Foto: Christian Humm, CC BY-SA 4.0

Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Februar 2021

Wie werden Geschichten von Superbazillen auf Youtube erzählt? Welche Gefahren bestehen, wenn man Nachrichten auf Social-Media-Kanälen blindes Vertrauen schenkt? Und wie kommunizieren Staaten Verschärfungen der Impfpflicht? Das sind die Themen im Forschungsrückblick für den Februar.

In dieser Rubrik besprechen wir regelmäßig neue Forschungsergebnisse zum Thema Wissenschaftskommunikation. Sollten Sie etwas vermissen, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail oder hinterlassen Sie einen Kommentar.

Menschheit versus Superbazillen – Wie werden Geschichten auf Youtube erzählt? 

Dass Bakterien unempfindlich gegenüber Antibiotika werden, ist ein weltweites Problem. Auch auf Youtube versuchen Expert*innen, über die Gefahren aufzuklären. Wie Antibiotikaresistenzen dort kommuniziert werden, haben Monika Djerf-Pierre von der Universität Göteborg in Schweden und Mia Lindgren von der Swinburne University of Technology in Australien untersucht. 

Methode: Die Professorinnen suchten jeweils Anfang 2016, 2018 und 2020 die jeweils meistgehenen, englischsprachigen Youtube-Videos zu den Stichworten antibiotic resistance (Antibiotikaresistenz), superbug (Superbazille) und antimicrobial resistance (antimikrobielle Resistenz). Sie bildeten einen Korpus aus den 41 meistgesehen Videos und unterzogen ihn einer qualitativen Medienanalyse. Dazu kategorisierten sie die Videos in Genres und untersuchten sie auf ihre Herkunft, ihren Kommunikationszweck und ihre unterschiedlichen Storytelling-Ansätze. 

Das fiktionalisierte Erzählen inszeniert Antibiotikaresistenz als Kampf zwischen der Menschheit und den Superbazillen.
Ergebnisse: Die Forscherinnen identifizierten sieben unterschiedliche Genres mit jeweils mehreren Subgenres: Populärwissenschaft, Journalismus, Videos auf Youtube-Kanälen von Privatpersonen, Lehrvideos für den Unterricht, Unterhaltung im medizinischen Bereich, öffentliche Gesundheitskampagnen und Werbung. Die meisten der Videos sind professionell produziert, nur sieben werden als benutzergenerierte Video-Blogging-Inhalte klassifiziert. Die überwiegende Mehrheit der Anbieter*innen hat zum Ziel, die Öffentlichkeit zu bilden oder zu informieren (Populärwissenschaft, Journalismus, öffentliche Gesundheitskampagnen). Andere Ziele sind Unterhaltung oder Verkauf von Inhalten oder Produkten. Die Forscherinnen identifizieren zwei Haupt-Storytelling-Ansätze: Das fiktionalisierte Erzählen wird häufig in populärwissenschaftlichen Videos, in Kampagnen für öffentliche Gesundheit und in der Werbung angewendet. Es stützt sich auf bekannte narrative Elemente aus Videospielen, Comics und Filmen, stattet Bakterien mit menschlichen Eigenschaften aus und inszeniert Antibiotikaresistenz als Kampf zwischen der Menschheit und den Superbazillen. Der zweite Ansatz ist das personalisierte Geschichtenerzählen. Er kommt hauptsächlich im journalistischen Genre vor. Dort finden sich Geschichten mit realen Menschen als Akteur*innen. 

