Street Philosophy bringt Philosophie zurück auf die Straße. Mit unterschiedlichen Stationen bietet das Format Möglichkeiten an, in kurze (oder lange) philosophische Interaktionen zu treten.
Street Philosophy
Idee
Philosophieren kann man nicht nur im Institut und Philosophie besteht auch nicht
aus akademischen Wissenshäppchen, die nur für Eingeweihte genießbar sind.
Philosophieren können alle, auch mal schnell zwischendurch – man muss nur
Gelegenheiten dafür schaffen! Mithilfe verschiedener Stationen schafft die Street
Philosophy genau dies.
Die Grundidee liegt darin, dass Philosophieren als kritisches Nachdenken meistens
nur etwas Zeit, Raum und eine Anregung braucht. Studierende und Dozierende
bauen dazu Stationen auf, die mithilfe unterschiedlicher, niedrigschwelliger Angebote zu philosophischer Reflexion einladen. Beispielsweise:
- Instant Philosophy: Vier bis fünf Personen werden eingeladen, fünf Minuten
lang zu diskutieren, und zwar über Fragen, die nacheinander aufgedeckt
werden; die Diskussion wird moderiert, am Schluss gibt es ein An-Denken in
Form einer Postkarte, auf die die Teilnehmenden die für sie interessantesten
Gedanken schreiben können. - Provokation: Studierende oder Dozierende warten mit problematischen,
paradoxen oder unsinnigen Thesen auf, die zum Widerspruch verleiten sollen:
„Nachts gibt es kein Wetter.“ „Worte haben keine Bedeutung.“ oder „Zeit fließt
nicht immer vorwärts.“ Die Teilnehmenden sind dazu aufgefordert, ihre
Selbstverständlichkeiten auf den Prüfstand zu stellen – oder die
Beweislastumkehr zu bemerken. - Frage einen Philosophen: Ein offenes Gesprächsangebot, bei dem eine gemütliche Sitzgelegenheit dazu einlädt, einfach darauf loszusprechen, bis einem die Themen ausgehen oder der Andrang zu groß wird.
Die Formate sind frei variierbar, wichtig ist, dass sie schnell und ohne Aufwand in
philosophische Diskussionen führen, die ebenso schnell wieder verlassen werden
können.
Von anderen Formen von Public Philosophy hebt sich die Street Philosophy nicht
zuletzt dadurch ab, dass alle Interaktionen grundsätzlich als symmetrische
Kommunikationssituationen gestaltet werden. Die teilnehmenden Philosoph*innen
treten nicht auf einem Podest auf und geben ihre Erkenntnisse an „Uneingeweihte“
weiter, sondern stellen ihr Wissen und Können ganz in den Dienst des Anliegens, dass Philosophie live „geschieht“. Man kann das Konzept mit dem Motto „Involvierung statt Vermittlung“ beschreiben.
Wer kann das Format anbieten?
- Hochschulen
- Schulen
- Kulturämter
- Stadtteilvereine
Zielgruppe
- Kinder
- Jugendliche
- Erwachsene
- Schüler*innen
- Studierende
- Fußgänger*innen
Vorbereitung
- (Studentisches) Team zusammenstellen
- Zuständigkeiten klären
- Kommunikationskanäle festlegen
- Erlaubnisse (Sondernutzungsrechte auf der Straße) bei den Ämtern einholen
- Material klären und besorgen (wie Stehtische oder Pavillons)
- Werben (online wie offline, beispielsweise mit Plakaten)
- Aufbau (und später Abbau)
Kosten
- ggf. Bearbeitungsgebühren
- ggf. für Material
Warum es sich lohnt
Es gibt ein erstaunlich großes Bedürfnis nach philosophischer Diskussion, wobei gerade die „großen Fragen“ nach Leben, Tod, Gerechtigkeit, Wahrheit und Wirklichkeit gerne diskutiert werden. Zugleich wird Philosophie selten zugänglich gemacht, und wenn, dann in Abendveranstaltungen, die wieder ein selbst-selektierendes Publikum besucht. Philosophie auf der Straße spricht alle an und lädt alle ein, ohne jede Voraussetzung. Die Gespräche sind überraschend, skurril, lehrreich, tief… und für alle Beteiligten ein Gewinn, nicht zuletzt für die Durchführenden selbst, insofern sie bemerken können, wie gut Philosophie auch außerhalb der Uni funktioniert und wie neugierig Menschen darauf sind.
Beispiele
Streetphilosophy, so schreibt Arte über die Sendung, „bringt die wirklich
wichtigen Fragen des Lebens dorthin zurück, wo sie entstehen: auf die
Straße, unter die Menschen, in die Dönerbuden und Spätis.“:
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Weitere Informationen
- Weitere News und Informationen des Street Philosophy Instagram Accounts:
https://www.instagram.com/pubphil.hd/ - Das Programm der Heidelberger Street Philosophy Tage 2023:
https://fsphilosophie.stura.uni-heidelberg.de/wp-content/uploads/2025/04/Programmheft_Public_Philosophy.pdf - What public philosophy is, and why we need it more than ever:
https://psyche.co/ideas/what-public-philosophy-is-and-why-we-need-it-more-than-ever - https://praefaktisch.de/populaere-philosophie/public-philosophy-philosophieren-in-der-oeffentlichkeit/
- „Philosophie nach dem Lockdown. Plädoyer für Public Philosophy“, in: Philosophische Rundschau 67 (2), 2020, 137-145.
*Transparenzhinweis: Das Format haben Tom Wellmann (Pädagogische
Hochschule Heidelberg) und Thomas Arnold (Universität Heidelberg) beigetragen.