Foto: Shirly Niv Marton

„Kommunikation ist Chefsache“

Vertrauen, Offenheit und kurze Wege – Für Rektorin Kerstin Krieglstein und Kommunikationsleiterin Julia Wandt von der Universität Konstanz sind das die wichtigsten Voraussetzungen für eine enge und gute Zusammenarbeit. Ein Gespräch mit den beiden über Kooperation und Aufgabenteilung.

Frau Krieglstein, Frau Wandt, was sind für Sie die wichtigsten Punkte für eine gute Zusammenarbeit zwischen Rektorin und Kommunikation?

Kerstin Krieglstein: Grundvoraussetzung sind gegenseitiges Vertrauen und eine offene Zusammenarbeit. Die Kommunikation ist eine zentrale Aufgabe jeder Universitätsleitung – sowohl intern mit den vielen verschiedenen Anspruchsgruppen, zu denen auch die Gremien der Universität gehören, als auch extern mit den vielfältigen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Medien. Ohne gegenseitiges Vertrauen zwischen Universitätsleitung und der Kommunikationsleitung sind gerade besonders herausfordernde Aspekte wie zum Beispiel die Krisenkommunikation nicht zu bewältigen.

In welchen Aufgabenfeldern arbeiten Sie direkt zusammen? Und wie sieht diese Arbeit konkret aus?

Julia Wandt: Das sind sehr unterschiedliche und auch nicht wenige Bereiche. Zum einen geht es, wie Frau Krieglstein bereits erwähnte, um die zentralen Punkte der internen und externen Kommunikation – auf nationaler und internationaler Ebene. Dazu gehören bei uns in Konstanz auch Bereiche wie das Beziehungsmanagement, das Fundraising, das Marketing und das Konstanzer Wissenschaftsforum. Zudem definieren wir die Wissenschaftskommunikation als eine der zentralen Säulen unseres Transferverständnisses. Unsere Zusammenarbeit bezieht sich in gewisser Weise auf alle Aufgabenbereiche der Stabsstelle, denn Kommunikation an Universitäten ist ein sehr strategischer Aufgabenbereich. Konkret treffen wir uns mindestens einmal wöchentlich zu einem gemeinsamen Jour Fixe, nehmen regelmäßig gemeinsam Termine wahr und es ist auch kein Zufall, dass wir unsere Büros auf dem gleichen Stockwerk haben. So können wir kurzfristig relevante und tagesaktuelle Details, die häufig sehr zeitnah geklärt werden müssen, unkompliziert abstimmen.

Kerstin Krieglstein ist Neurowissenschaftlerin und Rektorin der Universität Konstanz. Zuvor hatte sie die eine Professur für Anatomie der Universität Freiburg inne und war dort vier Jahre lang hauptamtliche Dekanin der Medizinischen Fakultät. Foto: Universität Konstanz
Kerstin Krieglstein ist Neurowissenschaftlerin und Rektorin der Universität Konstanz. Zuvor hatte sie die eine Professur für Anatomie der Universität Freiburg inne und war dort vier Jahre lang hauptamtliche Dekanin der Medizinischen Fakultät. Foto: Universität Konstanz

Wie sehen Sie Ihre jeweiligen Rollen? Und welche Schnittstellen entstehen dadurch?

Krieglstein: Die Leiterin der Stabsstelle Kommunikation und Marketing ist auch die Pressesprecherin unserer Universität und für mich als Rektorin und die gesamte Universität eine entscheidende Unterstützung – vor allem in beratender Funktion in Bezug auf die Vielfältigkeit von Hochschulkommunikation. Diese umfasst die Gesamtheit der Interaktionen und des Netzwerkes der Universität Konstanz. Für den Dialog und den Austausch, den Diskurs über wissenschaftliche Erkenntnisse, den Wissenstransfer, die Partizipation und das Beziehungsmanagement auf allen Ebenen stimmen wir uns eng und regelmäßig ab.

Was schätzen Sie besonders an der jeweils anderen? Worin ergänzen Sie sich?

Wandt: Die Rektorin ist seit knapp einem Jahr in Konstanz und wird von den Mitgliedern der Universität als sehr reflektierte, pragmatische und überzeugende Persönlichkeit geschätzt, die stets die Bedürfnisse der gesamten Universität vor Augen hat. Besonders schätze ich an Frau Krieglstein, dass sie alle relevanten Informationen und Positionen einholt und ihre Entscheidungen fundiert trifft. Sie ist offen für Anregungen und agiert auch in schwierigen Situationen sehr überlegt.

