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Exit UK, enter Trump: news on the stage for science and scientists

Ulrich Marsch, Pressesprecher der Technischen Universität München und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Hochschulkommunikation, sagt, dass mit dem Glaubwürdigkeitsverlust der Wissenschaft auch unser wissensbasiertes Handeln in Frage gestellt wird. Was bedeutet das für unsere Gesellschaft?

Am Ende hieß es höflich, aber unmißverständlich: No experts, thank you. Als die Volksbefragung, ob Großbritannien die Europäische Union verlassen solle, unmittelbar bevorstand, hatten nicht nur die „Brexiteers“ die Oberhand gewonnen. Sondern zu viele Briten waren einfach der Meinung, Experten hätten nie Recht.1 Die Differenzierung, dass Experten nicht immer richtig liegen, hatte keinen Platz mehr.

Und in der Tat, die Wähler Großbritanniens hatten in den letzten Jahren vieles hinnehmen müssen, was Regierungsvertreter, Experten und Militärs anders behauptet hatten: Massenvernichtungswaffen wurden im Irak nie gefunden, die Finanzkrise von 2008 hatte fast niemand auf dem Radar, und Zinsvorhersagen der Bank of England lagen dreimal ziemlich daneben.

Als dann Volkswirte, Juristen, Historiker, Natur- und auch Politikwissenschaftler davor warnten, die EU zu verlassen, war das Zutrauen in ihre Aussagekraft schlichtweg aufgebraucht.

Der Schritt, auch die Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen anzuzweifeln, ist dann nicht mehr groß, jüngste Entwicklungen in den USA zeigen uns das gerade eindrücklich. Was sich derzeit abzeichnet ist aber vielmehr: nämlich dass mit dem Glaubwürdigkeitsverlust der Wissenschaft auch unser wissenbasiertes Handeln in Frage gestellt wird,2 und damit unser System zu denken, Entscheidungen zu treffen und zu hinterfragen, zu kontrollieren und bei Bedarf gegenzusteuern.

Das rührt aber an nichts weniger als an der Art und Weise wie wir unsere Gesellschaften in Folge der Aufklärung organisiert haben, wie wir Konflikte regeln und wie wir miteinander leben.3 Letztendlich ist ein Angriff auf die Wissenschaft, die Freiheit der Wissenschaft und die Wissenschaftler ein Angriff auf uns alle. Auch wenn nun zunächst die Wissenschaft gefragt ist, Antworten und Kommunikationswege zu finden – am Ende sind wir es alle.

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