Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Das plant das neue Leibniz-Netzwerk
Was gibt’s Neues?
Netzwerk stärkt evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation
Seit Juni 2025 gibt es das neue Leibniz-Forschungsnetzwerk „Evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation”. Das vom Präsidium der Leibniz-Gemeinschaft gegründete Netzwerk vereint 14 Leibniz-Institute, darunter Einrichtungen aus den Bereichen Bildungsforschung, Psychologie und musealer Vermittlungsforschung. Ziel sei es, die Qualität der Wissenschaftskommunikation systematisch zu verbessern, ihre Wirkungsmechanismen besser zu verstehen und Forschung und Praxis enger zu verzahnen. Die Präsidentin Martina Brockmeier betont: „Nur wenn wir die Mechanismen und Wirkungen von Wissenschaftskommunikation systematisch untersuchen, können wir ihre Qualität gezielt verbessern.“ Die Arbeit ist auf drei Jahre angelegt, um gemeinsam an Fragen zu arbeiten, „die uns in Forschung und Praxis bewegen“, so die Netzwerk-Leiterin Carolin Enzingmüller. Aus dem Austausch der Leibniz-Institute sollen Arbeitsgruppen entstehen, die offen, aber strukturiert gemeinsame Themen bearbeiten. Carolin Enzingmüller sieht die Bildungsforschung dabei als „eine ältere, erfahrene Schwester der Wissenschaftskommunikation”.
Armin Nassehi und Matthias Tschöp über Wissenschaftsfreiheit
In ihrem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung betonen der Soziologe Armin Nassehi und Alexander-von-Humboldt-Professor Matthias Tschöp, dass Wissenschaftsfreiheit eine Voraussetzung für wissenschaftliche Exzellenz und demokratische Gesellschaften ist. Eingriffe, wie sie derzeit in den USA zu beobachten sind, bei denen Begriffe oder Fragestellungen politisch unterdrückt werden, gefährden nicht nur die Forschenden, sondern auch die Innovationskraft der Wissenschaft. „Das nicht Vorhersehbare, Unerwartete, Grenzüberschreitende ist ein zentrales Element wissenschaftlichen Fortschritts“, schreiben Nassehi und Tschöp. Zugleich fordern sie mehr Selbstkritik und Kommunikationsbereitschaft von Wissenschaftseinrichtungen, um dem Eindruck des „Elfenbeinturms“ entgegenzuwirken. Wissenschaft müsse sensibel zwischen Verständlichkeit und Genauigkeit vermitteln – gerade in Zeiten, in denen sich „eine harsche Elitenkritik fast verselbstständigt“ hat.
Auszeichnung für Pionierarbeit in der Wissenschaftskommunikation
Bruce Lewenstein wurde vom International Network on Public Communication of Science & Technology (PCST) mit dem erstmals vergebenen „Award for the Advancement of Science Communication as a Professional Field” ausgezeichnet. Damit würdigt das Netzwerk seine Beiträge zur Entwicklung der Wissenschaftskommunikation als eigenständiges Forschungs- und Praxisfeld. Lewenstein veröffentlichte vielzitierte Arbeiten, unter anderem zu Citizen Science und zu theoretischen Modellen der Wissenschaftskommunikation. Lewenstein ist zudem Mitbegründer des PCST-Netzwerks. Angesichts gegenwärtiger Angriffe auf wissenschaftliche Institutionen betont er: „The field needs to continue developing in both fundamental understanding and in best practices for how to help people better understand all the complexities of science and its intertwining with the rest of society.“ Bereits 2023 sprach er im Interview mit Wissenschaftskommunikation.de über den wachsenden Stellenwert des Feldes: „As science communication becomes more professionalized, there has been a growing recognition within the science community about its value.“
Kai Kupferschmidt über den Auftrag von Wissenschaftsjournalismus
Im Gespräch mit dem European Science Media Hub spricht der Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt über die Herausforderungen seines Berufs. Dabei stellt er klar: „Eigentlich denken viele, auch Forschende, unsere Aufgabe sei es nur, wissenschaftliche Ergebnisse zu erklären. Das ist ein Teil davon, aber den können Wissenschaftler*innen oft selbst ganz gut übernehmen.“ Kupferschmidt sieht den Auftrag von Wissenschaftsjournalismus breiter: „Wir berichten, beleuchten Konflikte, kontrollieren und stellen das wissenschaftliche Arbeiten selbst in den Mittelpunkt – mitsamt all seinen Schwächen wie Fehlverhalten oder Betrug.“ Besonders interessiert ihn die Berichterstattung über Infektionskrankheiten: „Ein Krankheitsausbruch ist nicht nur ein Erreger, der etwas tut, es ist das, was an der Schnittstelle von Erreger und Gesellschaft passiert.“ Zudem warnt er vor zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit und wachsender Zurückhaltung von Forschenden im Kontakt mit Medien: „Die Kürzungen der Forschungsetats in den USA verschärfen das Problem. Wissenschaftler*innen fürchten, zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“
Und die Forschung?
