Foto: Gesine Born/WiD

Wissenschaft für alle?! Treten wir in den Dialog

Friederike Hendriks von der Westfälischen Wilhelms-Universität erforscht die Wissenschaftskommunikation. Ihren wissenschaftlichen Blick ließ sie über das 9. Forum Wissenschaftskommunikation schweifen und war begeistert.

Mit hohen und ausnahmslos positiven Erwartungen fuhr ich zum Forum Wissenschaftskommunikation nach Bielefeld. Ich wusste, dass spannende Sessions auf mich warteten, und mit der Fast Forward Science Preisverleihung ein unterhaltsames Rahmenprogramm. Ich freute mich auch darauf, einige bekannte Gesichter zu treffen. Aber ich antizipierte auch, zur Minderheit zu zählen – ich mache eben nicht selbst Wissenschaftskommunikation, ich forsche dazu.

Zu allererst wurde klar: Auch das nunmehr 9. Forum Wissenschaftskommunikation war wieder ganz am Puls der Zeit, oder ihm gar etwas voraus. Ein Glücksfall, dass der Communicator-Preis der DFG an Andreas Zick gegangen war. So begann das Forum direkt mit einer spannenden Analyse zu „neurechten Einstellungen“ in der Mitte der Gesellschaft und einem Appell an die Wissenschaftskommunikation, den womöglich selbst-referentiellen Wissenschaftler_innen im sogenannten post-faktischen Zeitalter helfend zur Seite zu stehen.

Melanie Smallman brachte die Aufgabe der Wissenschaftskommunikation in einem postfaktischen Europa dann auf den Punkt. Aus einer einer historischen Analyse der Wissenschaftskommunikation schloss sie, dass deren Aufgabe sei, das Vertrauen in das System Wissenschaft durch Dialog zu stärken. So könne die öffentliche und ehrliche Kommunikation von Fehlern, und die ihre öffentliche Diskussion darüber vertrauensbildend wirken und die Suche nach gemeinsamen Lösungen unterstützen. Dabei komme es insbesondere darauf an, wahrzunehmen, dass Wissenschaft und Gesellschaft nicht nur Themen von zwei gegensätzlichen Standpunkten aus, sondern in enger gegenseitiger Abhängigkeit bearbeiten. Diese gegenseitige Abhängigkeit zeigte sich auch in anderen Sessions des Forums deutlich, etwa wenn es um Themen wie „Roboterarbeit“ oder „Tierversuche“ ging, deren Kommunikation das Abwägen ethischer und wissenschaftlicher Aspekte erfordert.

Bei der Podiumsdiskussion „Gefühlte Wissenschaft“ wurde über die Kommunikation wissenschaftlicher Unsicherheit, Debatten in sozialen Netzwerken und Vertrauen in Wissenschaft und Wissenschaftler diskutiert. Mit Experten aus Wissenschaft und ihrer Kommunikation besetzt, zeigte dieses Podium eine weitere Stärke des Forums Wissenschaftskommunikation, nämlich den aktiven Dialog zwischen Forschung und Praxis (der sich ja nun auch auf wissenschaftskommunikation.de wiederfindet). Aus meiner Sicht also schade, dass Kolleg_innen aus der interdisziplinären Forschung zur Wissenschaftskommunikation und ihrer Rezeption nicht in größerer Zahl vertreten waren.

Dabei wurde doch eines klar beim 9. Forum Wissenschaftskommunikation: Zwar gilt (noch) nicht „Wissenschaft für alle?!“, wie das Motto der Tagung fragend in den Raum gestellt hatte. Aber miteinander in den Dialog zu treten – das könnte allen Beteiligten – der Öffentlichkeit, den Kommunizierenden und der Wissenschaft selbst – etwas bringen. Ich jedenfalls nehme einige spannende Themen und Erkenntnisse mit nach Hause, die sicher auch meine wissenschaftliche Arbeit bereichern werden. Ich freue mich auf zukünftigen Dialog!

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