Foto: Lucian Alexe

Science & Media Awards: Wisskomm im Rampenlicht

Das Silbersalz Festival geht in die dritte Runde – mit einer Neuerung: Dieses Jahr werden die Science & Media Awards für Medienproduktionen vergeben. Silbersalz-Leiterin und Direktorin des Documentary Campus Donata von Perfall erklärt, wie es dazu kam und was Wissenschaftsfilme so besonders macht.

Im dritten Jahr des Silbersalz Festivals wird nun erstmalig der Science & Media Award vergeben. Was war die Idee dahinter und wie kam es dazu?

Die Science & Media Awards wurden tatsächlich schon 2014 in den USA gemeinsam vom Jackson Hole Wildlife Film Festival und dem Sender WGBH Boston ins Leben gerufen. Im Rahmen des Science & Media Summit für Forschende und Medienschaffende aus aller Welt, wurden hier – mit der Unterstützung der National Science Foundation und der Rita Allen Foundation – neue Arbeiten, Ansätze und Ideen ausgetauscht. Nach drei erfolgreichen Auflagen haben wir uns jetzt mit Jackson WILD zusammengetan, um die Awards nach Europa zu bringen und ihre internationale Reichweite und Anerkennung zu erweitern. Wir möchten Wissenschaft über die unterschiedlichsten Medien einer breiten Öffentlichkeit in verschiedenen Ländern zugänglich machen.

Donata von Perfall leitet seit 2004 als Direktorin Documentary Campus und ist maßgeblich an der Entwicklung dieser international renommierten Weiterbildungsinstitution beteiligt. 2018 initiierte sie, gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung, das Silbersalz Science & Media Festival – eine internationale Festival-Plattform mit dem Ziel Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu bauen.

Wie soll das gelingen?

Wegen der Corona-Pandemie können wir nicht wie geplant eine Live-Preisverleihung umsetzen. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Show in den digitalen Raum zu verlegen und so im Oktober im Stream zur Verfügung zu stellen. Wir haben uns dafür ein unterhaltsames Show-Konzept überlegt, mit dem wir ein internationales Publikum erreichen wollen. Außerdem gibt es in diesem Jahr zwei Publikumspreise, die von einer Jugendjury und einer Publikumsjury vergeben werden. Bei den Filmen, die bei Silbersalz im Festivalprogramm laufen, finden im Anschluss an die Vorführungen Gespräche mit Publikum, Medienschaffenden und Forschenden statt, um einen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Wir wollen den ursprünglichen Filmpreis in Zukunft auch noch erweitern und Kategorien dazu holen, wie etwa herausragende Persönlichkeiten aus der Wissenschaft auszuzeichnen oder auch Awards für interaktive Formate – sprich: Alles, was Silbersalz als Festival-Plattform auch widerspiegelt. Unser Ziel ist es, die Science & Media Awards zu der weltweit prominentesten Auszeichnung im Bereich Wissenschaftskommunikation zu machen. Wir möchten Visionärinnen und Visionäre anerkennen und ehren, die am meisten dazu beigetragen haben, uns mit wissenschaftlichen Inhalten zu faszinieren und zu inspirieren; seien es Forschende, Medienschaffende, Innovatorinnen und Innovatoren oder  Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren.

In diesem Jahr stehen vor allem Filme im Fokus: Was macht Filme als Mittel zur Wissenschaftskommunikation besonders?

Audiovisuelle Medien im Allgemeinen sind eine großartige Wahl, um einfühlsame Geschichten zu erzählen, die ein großes Publikum erreichen können. Traditionell war das Fernsehen das Mittel zur Wahl, heute sind es vor allem digitale Kanäle und Plattformen. Erst durch das kreative Erzählen einer Geschichte ist das Publikum in der Lage, eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen. Indem man den Protagonisten im Film folgt, erfährt das Publikum etwas über ihr Leben, ihre Arbeit und Forschung sowie über die Auswirkungen, die ihre Arbeit auf die Geschichte hat.

Dieses Jahr gibt es sieben Kategorien, von den besten Dokumentarfilmen über beste Serien bis hin zu Programmen speziell für Jugendliche. Gibt es eine Kategorie, auf die du dich besonders freust?