Schlussfolgerungen: Dass ein Großteil der meistgesehenen Videos zum Thema Antibiotikaresistenzen professionell produziert wurde, deutet auf das Potenzial hin, das Youtube für die Kommunikation von institutionell entwickelten und bereitgestellten Inhalten hat. Dies könnte für das öffentliche Gesundheitswesen eine Chance sein, auch jüngeres Publikum zu erreichen, schlussfolgern die Autorinnen. Beide Storytelling-Ansätze, die die beiden identifiziert haben, können – was die Zuschauer*innenzahlen angeht – als erfolgreich bewertet werden. Dabei lasse sich vom personalisierten Storytelling im Journalismus lernen, empfehlen die Forscherinnen. Strukturelle Probleme anhand von Einzelfällen darzustellen, könne aber womöglich auch dazu führen, dass Zuschauer*innen die Ursachen dort verorten, wo dieser individuelle Fall spielt, aber nicht bei sich selbst. Dieser Ansatz könne Empathie wecken, aber auch zu Angst führen. Der Journalismus könne auf der anderen Seite von populärwissenschaftlichen Videos lernen, wie man Visualisierungsmöglichkeiten und Humor als Strategien einsetzen kann, um Gefühlen von Angst entgegenzuwirken. Die Autorinnen schlagen vor, beide Storytelling-Ansätze zu verknüpfen. Was in beiden Varianten fehle, sei der Fokus auf menschliche Handlungsfähigkeit. Menschen seien abwesend, unwissend oder passive Opfer. Die Autorinnen ermutigen deshalb, auch über lösungsbasierte Ansätze und Ideen für den vernünftigen Umgang mit Antibiotika zu berichten. 

Einschränkungen: Dass Youtube vor allem jüngeres Publikum anzieht, ist bekannt. Jedoch können aus der Studie keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Zusammensetzung der Zuschauer*innen und ihre Motivation gezogen werden. Auch muss bei der Arbeit mit Aufrufzahlen auf Youtube berücksichtig werden, dass diese manipuliert werden können. Weiterhin muss bedacht werden, dass die Klicks nur ein mögliches Kriterium sind, um einen Korpus auszuwählen. Untersucht wurden 41 Videos. Eine größere Stichprobe hätte das Bild von den verschiedenen Genres und Storytelling-Ansätze womöglich präzisiert. Interessant wäre, die Ergebnisse der Autorinnen in einer Wirkungsanalyse zu untersuchen – um herauszufinden, wie die Genres und Storytelling-Ansätze tatsächlich beim Publikum ankommen und weitere Rückschlüsse für die Gesundheitskommunikation ziehen zu können. Ein Forschungsteam der Universität Trier hat kürzlich eine Studie zur Rezeption unterschiedlicher Video-Genres auf Youtube veröffentlicht. 

Djerf-Pierre, M.; Lindgren, M. (2021) Making sense of „superbugs” on YouTube: A storytelling approach. Public Understanding of Science. https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0963662521989251

 

Kontroverse Impfpflicht: Kommunikationsstrategien in Australien und Frankreich

Pflichtimpfungen sind ein kontroverses Thema. Mit der Kommunikation zweier Länder, in denen die Impfpflicht für Kinder verstärkt wurde, beschäftigten sich Katie Attwell und Sian Tomkinson von der University of Western Australia sowie Jeremy K. Ward von der Université Paris Sorbonne. Am Beispiel von Australien und Frankreich haben die Wissenschaftler*innen Kommunikationsstrategien untersucht. In Australien ist es seit 2016 mit finanziellen Einbußen belegt, wenn Kinder gegen bestimmte Krankheiten nicht geimpft werden. In Frankreich wurde die vorher schon herrschende Impfpflicht 2018 auf insgesamt acht Krankheiten ausgeweitet. Nachweise müssen im Kindergarten und in der Schule vorgelegt werden.

Methode: Im Zentrum der qualitativen Inhaltsanalyse standen die Webseiten der offiziellen staatlichen Kommunikationskampagnen, die französische Seite „Vaccination-Info-Service” and die australische „Get the Facts“. Die Forschenden kodierten die Daten mithilfe der Software „NVivo 12“. Zusätzlich wurden zwei weitere Datensätze aus Erklärungen von Regierungsbeamt*innen in Pressemitteilungen und Online-Artikeln sowie Transkriptionen von Interviews mit Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und anderen Insidern gebildet, um die Ergebnisse der Webseiten-Analyse besser einordnen zu können.  

