Foto: Steinar Engeland, CC0

Blick nach vorn: Wie sieht die Wissenschaftskommunikation der Zukunft aus? (2)

Wohin entwickelt sich die Wissenschaftskommunikation? Was wünscht sich die Community? Und was braucht sie? Wir haben Wissenschaftlerinnen, Kommunikatoren, Bloggerinnen und Journalisten nach ihren Ideen für die Zukunft gefragt.

Susanne Geu, Foto: Katrin Meyer
Susanne Geu, Foto: Katrin Meyer

Susanne Geu, Coach für digitale Wissenschaftskommunikation & Freie Texterin 

„Die Zukunft der Wissenschaftskommunikation ist weniger institutionell geprägt, denn es werden mehr und mehr einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den sozialen Medien präsent sein und über Blogs, Podcasts, Twitter, Instagram und Facebook Forschungsergebnisse und eigene Fähigkeiten kommunizieren. Engagierten Forscherinnen und Forschern wird es gelingen, Wissenschaft in Worten, Bildern und Videosequenzen mitreißend und faszinierend zu vermitteln und das Feedback der Community in ihren Kommunikationsprozess direkt einfließen zu lassen. Dafür braucht es drei Voraussetzungen: die Anerkennung und das Vertrauen durch die Hochschulen und Forschungsinstitutionen, das gegenseitige Mutmachen durch die Wissenschaftscommunity und die Bereitschaft jedes Einzelnen, sich digitale Kompetenzen Schritt für Schritt anzueignen.“


Marc-Denis Weitze, Foto: acatech
Marc-Denis Weitze, Foto: acatech

Marc-Denis Weitze, Leiter der Technikkommunikation bei der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften

“Meine Wünsche an die Zukunft der Wissenschaftskommunikation: 

Mehr Meinungen – mehr Zuhören – mehr Kritik – mehr Humor.“

 

 

 


Nadine Dräger, Foto: Elisabeth Gantz
Nadine Dräger, Foto: Elisabeth Gantz

Nadine Dräger, Wissenschaftlerin am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ, Helmholtz-Zentrum Potsdam

„Ich denke, die Wissenschaftskommunikation wird sich zukünftig zu einer Plattform entwickeln, die einen intensiven Dialog zwischen Bevölkerung und Forschung herstellt. Es werden über aktuelle „Citizen Science“-Projekte hinaus neue Formate digitaler und analoger Kommunikation entstehen, die interessierte Bürgerinnen und Bürger aktiv in das Forschungsgeschehen einbinden und für einen stetigen Austausch sorgen. Für diese Zukunftsvision muss sich allerdings auch das aktuelle Wissenschaftssystem verändern. Unter anderem sollte die Wissenschaftskommunikation zentraler Bestandteil der Forschungs-karriere sein. Zudem brauchen die Institute mehr Spezialisten für Wissenschafts-kommunikation auch in den individuellen Arbeitsgruppen, um den Dialog mit der Bevölkerung zu begünstigen und die Forscher gleichzeitig zu entlasten.“


Florian Freistetter, Foto: Simon Kumm, Susanne Schlie
Florian Freistetter, Foto: Simon Kumm, Susanne Schlie

Florian Freistetter, Astronom, Wissenschaftsautor und Wissenschaftskabarettist

„Ich glaube, man sollte weniger an die Wissenschaftskommunikation der Zukunft denken, sondern an die der Gegenwart! Wer hätte denn vor 10 Jahren damit gerechnet, wie wichtig Kanäle wie Twitter oder Facebook für die Vermittlung von Wissenschaft werden? Kaum jemand – und genau so wenig wird man vorhersagen können, wie die Menschen im Jahr 2030 über Wissenschaft kommunizieren. Viel wichtiger ist es, die Möglichkeiten zu nutzen, die JETZT für die Vermittlung von Wissenschaft zur Verfügung stehen. Die Kommunikation von Wissenschaft sollte immer Vorrang vor der Diskussion über Wissenschaftskommunikation haben.“


Mike Schäfer, Foto: John Flury, Zürich
Mike Schäfer, Foto: John Flury, Zürich

Mike Schäfer, Professor für Wissenschaftskommunikation und Direktor des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (CHESS) an der Universität Zürich. 

„Die Community – ForscherInnen und PraktikerInnen – hat einen realistischen Blick in die Zukunft, denke ich. Sie fokussiert stark Onlinemedien und interpersonale Eventkommunikation – Blogs, soziale Medien, Science Slams, Citizen Science. Aber sie schaut mir zu oft wie paralysiert auf die Probleme der Wissenschaftskommunikation wie Fake News, Krise des Wissenschaftsjournalismus, Filter Bubbles. Dass wir heute viel mehr über die entsprechenden Zielgruppen wissen, über deren Einstellungen, über die Kanäle, über die man sie erreicht, über individualisiertere Wege der Ansprache: Das könnte noch stärker wahr- und aufgenommen werden.

Für die Zukunft brauchen wir deshalb einerseits mehr Evidenzbasierung: Wissenschaftskommunikation – ob sie nun eher vermittelnd oder dialogisch angelegt ist – liegt ja die Überzeugung zugrunde, dass es sich lohnt, über Wissenschaft ins Gespräch zu kommen, Wissen zu vermitteln, Vertrauen zu schaffen, zur Partizipation einzuladen. Es ist nur logisch, dass bei der Planung und Realisierung von Wissenschaftskommunikation selbst dann auch der mittlerweile umfassende Wissensvorrat der ‚science of science communication‘ berücksichtigt werden sollte. Mittlerweile gibt es zu vielen Fragen sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse. Und andererseits sollte die einschlägige Forschung noch stärker die Fragen bearbeiten, die in der Praxis der Wissenschaftskommunikation brennend sind. Beides passiert mir noch zu selten.“


Was ist Ihre Prognose zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation? Schicken Sie uns Ihr Statement: Redaktion@wissenschaftskommunikation.de

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