Krieglstein: Frau Wandt ist ein Kommunikationsprofi. Es ist wichtig, dass ich mich in strategischen, politischen, institutionellen und wissenschaftlichen Fragen der Kommunikation voll auf ihr Urteil verlassen kann. Aufgrund unserer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit sowie der professionellen Weitergabe der universitären Themen kann sie die Interessen der Leitung innerhalb der Universität vertreten und uns mit verschiedenen Kommunikationsinstrumenten auch bei der Vermittlung schwieriger Themen oder Entscheidungen unterstützen.

Was sind kritische Punkte, in denen verschiedene Interessen der Arbeitsfelder aufeinandertreffen?

Julia Wandt ist Pressesprecherin der Universität Konstanz und leitet die Stabsstelle Kommunikation und Marketing dieser Hochschule. Seit September 2014 ist sie Vorsitzende des Bundesverbands Hochschulkommunikation. Foto: Universität Konstanz
Julia Wandt ist Pressesprecherin der Universität Konstanz und leitet die Stabsstelle Kommunikation und Marketing dieser Hochschule. Seit September 2014 ist sie Vorsitzende des Bundesverbands Hochschulkommunikation. Foto: Universität Konstanz

Wandt: Ich würde hier gar nicht von verschiedenen Arbeitsfeldern sprechen. Als Pressesprecherin und Leiterin der Stabsstelle Kommunikation und Marketing arbeite ich im Auftrag der Universitätsleitung und vertrete diese in der Öffentlichkeit. Unsere Interessen decken sich schon aus diesem Grund. Außerdem pflegen wir an der Universität Konstanz seit jeher eine Kultur des offenen Miteinanders. Unsere Stärke als Institution liegt nicht nur auf Rektoratsebene darin, dass unterschiedliche Sichtweisen geschätzt und im Rahmen einer sachlichen Diskussion gehört und besprochen werden.

Krieglstein: Dem kann ich mich nur anschließen und würde hinzufügen, dass ich als Rektorin einer Universität geradezu darauf angewiesen bin, dass verschiedene Sichtweisen auf einzelne Themen an mich herangetragen werden. Meine Aufgabe besteht, wie bereits oben erwähnt, unter anderem darin, möglichst viele Sichtweisen zu kennen und zu hören. Manchmal bin ich natürlich durchaus als Vermittlerin gefragt, und in anderen Situationen sind Entscheidungen nötig. Das oberste Ziel ist aber, dass wir alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten: Die Universität Konstanz als exzellente und angesehene Wissenschaftsinstitutionen stetig weiterzuentwickeln.

Inwiefern beeinflussen Sie gegenseitig Ihre Arbeit?

Wandt: Wie gesagt sind die Entscheidungen des Rektorates elementarer Bestandteil und Voraussetzung für die Arbeit unserer Stabsstelle. Kommunikationsabteilungen sind immer eng an die Leitung einer Universität geknüpft. Ich sehe die enge Zusammenarbeit als sehr förderlich, was meine Tätigkeit positiv beeinflusst. Daher ist die Hochschulkommunikation ja auch so oft als Stabsstelle angesiedelt: Kommunikation ist Chefsache.

Gibt es Vorbilder, die sie für die Strukturierung ihrer Zusammenarbeit haben?

Krieglstein: Schon am ersten Tag, an dem ich die Universität Konstanz besucht habe, wurde mir von den kurzen Wegen, den flachen Hierarchien und den offenen Türen in Konstanz berichtet. Sie sind der Kern dieser Reformuniversität und wir alle sind zu Recht stolz darauf. Vorbild sind für mich alle Institutionen, die eine ebenso offene und direkte Kommunikation pflegen und damit die grundlegenden Werte von Hochschulkommunikation leben, wie zum Beispiel Transparenz und die Betonung des Nutzens von Wissenschaft für die Gesellschaft

Wofür ist eine Rektorin aus ihrer Sicht besonders wichtig? Wofür eine Öffentlichkeitsarbeit?

Wandt: Erfolg in der Wissenschaft und als Universität hängt nicht mehr nur allein von Kreativität und wissenschaftlicher Leistung ab, sondern auch von der Wahrnehmung dieser Leistung und dem Vertrauen, das der Institution entgegengebracht wird. Öffentlichkeitsarbeit, Rektorin und mit ihr das gesamte Rektorat haben die Aufgabe, das Profil der Universität Konstanz in allen Bereichen durch eine authentische, diskursoffene Wissenschaftskommunikation zu stärken und mitzugestalten.