Die französische Seite gibt ausführliche Information zu vielen einzelnen Impfungen, um der weit verbreiteten Impfskepsis entgegenzuwirken.
Ergebnisse: Besonders interessierten sich die Forscher*innen für den Zusammenhang zwischen dem Ziel, die Öffentlichkeit von Impfungen zu überzeugen und dem Auftrag, staatlichen Impfzwang durchzusetzen. Sie arbeiteten drei verschiedene Muster für die Verknüpfung der beiden Ebenen heraus. (1) Im australischen Fall analysierten sie, dass in Kommunikation investiert wird, damit sich mehr Menschen impfen lassen und dadurch die obligatorischen Impfrichtlinien gestärkt werden. (2) In beiden Ländern wollten lokale Akteur*innen schon lange mit Informationskampagnen für Impfungen werben, damit rechtliche Regeln überflüssig werden. Doch erst mit den neuen Gesetzen wurden die nötigen Ressourcen bereitgestellt. (3) In Frankreich zeige sich ein drittes Muster: Regierungsbeamt*innen halten staatliche Regeln für die effektivste Kommunikationsstrategie, um die Akzeptanz von Impfungen zu fördern. 

Unterschiede zeigen sich laut der Autor*innen in der Wahrnehmung der jeweiligen Zielgruppen. In Frankreich sehe sich die Politik mit einem verbreitetem Impfskeptizismus konfrontiert. In Australien richte sich die Kampagne vor allem an eine kleine Gruppe von aktiven Impfverweiger*innen – und an indigene Bevölkerungsteile, die strukturellen Zugangsbarrieren in der Gesundheitsversorgung ausgesetzt sind. Die australische, von einer externen Agentur konzipierte Seite ist nach dem Motto „weniger ist mehr“ aufgebaut, arbeitet mit kurzen Sätzen und dem Argument der Herdenimmunität, um Impfgegner*innen zu überzeugen. Die französische, von einem staatlichen Gesundheitsinstitut konzipierte Seite gibt ausführliche Information zu vielen einzelnen Impfungen, um der weit verbreiteten Impfskepsis entgegenzuwirken. Außerdem wird transparent erklärt, wie Impfstoffe auf den Markt kommen und warum der Staat die Änderungen der Impfpflicht eingeführt hat. 

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, wie zwei Staaten mit einem klassischen Problem der Wissenschaftskommunikation umgehen: Menschen soll der aktuelle wissenschaftliche Konsens zu einem bestimmten Thema nahegebracht werden. Bei den Fallbeispielen kommt hinzu, dass gleichzeitig staatlicher Zwang legitimiert werden muss. 

Die Kommunikationsstrategien beider Länder hätten ihre Vor- und Nachteile, urteilen die Autor*innen. Sie mutmaßen unter anderem, dass die australische Seite mit ihren knappen, einfach und emotional gehaltenen Antworten wirken könnte, als würde sie die Leser*innen wie Kinder behandeln. Als lobenswert bewerten sie den Anspruch der französischen Seite, über die Hintergründe der staatlichen Impfpolitik zu berichten. Das biete Transparenz und stärke das Vertrauen. Beide Beispiele zeigten jedoch, dass erst sehr spät – im französischen Fall mit der Einführung von staatlichen Regelungen, im australischen erst 19 Monate später – Kommunikationsmaßnahmen gestartet wurden. Die Autor*innen halten das für zu spät. 

Einschränkungen: Die Studie analysiert Kommunikationsstrategien, kann aber über deren Wirkung nur spekulieren. Aufschlussreich wäre, im Anschluss an die Inhaltsanalyse auch die Rezeption der der Webseiten und anderer Kommunikationsmaßnahmen in den beiden Ländern zu erforschen. So könnte die Wissenschaftskommunikation weitere Hinweise darauf zu bekommen, wie einerseits Überzeugungsarbeit zum Thema Impfen geleistet werden kann und wie andererseits staatliche Regeln legitimiert werden können. 

Attwell, K.; Tomkinson, S.; Ward, J. K. (2021): Manufacturing Consent for Vaccine Mandates: A Comparative Case Study of Communication Campaigns in France and Australia. Frontiers in Communication. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcomm.2021.598602/full

 

Blindes Vertrauen als Gefahr? Vom Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und der Nutzung von Social Media

Falschinformationen und Verschwörungsmythen zu Covid-19 sind seit Beginn der Pandemie allgegenwärtig. Welcher Zusammenhang herrscht dabei zwischen der Nutzung von Social Media und dem Glauben an Verschwörungstheorien? Welche Rolle spielt, wie sehr Menschen Informationen auf diesen Kanälen grundsätzlich vertrauen und ob sie in der Lage sind, Falschinformationen zu identifizieren? Das haben Xizhu Xiao von der Qingdao University in China sowie Porismita Borah und Yan Su von der Washington State University in den USA untersucht. 

