Wissenschaftskommunikation braucht kein teures Equipment. Es gibt viele kostengünstige Möglichkeiten, um guten Content zu produzieren. Cora Schäfer gibt im Gastbeitrag einen Einblick, wie sich mit einfachen Mitteln professionelle Inhalte umsetzen lassen.
Warum gute Wissenschaftskommunikation kein Geld kosten muss
Wissenschaftskommunikation kann schnell zu einer versteckten Kostenfalle werden. Wer Inhalte per Video oder Audio vermitteln möchte und noch nicht über das passende Equipment verfügt, steht vor einer nicht unerheblichen Einstiegshürde. Mit Anschaffungen von Kamera, Mikro, Licht und weiterem Studio-Equipment landet man schnell im dreistelligen Bereich.
Doch es gibt viele Möglichkeiten auch mit kleinem Budget professionelle Inhalte zu produzieren.
Egal ob Video-Beiträge für Instagram, TikTok, oder YouTube oder ein packendes Audio-Feature, die erste Frage lautet oft: Was möchte ich erzählen, und wie? Und danach: Wo soll ich das produzieren?
Es wäre schade, wenn gute Ideen an fehlender Technik oder räumlichen Bedingungen scheitern. Dabei gibt es einige Orte, an denen kostengünstig und gelegentlich sogar mit professioneller Unterstützung hochwertiger Content erstellt werden kann.
Im Makerspace wird gemacht – günstig und kreativ
Im Makerspace wird gemacht, wie der Name schon verrät. Dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, was genau dort gemacht werden kann. Ein Makerspace ist ein offener, kreativitätsfördernder Arbeitsraum, in dem Menschen Zugang zu Werkzeugen, Technik, Maschinen und Know-how bekommen. Und das ist gerade für junge Forschende niederschwellig, zugänglich und kostengünstig. Die Idee dahinter ist das gemeinsame Lernen, Experimentieren oder Selbermachen.
Dabei werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt – von handwerklichen Fähigkeiten wie Nähen und Holzarbeit, über 3D-Druck bis hin zu Coding. Die Räumlichkeiten sind häufig in Schulen, Universitäten, Bibliotheken oder Coworking-Spaces angesiedelt. Also an den Orten, an denen viele Menschen zum Lernen und Arbeiten zusammenkommen. Makerspaces machen es möglich, eigene Ideen mit kleinem Budget und gemeinschaftlichem Support umzusetzen.
Es gibt auch Makerspaces, die sich auf Audio-, Video- oder Medienproduktion spezialisiert haben – oder bestimmte Elemente integrieren. Man findet sie unter den Begriffen “Media Lab”, “Creative Hub” oder “Open Studio”. Ziel ist es, eine offene Atmosphäre zu schaffen und den Austausch zwischen Wissenschaft, Medien und Technik zu fördern. Diese Räumlichkeiten sind beispielsweise mit einem akustisch gedämmten Tonstudio oder Video-Equipment ausgestattet. Teils finden sich dort sogar Schnitt-Tools auf leistungsstarken Rechnern und zahlungspflichtige Programmen wie Adobe Premiere Pro oder DaVinci Resolve.
Das Schöne ist, dass es diese Orte fast überall in Deutschland gibt. Es gibt allerdings noch weitere, die nicht auf dieser Karte angezeigt werden. Am besten stöbern Sie selbst einmal, welche Open Studios es in Ihrer Stadt zu entdecken gibt.
Das Digital Makerspace des Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT)* bietet am Zentrum für Mediales Lernen (ZML) für Studierende und KIT-Mitarbeitende einen digitalen Makerspace an. Dort gibt es mehrere professionell ausgestattete Produktionsstudios für Videos und Podcasts. Durch das zugehörige Beratungs- und Unterstützungsprogramm des ZML können gemeinsam Ideen und Konzepte umgesetzt werden.
Offene Kanäle – Offen für Ideen und Raum für Content
Neben Makerspaces gibt es in Deutschland eine wichtige, oft unterschätzte Institution im Rundfunksystem: die Bürger*innenmedien. Als sogenannte „dritte Säule“ ergänzen sie das System aus öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk und sichern damit den in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerten Anspruch auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit und unzensierten Zugang zu Informationen.
In Offenen Kanälen gestalten Bürger*innen das Radio- und TV-Programm selbst. Die Beiträge und Sendungen sind divers, frei, unzensiert und individuell. Bürger*innenmedien bieten Raum für gesellschaftlichen Diskurs, ermöglichen Teilhabe und bringen das kulturelle Leben vor Ort auf Bildschirme und Lautsprecher. Das Beste: Jede*r kann sich einbringen, Themen setzen und Aufmerksamkeit für eigene Herzensanliegen schaffen – dazu gehört natürlich auch die Wissenschaft. Offene Kanäle bieten neben der Sendezeit auch die nötige Infrastruktur: Moderne Produktionstechnik, Studios und Bildungsangebote stehen kostenlos oder gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung. So wird die Medienproduktion zum Werkzeug für Demokratie, Vielfalt und Sichtbarkeit vor Ort.
Offene Kanäle arbeiten nicht kommerziell und sind in lokalen Vereinen, Verbänden, Institutionen und Organisationen der Zivilgesellschaft eingebunden. Eine Übersichtskarte über Offene Kanäle gibt es beim Bundesverband Bürgermedien.
Weitere Optionen günstig zu produzieren
Viele Universitäten und Bibliotheken bieten ebenfalls Makerspaces an. Mediale Studiengänge bieten häufig einen kostenfreien Verleih für multimediales Equipment an, auch über den Studiengang hinaus. Manchmal muss man einen Kurs belegen, um mit dem Equipment hantieren zu lernen. Auch Bibliotheken verleihen gelegentlich mehr als nur Bücher. Vielleicht hat Ihre Bibliothek um die Ecke auch Produktionsmaterial im Angebot.
Die Idee zählt, nicht das Budget!
Sei es der Makerspace oder der Offenen Kanal in der Region, wer in die Wissenschaftskommunikation einsteigt, muss nicht zwangsläufig Profi-Equipment kaufen. Die vielen offenen Räume und Angebote zeigen, dass Medienproduktion für alle zugänglich sein kann. Mit einer guten Idee kann auch mit wenig Geld Wissenschafts-Content entstehen.
Dieser Beitrag erschien in einer früheren Version zuerst auf dem Fast Forward Science Blog.
* Das KIT ist einer von drei Trägern der Plattform Wissenschaftskommunikation.de.