Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Von Launch Grants bis Insolvenzpläne
Was gibt’s Neues?
Fördergelder für Wissenschafts- und Datenjournalismus
Sechs Medien erhalten Förderungen in Gesamthöhe von 1,5 Millionen Euro durch den vor einem Jahr gegründeten Media Forward Fund (MFF). Darunter sind drei lokale Medien (Bajour, loky* und Spatz), die gestärkt werden sollen, sowie drei neue Projekte. Anders als in der Allgemeinen Förderlinie, wo Fördermittel für bereits erprobte, gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle vergeben werden, wurden in der Förderlinie für Wissenschafts- und Datenjournalismus „Launch Grants“ ausgeschrieben. Diese sollen ein Vorhaben von der Idee zum Launch unterstützen. Die Wissenschaftsredaktion von TWENTYTWO Film aus Köln wird mit den Mitteln ein neues Instagram-Format starten. Die investigative Recherche- und Transparenzplattform FragDenStaat möchte mithilfe der Förderung ein datenjournalistisches Tool umsetzen, während Dekoder ein neues Newsletterangebot plant.
DUZ meldet Insolvenz an
Nach 80 Jahren Betrieb meldet die DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH ein Insolvenzverfahren an. Die Fachzeitschrift für Hochschulen und Wissenschaft berichtet von starken Einbrüchen im Anzeigen- und Auftragsgeschäft und einer wirtschaftlichen und politischen “Katerstimmung” in den Wissenschaftseinrichtungen. Dies habe zu drastischen Ausgabensperren geführt. Dennoch, betonen die Herausgeberinnen: Die Gesellschaft brauche eine starke Wissenschaft. Die Redaktion arbeite bereits an einem Konzept für einen “kraftvollen Neuanfang”. Anfang 2026 möchten sie neu starten.
Siggener Kreis sucht neue Impulse zur Resilienz von Wissenschaft
Der Siggener Kreis freut sich über Bewerbungen von Personen aus der Wissenschaft, Medien, Politik, Wirtschaft und Kommunikation, die sich über das Thema “Resilient genug? Wissenschaft(skommunikation) im Widerstand gegen öffentliche und politische Angriffe” austauschen möchten. Teilnahmevoraussetzung ist ein Impulspapier, das bis zum 28. Juli 2025 bei Elisabeth Hoffmann oder Markus Weißkopf einzureichen ist. Mögliche Fragen für das Impulspapier sind: Welche Beispiele für Angriffe auf Wissenschaft und Medien gibt es national und international? Können und müssen Wissenschaft(skommunikation) und -journalismus Widerstand leisten? Welche Möglichkeiten hätten sie, und welche Ressourcen und Allianzen bräuchten sie dafür? Inspiration für das Papier kann auch der aktuelle Themenschwerpunkt “Resiliente Wissenschaft” liefern. Seit 2013 gibt es die “Siggener Denktage”. Die Siggener Tagung wird von der Alfred Toepfer Stiftung, der ZEIT Verlagsgruppe und der Claussen-Simon-Stiftung gefördert.
“We cannot scicomm our way out of this”
In den USA sind viele wissenschaftliche Institute und Organisationen von Mittelkürzungen betroffen. Ein Meinungsbeitrag von William Herkewitz in der New York Times hat nun auf Bluesky Wellen geschlagen. Darin kritisiert der ehemalige Leiter der Kommunikationsabteilung der USAID-Missionen in Ruanda, Äthiopien und Kenia kritisiert, dass die Behörde nicht genug an die amerikanische Bevölkerung kommuniziert habe. Christian Elliott, ein Wissenschaftsjournalist und NASA-Audio-Produzent, antwortet in seinem Newsletter auf den Meinungsbeitrag und bemängelt, dass diese Perspektive übermäßig vereinfache. So hätten auch die Kommunikationsmaßnahmen der NASA nicht dazu geführt, dass die Raumfahrtbehörde vor Mittelkürzungen verschont geblieben wäre. Er zitiert die Wissenschaftskommunikatorin Liz Neely, die auf Bluesky schreibt: “We cannot scicomm our way out of this, …”
Und sonst so?