Methode: Die Autor*innen haben über die Crowdsourcing-Website Amazon Mturk eine Online-Umfrage durchgeführt, an der 760 erwachsene US-Bürger*innen teilgenommen haben, von denen sich knapp 54 Prozent politisch eher dem demokratischen Spektrum zuordnen. Die Social-Media-Nutzung wurde über Fragen wie „Ich beziehe die meisten Informationen über Social Media“ gemessen, das generelle Vertrauen in Social Media über die Frage „Ich glaube Nachrichten, die ich auf Sozialen Medien finde“. Die Fähigkeit, Falschnachrichten identifizieren zu können, wurde über den Grad der Zustimmung zu fünf Fragen abgefragt – zum Beispiel dazu, ob sie irreführende Elemente in Artikeln wahrnehmen. Außerdem wurden die Teilnehmenden mit allgemeinen und Corona-spezifischen verschwörungstheoretischen Aussagen konfrontiert, denen sie graduell zustimmen oder widersprechen konnten. 

Für die Wissenschaftskommunikation zeigen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, akkurate und verständliche Informationen auf Social-Media-Plattformen bereitzustellen.
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass Menschen, die die meisten ihrer Informationen über Social-Media-Plattformen beziehen, eher an generelle sowie auf Covid-19 bezogene Verschwörungstheorien glauben. Bei regelmäßigen Social-Media-Nutzer*innen geht stärkeres Vertrauen in diese Kanäle mit einem höheren Glauben an Verschwörungsmythen einher. Der Einfluss von Vertrauen auf die Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien erwies sich jedoch bei denjenigen als unbedeutend, die selten Social-Media-Kanäle nutzen. Was die Fähigkeit zur Identifizierung von Falschnachrichten angeht, zeigte sich unter anderem: Wenn Menschen Social Media wenig vertrauen, diese Kanäle aber oft nutzen und Falschnachrichten seltener identifizieren können, führt das zu einer stärkeren Empfänglichkeit für Covid-19-Mythen. Bei Menschen mit hohem Vertrauen uns starker Social-Media-Nutzung führt eine stärkere Fähigkeit, Fehlinformationen identifizieren, ebenfalls zu einem stärkeren Glauben an Covid-19-Mythen. 

Schlussfolgerungen: Häufige Nutzung von und großes Vertrauen in Social-Media-Nachrichten führen zu größerer Empfänglichkeit für allgemeine und Corona-spezifische Verschwörungstheorien. Für die Wissenschaftskommunikation zeigen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, akkurate und verständliche Informationen auf Social-Media-Plattformen bereitzustellen. Denn andernfalls, so warnen die Autor*innen: Der Glaube an Verschwörungsmythen könne dazu führen, dass sich Menschen in Pandemiezeiten beispielsweise weniger an Abstands-Regeln halten oder keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Studie legt nahe, dass die kritische Reflexion von Nachrichteninhalten und die Fähigkeit zur Identifizierung von Falschnachrichten der Verbreitung von Verschwörungstheorien entgegenwirken können. Es zeigt sich aber auch, dass Menschen Verschwörungstheorien anheimfallen können, wenn sie Nachrichten auf Social Media ein hohes Vertrauen entgegenbringen – selbst, wenn sie eigentlich in der Lage sind, Falschnachrichten zu identifizieren. Dieses Ergebnis erklärt sich laut der Autor*innen möglicherweise damit, dass Medienkompetenz mehr bedeutet als die bloße Fähigkeit, Falschnachrichten zu identifizieren. 

