu einer besseren Abstimmung von Zielgruppen und Themen, getreu dem Motto des querFELDein-Netzwerkes: gemeinsam zu mehr Sichtbarkeit, Impact und Relevanz.

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Weitere querFELDein-Formate

Das ZALF bearbeitet zudem aktuell im Rahmen des querFELDein-Netzwerkes mit dem Projekt querFELDeinFUNK ein separates vom Brandenburger Wissenschaftsministerium gefördertes Drittmittelprojekt zur Erstellung und Implementierung von Wissenschafts-Podcasts für die breite Öffentlichkeit. So entsteht in Kooperation mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) gerade ein eigenes Format. Gleichzeitig werden die Beiträge der querFELDein-Wissensthek sukzessive vertont und damit auch unter den Aspekten der Barrierefreiheit weiteren Zielgruppen zugänglich gemacht. Auch ein eigener Podcast des Netzwerks ist in Produktion. Die ersten Folgen sind „im Kasten“ und mit der Veröffentlichung über die üblichen Kanäle (iTunes bzw. Apple Music, Spotify) soll noch im Februar begonnen werden.

Neben querFELDein zum Lesen, zum Hören und über die zahlreichen Videoformate auch zum Sehen, zielt das Netzwerk auf den Aufbau einer eigenen Veranstaltungsmarke ab.

Podiumsdiskussion der Veranstaltung querFELDeinTALKS Foto:

Zudem sollen die landwirtschaftlichen Akteur*innen eng in das begleitende neue Eventformat querFELDeinTALKS eingebunden werden, welches im Oktober 2019 seine Premiere feierte: Unter dem Titel „Dürre Aussichten? Landwirtschaft im Klimawandel“ fand am 16. Oktober 2019 eine interaktive Podiumsdiskussion im Haus der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin statt. Auf dem Podium diskutierten Vertreter*innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik gemeinsam Vorschläge für eine klimarobustere Landwirtschaft der Zukunft. In acht kurzen Impulsvorträgen stellten Expert*innen sowie Vertreter*innen von „Fridays for Future“ zudem konkrete Lösungsansätze aus ihren wissenschaftlichen Disziplinen bzw. ihren zivilgesellschaftlichen Perspektiven vor: Digitalisierung und neue Technologien, Ernährung, Klima-, Agrarlandschafts- und Nachhaltigkeitsforschung, Biodiversität, Agrarpolitik und Empowerment. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten dieses Eventformat in 2020 nicht weiter durchgeführt werden, doch im Jahr 2021 sind virtuelle Fortsetzungen geplant.

Welche Erfahrungen wurden bisher in dem Projekt gemacht?

Ende November 2019 fiel der Online-Startschuss für die regionale Plattform in Berlin-Brandenburg. Die Auswertung von Google Analytics, die Anzahl der Newsletteranmeldungen und die Reichweite in den sozialen Medien lagen über den Erwartungen.

Was bewegt die Landwirtschaft von morgen?

Der Zuspruch zum Format erreichte das ZALF und seine querFELDein-Partner über verschiedene Kanäle sowohl aus der landwirtschaftlichen Praxis, dem Kreis der Leibniz-Gemeinschaft, dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und auch regionale Stakeholder*innen äußerten ihn. Ebenso das Interesse an einer Mitarbeit und/oder Vernetzung vieler wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Akteur*innen bekräftigt uns in der Überzeugung, dass die neue Dialogplattform querFELDein erfolgreich dazu beitragen kann, gesellschaftliche Konfliktlinien zu befrieden, den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik zum Thema Landwirtschaft zu intensivieren, das Image der Landwirtschaft zu verbessern und die Transformation zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zu begleiten.

Aktuell berichten acht Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen aus unterschiedlichen Disziplinen – vorerst der Region Berlin-Brandenburg – gemeinsam und allgemeinverständlich, teils mit journalistisch aufbereitetem Storytelling aus Ihrem Forschungsalltag. Dahinter steckt allerdings auch viel Arbeit. Da die Förderung Ende 2020 ausgelaufen ist, sucht querFELDein aktuell nach einer Anschlussfinanzierung. Auch, um das Netzwerk endlich deutschlandweit ausbauen zu können – die Warteliste der Interessent*innen wird immer länger.


Projektsteckbrief

Ziel: Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) strebte im Rahmen des Projektzeitraums von zwei Jahren den Auf- und Ausbau sowie die Etablierung eines Wissenschaftspraxis-Blogs zum Metathema „Landwirtschaft“ an. Der Blog dient als Plattform für den Wissenstransfer und Dialog mit gesellschaftlichen Akteur*innen. Die Plattform zielt darauf ab, für die breite Öffentlichkeit geeignete Medienformate der beteiligten Einrichtungen zu bündeln, bestehende Transferaktivitäten sichtbarer zu machen und damit nachhaltig zur Profilbildung der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg beizutragen. Der Blog soll sukzessive zu einer „Wissensthek“ anwachsen, die Fragestellungen, neueste Erkenntnisse, Expert*innenmeinungen und Zukunftsperspektiven rund um das Thema Landwirtschaft auf der Grundlage fundierter Forschung öffentlich wirksam aufbereitet, transportiert und zur Debatte stellt.

Budget: Das Projekt „Wissenschafts-Praxis-Blog querFELDein – Hier bloggt die Landwirtschaft der Zukunft“ wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg in dem Förderzeitraum vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2020 mit einer Gesamtsumme von 80.000 Euro gefördert.

Team: Das Projekt wurde initiiert vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. unter der Leitung von Hendrik Schneider (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ZALF), koordiniert von Tanja Kollersberger mit Unterstützung des ZALF-PR-Teams (Grafik/Design: Tom Baumeister; Volontärin, jetzt querFELDeinFUNK-Koordinatorin Julia Lidauer) und Markus Börner, der das Projekt zu Beginn mit ins Rollen brachte. Neben dem ZALF berichten derzeit das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB), das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und die Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) über ihre Forschungsergebnisse. Zusätzlich stellten das Magazin „Forschungsfelder“ sowie das Leibniz-Magazin und Bioökonomie.de Beiträge, die in Zusammenarbeit mit den querFELDein-Partner*innen entstanden, zur Verfügung. Das Netzwerk wächst stetig weiter.

Weiteres: Habt auch ihr Fragen rund um die Landwirtschaft von Morgen oder möchtet ihr in den Dialog mit den Forscher*innen treten, so besteht die Möglichkeit über quer-feld-ein.blog sowie auf den sozialen Medien (Twitter: @querFELDeinblog und Facebook: querFELDeinblog). Uns und unsere Redaktionspartner*innen erreicht ihr über folgende Übersicht.