Vielleicht lesen Sie dieses Update in der Bahn, auf dem Weg in den Urlaub oder zu einem Termin. Die pendelnde Politikwissenschaftlerin Katrin Kinzelbach wünscht sich einen Sitzbereich für Gespräche über Wissenschaft im ICE der Deutschen Bahn. Der Anlass: Ein Schaffner hatte ihr kürzlich ein pseudowissenschaftliches Buch empfohlen.
Correctiv berichtet über die Einstellung des MDR-Podcasts der Energie- und Klima-Ökonomin Claudia Kemfert. Der Sender begründet dies mit „Kompetenzbündelung“. Im Podcast ging es darum, wie sich der Klimawandel auf unsere Lebensgrundlagen auswirkt und wie Politiker*innen reagieren sollten.
Der Forschungsausschuss tagt wieder hinter verschlossenen Türen. Die Union lehnte eine weitere Live-Übertragung der Sitzungen nach einem Antrag der Grünen ab. Die Begründung laut Table: “Man wolle ungestört arbeiten und der AfD keine weitere Bühne bieten.”
Falls Sie die PCST in Aberdeen verpasst haben, können Sie nun die Keynotes bei YouTube ansehen. Das Netzwerk hat eine Wiedergabeliste für die Vorträge von Rajesh Tandon, Sarita Albagli und Kolleg*innen erstellt.
Und die Forschung?
TikTok wird längst nicht mehr nur als Spaßplattform verstanden. Es ist ein Ort, an dem aktuelle Diskurse verhandelt und in Szene gesetzt werden. Unter dem Titel „TikTok – Memefication und Performance“ versammeln Friederike Fischer, Simon Meier-Vieracker und Lisa Niendorf Beiträge zu TikTok aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. In dem Open-Access-Sammelband geht es um Themen wie Bildungsinfluencer*innen, Geschichtsdarstellungen und Ernährung auf TikTok.
Wo stehen Forschung und Praxis der Wissenschaftskommunikation in Deutschland? Eine Taskforce der #FactoryWisskomm gibt mit einer Mapping-Studie einen ersten Überblick über das Feld. Sie zeigt, welche Akteur*innen und Projekte der Wissenschaftskommunikationspraxis und -forschung es gibt, wo sie sich befinden, welche Schwerpunkte sie haben und auf welche Ressourcen sie zurückgreifen. Die Studie zeigt, dass sich Förderungen in Deutschland auf Projekte mit klar definierten wissenschaftlichen Zielen fokussieren. Für reine Praxisprojekte gibt es keine vergleichbaren Förderstrukturen.
KI-Tools sind praktisch, um schnell einen Überblick über wissenschaftliche Themen zu bekommen und Artikel zusammenzufassen. Ihre vermeintliche Effektivität offenbare dabei jedoch systemische Probleme der Wissenschaft, argumentieren Gavin J. D. Mullin von der University of Delaware und Anna Brashear vom The University of Kansas Medical Center. Die Popularität von KI-Tools weise auf zwei Schlüsselprobleme hin:, dass in der Wissenschaft nicht klar kommuniziert und außerdem davon ausgegangen werde, dass andere Wissenschaftler*innen Studien komplett verstehen würden. Die Autor*innen skizzieren Ideen für eine inklusivere und verständlichere Wissenschaft.
Termine
📆 22. September bis 1. Oktober 2025| Neue Themenrunde zu KI bei I’m a Scientist* | Mehr
📆 3. bis 5. September 2025 | Humboldt-School: „Nachhaltigkeit und ihre Kommunikation. Strategien zwischen Wissenschaft und Politik“ (Dortmund) | Mehr
📆 29. September – 1. Oktober 2025 | Wissenswerte (FU Berlin) | Mehr
Jobs
🔉Wissenschaftlichen Koordinator (m/w/d) | Cochrane Deutschland Stiftung (Bewerbungsschluss: 25.7.2025)
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Fundstück
Funk berichtet: Ein Forschungsteam des Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover (TIB) hat eine Sicherungskopie der Preprint-Plattform arXiv erstellt, die monatlich aktualisiert wird.