„Erst durch das kreative Erzählen einer Geschichte ist das Publikum in der Lage, eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen.“ Donata von Perfall
Für mich sind Formate besonders interessant, welche die Schnittstellen zwischen verschiedenen Medien treffen, wie in der Kategorie „Immersive Science“. Gerade diese immersiven Formate, die unser Zeitalter der Digitalisierung widerspiegeln, in dem wir leben, finde ich persönlich spannend.

Wie läuft die Bewertung ab?

Die Einreichungen werden in zwei Runden von jeweils unabhängigen Jurys bewertet. Da sind Forschende, Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren, Journalistinnen und Journalisten und weitere Medienschaffende aus aller Welt und mit unterschiedlichen Hintergründen vertreten. Wichtig ist uns hier die Diversität.

Bei der Vorauswahl ist eine Fachjury von über 40 Mitgliedern beteiligt, aus verschiedenen Ländern wie den USA, Indien, Tunesien oder auch Brasilien. Damit möchten wir eine unvoreingenommene Bewertung der Einreichungen gewährleisten, hinsichtlich ihrer Erzählweise, der Präsentation wissenschaftlicher Erkenntnisse und ihrer Relevanz für Wissenschaft und Gesellschaft. Wir arbeiten hier Hand in Hand mit Organisationen, Alumni-Netzwerken und Stiftungen wie der Global Young Academy, der British Science Association, der Falling Walls Foundation und dem Next Einstein Forum zusammen, um Personen über territoriale Grenzen hinweg zu „rekrutieren“.

In der zweiten Runde werden die Einreichungen von der finalen Jury anhand eines Kriterienkatalogs online bewertet. Hier zählen Erzählweise, Kreativität, Handwerk, wissenschaftlicher und gesellschaftliche Relevanz und Wirkung. Neben der Fachjury wird es wie schon erwähnt auch eine Jugendjury und Publikumsjury geben.

Und wer sitzt in so einer Publikumsjury?

Die Publikumsjury besteht vorwiegend aus Bewohnerinnen und Bewohnern aus Halle, dem eigentlichen Standort unseres Festivals. Man konnte sich für die Teilnahme als Jurymitglied bewerben und aus diesen Bewerbungen haben wir eine tolle Gruppe zusammengestellt. Aber auch da haben wir darauf geachtet, dass wir alle Altersgruppen vertreten haben und verschiedene Hintergründe abbilden. Ich glaube, das wird ganz spannend.

„Für mich persönlich ist es unheimlich wichtig, dass man im Film ‚Fakten in Emotionen verpackt‘ übertragen kann.“ Donata von Perfall
Für den Young Audience Award trifft sich die Jugendjury mehrmals in unserem Jugendtreffpunkt Passage 13, um die eingereichten Filme anzusehen. Sie werden in dem Prozess begleitet von Mentoren aus der Wissenschaftskommunikation, die ihnen helfen ein Verständnis für Wissenschaftsfilm zu entwickeln, die Einreichungen zu diskutieren und zu bewerten.

Woran würdest du einen ausgezeichneten Wissenschaftsfilm festmachen?

Für mich persönlich ist es unheimlich wichtig, dass man im Film „Fakten in Emotionen verpackt“ übertragen kann. Denn dadurch kann man Zuschauerinnen und Zuschauer ganz anders berühren und auch abholen. Diese emotionale Komponente, unterstützt durch die Kombination aus Bild und Musik, muss gelingen. Dann werden wissenschaftliche Inhalte auch für das Publikum einfacher begreifbar und sie lassen sich für diese begeistern.

Kann man die ausgezeichneten Filme, oder vielleicht auch weitere Kandidaten, später online anschauen?

Die Gewinnerfilme werden im Rahmen des Silbersalz Science & Media Festivals vom 14. bis 18. Oktober 2020 in Halle im Filmprogramm zu sehen sein. Darüber hinaus arbeiten wir mit einem weltweiten Netzwerk an Partnerfestivals zusammen und werden sowohl die Gewinnerfilme als auch die nominierten Filme der Science & Media Awards für deren Festivalprogramm vorschlagen, um sie einem möglichst großen, internationalen Publikum zugänglich zu machen. Wir werden unserem Publikum außerdem auf unserer Webseite Informationen bereitstellen, wo die Filme zu sehen sein werden.

 

Grafik: Documentary Campus e.V.

Die Einreichungsfrist für die Science & Media Awards ist am 30. Juni. Alle Informationen zu den Teilnahmebedingungen finden Sie hier.