Einschränkungen: Das Ergebnis deutet darauf hin, dass beim Aspekt der Identifizierung von Falschnachrichten genau hingeguckt werden muss. Die Autor*innen haben nach der Zustimmung zu weit verbreiteten Mythen gefragt. Eventuell würde es zu anderen Ergebnissen führen, wenn Medienkompetenz breiter verstanden und anhand weiterer Fragen gemessen werden würde. Auch „Social Media“ ist in der Studie sehr allgemein gefasst. Hier würde sich ein Blick auf unterschiedliche Kanäle lohnen. Die Autor*innen verweisen darauf, dass bei der Online-Umfrage womöglich vor allem Teilnehmende rekrutiert wurden, die generell Interesse an Nachrichten haben und empfehlen deshalb eine Wiederholung mit einem breiteren Sample.

Borah, P.; Su, Y.; Xiao, X. (2021): The dangers of blind trust: Examining the interplay among social media news use, misinformation identification, and news trust on conspiracy beliefs. Public Understanding of Science. https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0963662521998025

Mehr Aktuelles aus der Forschung

Comics über den Klimawandel zeigen wenig Biodiversität. Das haben Sara Moreno-Tarín, Tatiana Pina and Martí Domínguez von der Universität Valencia in einer Studie herausgefunden. Häufig werden Eisbären und Pinguine dargestellt, aber nur selten Tiere, die in den Heimatländern der Zeichner*innen einheimisch sind. Die Autor*innen ermutigen deshalb, in Comics auch wirbellose Spezies wie Insekten darzustellen – und außerdem Möglichkeiten aufzuzeigen, um gegen die Klimakrise anzugehen. 

Gemüse, das auf mehreren Ebenen wächst – Vertical Farming verspricht effiziente Lebensmittelproduktion auf kleinem Raum. Laurie Waller von der University of East Anglia in Großbritannien und die Kultur- und Sozialanthropologin Mascha Gugganig von der Technischen Universität München haben in einer Studie mit einer Issue-Mapping-Methode die öffentliche Debatte um diese neuen Technologien auf Twitter und Instagram unter die Lupe genommen. Sie präsentieren ein Software-Tool, mit dem sie Besucher*innen des Deutschen Museums in München und des Science Museum in London in ihre Forschung einbezogen haben. 

Wie verstehen und diskutieren Youtube-Nutzer*innen Informationen aus Wissenschaftsvideos? Das hat der Postdoktorand Simon David Hirsbrunner vom Institut für Informatik an der Freien Universität Berlin am Beispiel des durch den Klimawandel verursachten Anstiegs des Meeresspiegels erforscht. Für seine Studie hat er eine qualitative Analyse von Diskussionen über Youtube-Videos durchgeführt. Dabei identifizierte er verschiedene kommunikative Praktiken der Wissensaneignung, beispielsweise die Relativierung des Gesehenen oder die Debatte über zukünftige Maßnahmen. 

Audiovisuelle Formate werden in der Wissenschaftskommunikation immer beliebter. Ein Beispiel sind Video-Abstracts. Das sind filmische Zusammenfassungen der zentralen wissenschaftlichen Erkenntnisse einer Arbeit. Ein Forschungsteam um Miguel Ferreira von der Universität Coimbra in Portugal hat Video-Abstracts in den Bereichen Ökologie und Umweltwissenschaften untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass solche Formate zwar immer häufiger produziert werden, es aber keine solide Strategie für ihre Verbreitung gibt. Meistens werde das klassische Modell des Dokumentarfilms gewählt, beliebter beim Publikum seien allerdings Animationen, schreiben die Forscher*innen.

Welche Rolle spielt das Theater in der Wissenschaftskommunikation? Die Journalistin Carla Almeida und der Physiker Diego Vaz Bevilaqua haben in einer Studie untersucht, was passiert, wenn beide Welten zusammenkommen. Am Beispiel der Produktion des Stücks „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht am Museu da Vida in Rio de Janeiro zeigen sie, wie eine Kooperation Austausch und Wissenstransfer zwischen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen fördern kann

Beim Sprechen und Schreiben übertragen wir häufig menschliche Eigenschaften auf Nichtmenschliches. Sollte man einen solchen Anthropomorphismus in der Wissenschaftskommunikation vermeiden, weil es dadurch zu Missverständnissen kommen kann? Ein australisches Forschungsteam um Rockwell Tomson Lyon McGellin hat das in einer Studie untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass anthropomorphische Elemente in Texten zwar möglicherweise verwirren können, aber nicht zu erheblichen Missverständnissen führen.