Wie produziert man wirkungsvolle Videos für die Wissenschaftskommunikation? Forscher*innen um Mauricio Montes vom Boston College haben einen Überblicksartikel über evidenzbasierte Wisskomm-Strategien für Social-Media-Plattformen veröffentlicht. Die Arbeit basiert auf 28 Studien aus den letzten zehn Jahren, die sich schwerpunktmäßig mit YouTube und TikTok beschäftigen und unter anderem Erkenntnisse zu Erzählstruktur und Emotionen liefern. Forscher*innen zeigten beispielsweise, dass Selfies von Wissenschaftlerinnen auf Instagram Stereotypen von männlich konnotierten MINT-Fächer verändern können. Auch ermutigen sie Forscher*innen dazu, im Videobereich mit ausgebildeten Wissenschaftskommunikator*innen zusammenzuarbeiten, um ansprechende, zugängliche Formate zu entwickeln.
Einen Forschungsüberblick hat auch ein Team um Daniel Silva Luna von der Universität Augsburg zusammengestellt. Die Forscher*innen haben wissenschaftliche Literatur über die Arbeit von Wissenschaftskommunikation mit kommunikative künstliche Intelligenz (ComAI) überprüft und auf dieser Grundlage Qualitätsprinzipien entwickelt. Diese umfassen neben anderen auch wissenschaftliche Integrität, Menschenzentriertheit und ethisches Verantwortungsbewusstsein.
Maßnahmen gegen (visuellen) Hass im Netz diskutieren Franziska Oehmer-Pedrazzi von der Fachhochschule Graubünden und Stefano Pedrazzi von der Université de Fribourg. Dafür haben sie Merkmale solcher Hass-Äußerungen gesammelt, um mögliche Maßnahmen zu identifizieren, darunter Handlungsoptionen von Staat und Medien. Sie kommen zum Schluss, dass „Maßnahmen nur im Zusammenspiel und unter gegenseitiger Kontrolle verschiedener Akteur:innen Hass online wirksam vermindern und gleichzeitig ein Höchstmaß an Meinungsäußerungsfreiheit garantieren können.“
Termine
📆 23. Juni 2025 | Neue Termine für die CZS STEM Impact School* (Berlin, Stuttgart & Online) | Mehr
📆 26. Juni 2025 | Bundestagsdebatte über Freiheit von Forschung und Lehre (online) | Mehr
📆 3. bis 6. Juli 2025 | Festival der Zukunft (München) | Mehr
📆 9. bis 11. Juli 2025 | Fachtagungsreihe Inter.Aktion: Komplexes für alle zugänglich machen (Experimenta Heilbronn) | Mehr
📆 29. September – 1. Oktober 2025 | Wissenswerte (FU Berlin) | Mehr
Jobs
🔉 Scientific Writer (m/w/d) | Cochrane Deutschland Stiftung (Kein Bewerbungsschluss)
🔉 Leiter*in der Öffentlichkeitsarbeit (w/m/d) in Vertretung | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (Bewerbungsschluss: 6.7.2025)
🔉 Leiter:in Kommunikation und Engagement/ Pressesprecher:in (m/w/d) | Studienstiftung des deutschen Volkes e.V. (Bewerbungsschluss: 29.06.2025)
🔉 Leitung der Abteilung Wissenschaftskommunikation (m/w/d) | Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina e.V. (Bewerbungsschluss: 30.06.2025)
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